Glossar

Dieses Glossar ist parallel zur Bearbeitung der Primärquellen entstanden. Es erhebt keinen Anspruch eines technischen Nachschlagewerkes, sondern soll ausschließlich den Nutzer des Digitalen Malkastens unterstützen.

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1 Allgemeine Hinweise
Um dem Nichtlateiner den Umgang mit den Taxen, Inventaren und Preiscourants zu erleichtern, wurden zahlreiche lateinische Begriffe in das nachgestellte Glossar aufgenommen. Humanistisch Vorgebildete mögen das Küchenlatein nachsehen, das an manchen Punkten der vereinfachten Nutzung wegen beibehalten wurde. Man beachte, dass das Glossar Umlaute nicht einzuordnen vermag - WordPress kennt eben unser Alphabet nicht! So stehen Rösellack und Rötel nach Ruß. Naserümpfen über Unvertrautes in den historischen Taxen - so steht in den frühen Taxen in der Regel v vor u - sind in Anbetracht dieses Mangels nicht angezeigt.

Das vor allem für die Ausbildung von Apothekerlehrlingen verfasste Werk von L. Christoph Hellwig: Dreyfacher Als Thüringisch=Meißnischer/ und Niedersächsischer Teutsch= und Lateinischer Apothecker=Tax/ Darinne der Werth aller und jeder/ so wohl einfachen als zusammen gesetzten Artzneyen zu finden; Einer nöthigen und ausführlichen Vorrede/ Wie solches Werck Nicht nur alle Liebhaber der Medicin, der Artzney= und Wund=Artzney=Kunst Ergebene/ desgleichen die Materialisten/ sondern auch Jedweder Hauß=Vater und Hauß=Mutter in Städten und Dörffern sehr nützlich gebrauchen können, Frankfurt und Leipzig 1714 bietet sich zudem als zeitnahes deutsch-lateinisches Nachschlagewerk mit einem lateinisch-deutschen Index an.
2 Verwendete Literatur
Die nachfolgende Literaturliste umschreibt einen, meinen, eben nur einen Handapparat, er könnte auch anders aussehen. Handapparate sind nie vollständig, sie wachsen und die besten Werke stehen irgendwo am Rand, häufig benutzt. In der täglichen Arbeit am Digitalen Malkasten erwiesen sich digitalisierte Quellen als besonders hilfreich, was jedoch den Nutzen von Georges Ausführlichem Handwörterbuch Lateinisch - Deutsch, 7. Auflage Darmstadt 2010 nicht schmälern sollte (auch im Netz unter zeno.org zu finden, wunderbar).

a) Als außerordentlich ergiebig (der klare Sieger im Handapparat) erwies sich J. Chr. Schedels neues und vollständiges Waaren-Lexikon: worinnen alle und jede im deutschen und fremden Handel gangbare Artikel, sowohl rohe als verarbeitete Produkten und Kunstsachen, für Kaufleute, Fabrikanten und Geschäftsmänner deutlich und bestimmt beschrieben sind, und zwar nicht allein in Rücksicht auf ihre Natur und Kunstgeschichte, sondern auch nach ihrer Anwendung und Benutzung, ihren Verhältnissen in Waage, Maaß, Verkaufsart , u.s.w. / Erster Theil: A bis L und Zweiter Theil M bis Z, Weissenburg in Franken und Offenbach 1789 und 1791.

b) Der Griff zu Thomas Brachert, Lexikon historischer Maltechniken. Quellen – Handwerk – Technologie – Alchemie, München 2001 ist immer zu empfehlen.

c) Digital leicht zu erschließen ist Johann Heinrich Zedler, Universallexicon aller Wissenschaften und Künste aus dem 2. Viertel des 18. Jhs.

d) sowie die in der 2. Hälfte des 18. Jhs. und der 1. Hälfte des 19. Jhs. erschienene Oekonomische Encyklopädie von Johann Georg Krünitz. Beide sind wertvolle Online-Quellen!

e) Ein weiteres, von dem Pariser Materialisten Peter Pomet verfasstes Warenlexikon - in deutscher Übersetzung 1717 in Leipzig erschienen - liegt im Deutschen Textarchiv als Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler in digitaler Form vor.

f) Als wertvolle weitere Quelle für alltägliche Dinge erwies sich das Vollständige und sehr Nutzbare Haußhaltungs=Lexicon (Teil 1) und Teil 2, verlegt bei Martin Göbhard Bamberg 1752.

g) Johann Karl Koenig, Droguerie=, Spezerei= und Farb=Waaren=Lexikon: oder vollständige und genaueste Anleitung, die officinellen Benennungen der Droguerie=Waaren, welche auf den Preis=Couranten gewöhnlich abbrevirt sind, in den ganzen Worten richtig deutsch und lateinisch verstehen zu können, nebst ausführlicher Beschreibung der Erzeugungs= und Bezugsorte sämmtlicher Droguerie=, Spezerei= und Farbwaaren, dann wie solche auf den menschlichen und thierischen Körper oder im technischen Fache angewendet, am geeignetsten aufbewahrt, deren Aechtheit am besten erkannt werden können und wie mögliche Verfälschungen aufzufinden sind, München 1839.

h) Um 1500, also kurz vor dem von uns betrachteten Zeitraum (1553 - ca. 1830), entstand das Tegernseer Liber illuministarum. Lange erwartet, erschien 2005 das von Anna Bartl, Christoph Krekel, Manfred Lautenschlager und Doris Oltrogge edierte, übersetzte und kommentierte „Liber illuministarum“ aus Kloster Tegernsee. Das zum Verständnis der zahlreichen kunsttechnologischen Rezepte verfasste und allen wissenschaftlichen Kriterien genügende, überaus reichhaltige Glossar (S. 679-738) ist auch für unser Projekt ein hilfreiches Nachschlagewerk zur Natur und Verwendung vieler Waren im Digitalen Malkasten. Ergänzend wird das von Jo Kirby in Jo Kirby, Susie Nash and Joanna Cannon (Hg.): Trade in Artists’ Materials. Markets and Commerce in Europe to 1700, Archetype London 2010, hier S. 447-461 verfasste Glossar empfohlen.

i) Zu den Simplicia siehe Erika Hickel, Chemikalien im Arzneischatz deutscher Apotheken des 16. Jahrhunderts, unter besonderer Berücksichtigung der Metalle, Dissertation Braunschweig 1963.

j) Zur Einordnung von Maßen und Währungen erwies sich die Fleißarbeit von Fritz Verdenhalven, Alte Meß- und Währungssysteme aus dem deutschen Sprachgebiet", 2. Auflage im Nachdruck von 2011 als wertvolle Hilfe.
3 Diskriminierende Bezeichnungen
Die in vielen Taxen übliche Bezeichnung von Storax als "Judenweihrauch" oder von Asphalt als "Judenpech oder Judenleim" sind historische Bezeichnungen und als solche zu werten. Sie deuten auf eine Herkunft (aus dem Nahen Osten), auf eine Nutzung (z. B. als Räucherwerk) oder eine Qualität (im Fall von Storax auf eine mittlere) hin. Ganz allgemein enthalten Apothekenordnungen judenfeindliche Regelungen: So durften in vielen Städten Juden das Offizin der Apotheke nicht betreten, sondern mussten vor der Apotheke auf die Aushändigung der Waren warten.
A
Acinum. -i n
lat. Traubenkern, Ausgangsmaterial für -> Pflanzenschwarz
Adnatus, -a, -um
lat. nachgeboren, hier an- oder aufgewachsen z. B. bei Mineralien wie Pyrit (ad pyreten)
Aerosus, -a, -um
lat. erzreich, erzhaltig z. B. bei Kupfererzen
Aerugo
auf Kupfer sich bildende grünblaue Patina, auch Chrysocolla factitia oder Kupferrost, arzneiliche Verwendung nach Hickel gesichert
Aes ustum
Nach Hickel gebranntes Kupfer, in der Regel schwarze (CuO) und selten rote (Cu2O) Kupferoxide. Arzneiliche Verwendung gesichert. Nach Schedel 1789, S. 579 wird Aes ustum aus Kupfer, Schwefel und Meersalz hergestellt (Crocus Veneris). Das genaue Rezept gälte als Fabrikgeheimnis in holländischen Herstellungsstätten. Herstellung auch in Deutschland.
Aes, aeris
lat. Kupfer, auch Kupferlegierungen wie Bronze (Cu-Sn) und Messing (Cu-Zn)
Agtstein
andere Bezeichnung für -> Bernstein
Alaun
Kaliumaluminiumsulfate oder verwandte Sulfate. Wichtiges Hilfsmittel in der Färberei und der Farb(lack)produktion, wie z. B. bei der Herstellung von ->Saftgrün
Albedo, -dinis f.
lat. die weiße (albus, -a, -um) Farbe, selten verwendet im Zusammenhang mit weiß gebranntem ->Spodium (->Beinweiß): ad albed. calcin. s. Spodium (Schleswig-Holstein 1702)
Albus, -a, -um
lat. weiss
Alizarin
-> Krappwurzel
Aloe
Als Farbstoff zur Färbung von Goldgrund, auch in Firnissen, auch für feuriges Grün in Ausmischung mit Grünspan (Brachert). Nachweis Referenz 19. Jh. in Dietemann/Herm 2009.
 
Alumen
->Alaun
Ammoniacum
Milchsaft aus Dorema ammoniacum, Zusatz zu Firnissen und Goldgrund, Hinweis in Taxen als beste Qualität aus Cyrene (heute in Libyen)
Amylum
lat. für -> Stärke. Weitere ähnlich lautende Synonyme sind Amydum, Ammlung, Ammel, Amidon
Amylum coeruleum
lat. für -> Smalte
Ana
lat. gleich viel in Bezug auf Mengeneinheit, Preis etc.
Anime
Weisses Harz, eingesetzt als Firnisharz in Mischung mit anderen Harzen, auch für Überzüge auf Metall, Leder
Anthos
syn. für -> Rosmarinöl
Antimonium
-> Spießglas
Antimonschwarz
-> Spießglas
Antimonzinnober
-> Kermesit. Antimonzinnober nicht vollständig erfasst, da erst zu späterem Zeitpunkt aufgenommen.
Aqua fortis
auch Scheidewasser, historische Bezeichnungen für -> Salpetersäure
Arabischer Gummi
dt. Bez. für -> Gummi Arabicum
Arena, -ae
lat. der Sand, in Verbindung mit -> Streusand
Argenteus, -a, -um
lat. silbrig
Argentum
lat. Silber
Aridus, -a, -um
lat. trocken, verwendet in Verbindung mit Koniferenharzen
Armenierstein
Laut Schedel 1789, S. 43 grün- und lichtblauer Stein mit "glänzenden Sandbruchen durchsäet". Fundorte in Kupfer- und Silberbergwerken in Tirol, auch in Württemberg (Bulach nahe Karlsruhe). Der Armenierstein werde "zart gerieben, gewaschen und vom Sande gesäubert". Ausgangsmaterial für künstliches Bergblau. Hickel weist in einem Lapis Armenus aus der Stadtapotheke Schweinfurt blaue basische Kupfercarbonate (Azurit) nach. Gemäß Hickel sollen sich der Armenierstein vom Bergblau dadurch unterscheiden, dass in der alten Literatur das Bergblau das reinere, Armenierstein das unreinere Kupfermineral war. (Hickel, S. 167).
Armenischer Bolus
Rote Tonerde für Grundierungen, in den Taxen gelistet als Bolus orientalis, Bolus armenus ode Rubrica armena. Abgrenzung zu rotem Bolus nur über Herkunft aus dem historischen Armenien, heute der östlichen Türkei.
Arsenicum
lat. Arsen
Arsenicum citrinum
-> Auripigmentum
Artificialis
lat. künstlich zubereitet
Asa faetida/foetida
-> Teufelsdreck
Aschblau
Synonym für -> Smalte
Asphalt
Bitumenhaltige Gesteine/Erden. In apolaren Lösemitteln löslich. Als lasierende Farben in Ölfarben, häufig mit Kupfersalzen sikkativiert. Auch als Klebekitt, in schwarzen Überzügen und in Schutzanstrichen verwendet.
 
Lit.: Georgiana M. Languri, Molecular studies of asphalt, mummy and Kassel earth pigments: their characterisation, identification and effect on the drying of traditional oil paint, Dissertation 2004.
Atrament
Die Begriffe -> Atramentum , Chalcanthum oder Kupferwasser tauchen im Zusammenhang mit Tinten, Tuschen und Vitriolen auf. Eine Abgrenzung des Begriffes Atramentum zu den Vitriolen ist ausstehend. Vermutlich können jedoch die meisten unter Atrament verbuchten Einträge dem Begriff -> Tinte oder -> Tusche zugeschlagen werden. Atramentum scriptorium verweist eindeutig auf Schreibtinte, die eine wichtige Ware in historischen Apotheken war und auch dort hergestellt wurde. Tinten wurden als Tintenpulver (Encaustum) wie auch flüssig abgegeben. Die Taxen kennen schwarze, graue, gelbe, rote und grüne Tinten. Die Farbe der Tinte konnte auch damals verschiedenen Verwaltungsebenen, -zuständigkeiten und - akten zugewiesen werden. Die Taxe Leipzig 1685 zeigt einen handschriftlichen Randeintrag in grüner Tinte, Wittenberg 1646 solche in roter und schwarzer.
Atramentstein
sich im Alten Mann bildende reichhaltige Vitriolschichten, aus denen durch Schlämmen und Kristallisation grüne Vitriole gewonnen werden können.
Atramentum
-> Atrament
Atramentum scriptorium
-> Atrament
Atramentum sutorium
Grüne oder blaugrüne eisen- und/oder kupferhaltige Vitriole, die zum Lederfärben eingesetzt wurden.
Augenstein
andere Bezeichnung für weißen ->Vitriol
Aureus, -a, -um
lat. goldfaben
Auripigment
Hochgiftiges, gelbes Arsensulfid (As2S3). In der Regel wird der Begriff Auripigment für das mineralische Arsensulfid verwendet. Hinter Arsenicum citrinum verbirgt sich eine gemachte/factitium Form, die in der Regel auch teurer (da reiner) als Auripigment ist. Nach Schedel 1789, S. 53 wird Auripigment als "gelbgrünes oder gelbröthliches mit Goldglanz durchwachsenes Mineral" aus ungarischen Kupferbergwerken gewonnen. Die künstlich hergestellte Form wird auch als eine, aus Arsenoxid (Hüttenrauch) und Schwefel künstlich gewonnene (auch gelber Hüttenrauch) bezeichnet. Hochgelbe Varietäten werde am teuersten gehandelt, die gelbgrüne am geringsten. Bezug in Zentnern aus Wein, Prag und Triest erwähnt. Vertiefung des Farbtons durch Zusatz von Galle.
Aurum
lat. Gold
Auswahltaxe
führt nur ausgewählte, in der Regel pharmazeutische Waren und ihre Preise an, häufig bei handschriftlichen Abschriften
Azurit
Natürlich vorkommendes basisches Kupfercarbonat, das als ein wesentlicher Bestandteil von -> Bergblau zu sehen ist. Die Bezeichnung Azurit geht auf die frühe Mineralogie zurück, ist jedoch in keiner der bislang ausgewerteten Preislisten zu finden. Taxen kennen die Bezeichnungen Lasurblau und Bergblau. Eine eindeutige Abgrenzung zum Ultramarin erweist sich als schwierig.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 75 ff. und Andreas Burmester und Christoph Krekel, The Relationship between Albrecht Dürer’s Palette and Fifteenth/Sixteenth-Century Pharmacy Price Lists. The Use of Azurite and Ultramarine, in: Ashok Roy und Perry Smith (Hrsg.), Painting Techniques. History, Materials and Studio Practice, London 1998, S. 101–105 (Burmester Krekel Dublin 1998).
B
Bacillum, -i n
lat. Stöckchen in Verbindung mit ->Stocklack
Bacullum, -i n
lat. Stock in Verbindung mit -> Stocklack
Ballen
Nach Haushaltungs=Lexicon enthält bei der Buchproduktion 1 Ballen 10 -> Riess Papier.
Balsam
Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 5) "in spiritu auffgelösete, oder wohl gar mit herüber destillirte [->] resinae, oder [->] gummi resinae, balsama nativa". Schedel 1789, S. 50 nennt den Peruanischen (weiß und schwarz) sowie Copaivabalsam aus Brasilien. Von den, in Apotheken angebotenen zahlreichen salbenähnlichen, oft mit Duftstoffen wie Ambra oder Moschus versetzten -> Balsamen werden für den Digitalen Malkasten hier nur Copaivabalsam und Perubalsam erfasst. Aus analytischer Sicht nicht trocknende Diterpenharze mit Essenzölanteilen(?), deshalb nur als Zusätze einzusetzen (Mitteilung U. Baumer und P. Dietemann).

Lit.: Gundel Steigenberger und Christoph Herm, Natural resins and balsams from an eighteenth-century pharmaceutical collection analysed by gas chromatography/mass spectrometry, in: Anal. Bioanal. Chem. (2011) 401:1771-1784.
Baphium, -i n
Lat. die Färberei, verwendet in Verbindung mit Kermes (auch -> coccus baphica, dem Färberkern)
Barila
Hohlmaß z. B. für Brandwein. 1 Barila = 46 Maß (Buchler 1821 aus Triest)
Batard
franz. bâtard, der Bastard. Verwendet in Verbindung mit Safflor im Sinne von Bastard Safran, also gemeiner Safran
Batiturus, -a, -um
lat. (vermutlich) gestoßen, geschlagen (in Verbindung mit Hammerschlag). Abgeleitet von bat(t)ere stoßen, schlagen
Baumöl
Olivenöl
Beinschwarz
verbucht unter ->Spodium. Nach Sattler 1821 wird Beinschwarz zuerst nass, dann trocken gemahlen. Neben einer Verwendung als Pigment wird Beinschwarz in großen Mengen in Schuhwichse verbraucht. Im Hinblick auf eine Verwendung als Pigment wird die Rolle von Schwarzpigmenten oft überschätzt. Waren die farbgebenden Pigmente bis in das 18. Jahrhundert oft "verschmutzt" benötigten erst die farbintensiven Novitäten des 19. Jahrhunderts Schwarz, um die zu grelle Farbigkeit zu brechen.
Beinweiss
-> Spodium
Belgicus, -a, -um
lat. aus den Niederlanden
Benzoe
Benzoe wird als Farbharz (Gold-)Lacken zugegeben, riecht gut. Benzoe wird ebenso wie Drachenblut als Farbstoff (molekular gelöst) und nicht als Pigment eingesetzt, dadurch schön transparente Farblacke möglich. Auch Verwendung bei der Herstellung von Firnissen.
 
Lit.: Johann Koller, Katharina Walch, Ursula Baumer (2000): Die Französische Lackmöbel des 18. Jahrhunderts: Criard, Deforge und Dubois. Eine technische und naturwissenschaftliche Untersuchung der Imitationslacke. In: Japanische und europäische Lackarbeiten, Arbeitsheft 96 des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, München, S. 537-559.
Bergart
-> Mineralia
Bergblau
Bergblau wird aus dem -> Armenierstein (lapis armenus) gewonnen. Bislang gelingt eine begriffliche und eindeutige Abgrenzung zwischen natürlichen blauen und blaugrünen Kupfersalzen (coeruleum nativum, natürliches Lasurblau, vereinfachend oft nur als Azurit bezeichnet), dem echten und mühsam aufzubereitenden -> Ultramarin und der künstlich hergestellten -> Smalte (coeruleum factitium) auf der Basis der Taxen und Preiscourants nur unvollständig.
Berggelb
syn. für natürlichen gelben Ocker
Berggrün
Aus kupferhaltigen Wässern (auch Alaunvorkommen, stillgelegte Bergwerke) hergestelltes oder sich natürlich absetzendes Grünpigment. Je nach Zusammensetzung der kupferhaltigen Salze kann der Grünton auch ins Bläuliche gehen. In der modernen Analytik als unterschiedliche Pigmente wie Brochantit, Malachit usw. benannt.
 
Lit.: Andreas Burmester und Laura Resenberg, „Von Berggrün, Schiefergrün und Steingrün aus Ungarn“, in: Restauro 109, Heft 3, 2003, S. 180–187 (Burmester_Berggruen_2003). Auch die kunsttechnologische Literatur wird durch englischsprachige Literatur dominiert: Dies ist besonders im Hinblick auf deutschsprachige Quellen schmerzlich, deren Bedeutung und Inhalt heute außerhalb des deutschen Sprachraums nur eingeschränkt wahrgenommen werden. Ein Beispiel hierfür sind Quellen zum Berggrün, dem über viele Jahrhunderte dominierenden opaken Grün auf der Künstlerpalette, das jedoch in kaum einer der Analysen korrekt erfasst wird. Eine englische Übersetzung des obigen Aufsatzes von Andreas Burmester und Laura Resenberg steht deshalb als Download zur Verfügung (Burmester_Resenberg_Berggruen_2003_engl).
Bergrot
seltene Bezeichnung für natürlichen Zinnober (Ulm 1706)
Bergwachs
heute als Ozokerit bezeichnet, Gemisch von aliphatischen und aromatischen Kohlenwasserstoffe. In Frankfurt 1582 und Worms 1582 unter der Bezeichnung Bergwachs (cera montana) gelistet, in der Regel in Verbindung mit -> bitumen nostrum (Speyer 1614) oder -> Asphalt und -> Pech
Berliner Blau
Das 1706 erfundene, erstmalig 1710 publizierte Berliner Blau, ein Hexacyanoferratkomplex, wird erstmalig in den 1710er Jahren in den Niederlanden in nennenswerten Mengen hergestellt. Ein frühester Nachweis auf einem niederländischen Gemälde fällt in das Jahr 1709 (Mitteilung Heike Stege Doerner Institut). Doch erst die Veröffentlichung der Rezeptur 1724 ebnet den Weg für eine breite Anwendung. Ein erster Nachweis in der Preisliste von Carl Anton Venino 1727. Das tiefblaue Pigment war in den Folgejahren als helle und dunkle Varietät über Apotheken, Drogerien und Materialisten zu beziehen. Arnoldi 1830 nennt Nutzung "zu feiner Malerei u. für Papiermühlen", auch für "Anstreicher, Tapeten-Fabrikanten, Papierdrucker". Schedel 1789, S. 91 f. weist auf die großen Preisspannen hin, die für Berliner Blau gefordert würden. Der Vertrieb erfolge im Pfund. Als Produktionsstätte nennt er für die 1790er Jahre Breslau und Vestenbergskreuth (Franken). In letzterem ist für 1756 eine Manufaktur für Berliner Blau gesichert.

Aus der umfassenden Literatur zu Berliner Blau sei empfohlen: Alexander Kraft: "Notitia coerulei berolinensis nuper inventi". On the 300th Anniversary of the First Publication on Prussian Blue, in: Bull. Hist. Chem. Vol. 36 (2011), No. 1, hier S. 3-9.
Bernstein
Fossile Harze verschiedener Herkunft. Aufschluss des hochpolymerisierten Bernsteins u. a. durch Kochen mit -> Spiköl. Genutzt zu Ölharzlacken für die Herstellung von Firnissen, für Überzüge für den Innen- (Gemälde, Möbel) wie Außenbereich (Kutschen- und  Bootslacke).
Betula, -ae f.
lat. die Birke
Bezetta, -ae f
-> Tournesol
Bibulus, -a, -um
lat. saugfähig (in Verbindung mit Papieren benutzt)
Bicolor, -is
lat. zweifarbig
Bimsstein
Schleif- und Poliermittel
Bister
Aus Kaminruß gewonnene Tusche, verwendet für Zeichnungen und Lavierungen, auch in barocken Überzügen

Lit.: Ursula Baumer, Charlotte Höpker, Patrick Dietemann und Katharina von Miller, On the Use of Bistre in Transparent Wood Varnishes: Analysis, Application and Reconstruction, in: Studies in Conservation, 64:sup1, S115-S125, DOI: 10.1080/00393630.2018.1563355, Link https://doi.org/10.1080/00393630.2018.1563355
Bitumen
-> Asphalt
Blasengrün
Bei Schedel 1789, S. 110 f. nachgewiesene Bezeichnung für in Schweine- oder Rinderblasen abgefülltes ->Saftgrün
Blattgold
Zum Blatt ausgeschlagene Goldfolie, angeboten als einzelnes Blatt und als Buch.
Blattsilber
Zum Blatt ausgeschlagene Silberfolie, angeboten als einzelnes Blatt und als Buch.
Blauholz
bisher nicht erfasster, aus Campecheholz gewonnener Farbstoff. Herkunft aus Campeche (Mexiko) und Honduras, über Cadiz (Mexiko) und London nach Deutschland verschifft. Das Holz wird geraspelt und gemahlen vertrieben.
Blawstieffels
Synonym zu -> Smalte. Zu Stieffels siehe auch -> Stärke.
Bleigelb
Historische Bezeichnung für gelbe Bleizinn- oder Bleizinnantimonmischoxide. Da der Ursprung aller für uns interessanten Bleioxide im Kupellationsverfahren zu vermuten ist, wird die analytische Beobachtung von Zinn oder Antimon neben Blei verständlich. So wird aus ->Bleiglätte ->Mennige gewonnen, ebenso denkbar sind alle Formen von gelben Kupfer-Metall-Mischoxiden.

Der historische Begriff Bleigelb deckt weit besser als die modernen analytischen Begriffe die zahlreichen Gelbtöne ab, die von orange über gelb bis hin zu fast weiß reichen können. Eine Verwendung in der Malerei ist häufig belegt. Die Taxen und Preiscourants machen deutlich, dass -> Neapelgelb ab 1727 (erneut Venino 1727) Bleigelb verdrängt. Neben gemeinem (vulgaris) Bleigelb war Bleigelb hoher Qualität aus England erhältlich. Daneben wird nürbergisch Bleigelb genannt. Als Synonym für Bleigelb ist Ochra factitia und/oder -> plumbaria gängig.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 65 ff. sowie Christoph Krekel und Andreas Burmester, Herstellung und Vorkommen gelber Bleipigmente in der europäischen Malerei, Kurzfassung des Vortrages, in: Gerhard Schulze und Ingo Horn (Hrsg.), Jahrestagung des Arbeitskreises Archäometrie und Denkmalpflege, Dresden 20.–31.3.2000, S. 198–201 (ISSN 0949-4057) (Krekel Burmester Dresden 2000).
Bleiglätte
Neben -> Mennige tritt in den Preislisten die Bleiglätte (Blei II-oxid PbO). Die Listen kennen die "bleichgelbe" Silberglätte (Lithargyrium argenti) oder bei höheren Temperaturen durch rotes PbO gefärbte, goldgelbe Goldglätte (Lithargyrium auri). Bleiglätte ist nach Schedel 1789, S. 412 f. ein Abfallprodukt der Kupellation: Hierbei werden edelmetallhaltige Erze wiederholt mit reichlichen Mengen Blei erhitzt. Unter Luftzutritt und Wärme bilden sich dabei Bleioxide, unedle Metalloxide, Blei und Edelmetalle wie Silber oder Gold. Bei diesem seit der Antike bekannten Reinigungsverfahren entstehen auch Silber- und Goldglätte (PbO), die je nach PbO-Anteilen mal silbrig, mal rötlich sind. Kühlt das Oxidgemisch im Reaktionsgefäß (der Kupelle) ab, trennt sich das Edelmetall ab, während die Bleioxide von der Kupellenwand aufgenommen werden. Qualitativ hochwertige Bleiglätte kommt aus Polen, gehandelt über Breslau und Danzig, dann aus Goslar, England und Schweden, aber auch aus der Steiermark und Kärnten. Insbesondere Hamburg diente neben anderen als Umschlaghafen, dort in großen Mengen gehandelt im Zentner. Die in jeder Taxe vertretenen Silber- und Goldglätte sind offenkundig steinartige Schlacken, die gepulvert (gestossen) werden müssen. Silber- wie Goldglätte finden medizinische Anwendungen, bei Töpfern für Keramikglasuren und sträflicher Weise - wie Schedel berichtet - zum Süßen von Weinen.
Bleioxid
Die hier ausgewerteten Listen kennen drei Formen von Bleioxiden. (1) Gebranntes Blei (Plumbum ustum), nicht klar zuzuordnen, (2) -> Bleiglätte PbO als Gold- und Silberglätte, und (3) -> Mennige Pb3O4. Arzneiliche Verwendung nach Hickel für viele Formen von Bleioxiden gesichert, Schedel 1789, S. 412 f. warnt vor den Nebenwirkungen.
Bleistift
aus Graphit hergestellte Zeichen- und Schreibstifte, verbucht unter -> Graphit.
Bleiweiß
Künstlich hergestelltes weißes Pigment, laut Haushaltungs-Lexicon auch als Bleiweißstangen zum Zeichnen und Schreiben auf farbige Papiere.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 61 ff.
Bleyasch
-> Bleioxid
Bogen
für Papier siehe unter Reiss
Bolus
Weiße, gelbe, vor allem jedoch rote oder braune (eisenoxidhaltig) tonhaltige Erden (Aluminiumsilikate). Herkunft aus Böhmen, Schlesien, aus dem Raum Nürnberg oder Helmstadt, oder als Bolus orientalis oder armenus (separat verbucht unter -> Armenischer Bolus) usw.. Historische Synonyme Rubrica sinopica und Minium sinopicum, also aus der Provinz Sinop im nördlichen Anatolien kommend. Bolus wird zu Heilzwecken, aber auch z. B. für Grundierungen, Lasuren, Vergoldungen (Poliment) genutzt.
Borax
Natürliches oder künstliches Natriumborat, das vielfältige Anwendungen fand: Flussmittel für den Gold- und Kupferschmied in Metallschmelzen und beim Löten sowie bei der Herstellung von Email, keimhemmender Zuschlag zu Kalkfarben. Laut Haushaltungs-Lexicon oft über Venedig gehandelt, wo es geläutert wird. Die Herkunft des venezianischen Borax ist aus Ostindien.
Brasilholz
Das in vielen Taxen zu findende Brasilholz ist Grundstoff für die Gewinnung von braunroten, roten oder gelben Farbstoffen. Wie unsere Listen zeigen, wird das dunkelrote bzw. gelbbraune Holz in ganzen Stücken, geraspelt oder gemahlen gehandelt. Nach Schedel 1789, S. 142 wird es aus Brasilien, Guinea, Ostindien und die Antillen - auch über die holländischen und dänischen Handelshäuser (Ostindienkompanie) - in großen Mengen eingeführt. Die beste Qualität wird als Fernambuk Holz bezeichnet (gehandelt über Lissabon), Rotholz aus Guinea gilt als die mindeste Qualität. Die Farbstoffe werden u. a. zum Färben von Furnieren oder Musikinstrumenten genutzt.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 71
Braunrot
Rot bis rotbraun gefärbter (gebrannter) Ocker. Abgrenzung zu -> (gelben) und roten Farberden fließend.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 62
Braunschweiger Grün
synthetisches Kupfergrünpigment (verm. i.w. Atacamit), bekannt seit nach 1767, taucht bei derzeitigem Wissensstand erstmalig in Nürnberg 1772 auf.
Bremer Blau
grünblaues Farbpigment, gem. Arnoldi 1830 identisch mit ->Bremer Grün, verbucht unter -> Kalkblau
Bremer Grün
verbucht unter -> Kalkblau.
Buch
Bei Blattmetallen auch Büchlein. Angaben, wie viele Blatt ein Buch enthält, sind selten (z. B. 25). Nach Haushaltungs=Lexicon enthält 1 Buch Schreibe=Papier 24 Bögen Papier, 1 Buch Drucker=Pappier 25 Bogen.
barbaricus, -a, -um
eventuell lat. roh oder ungeklärter Herkunftsnachweis zu -> Gummi Arabicum (aus dem Arabischen), -> Indigo und ->Stärke
C
Caballinus, -a, -um
lat. Pferde-, hier Zusatz zu Aloe (auch Roßaloe)
Cadmia
-> Eisenfarbe
Caeruleus, -a, um
lat. blau, auch ->coeruleus
Calcinatus, -a, -um
lat. von calcinare = calcinieren. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 5 f.) (1) in der Bedeutung brennen: Unter Hitzeeinwirkung einen festen Körper (in den Taxen z. B. Muschel-, Hühnerschalen, Zinn, Vitriol) in ein Pulver überführen, das leicht (zwischen den Fingern) zerrieben werden kann. Hierbei werden z. B. bei Muschelschalen organische Anteile verbrannt, das Pulver erscheint reinweiß. Der Zusatz "gebrannt" erscheint in den Taxen häufiger als calcinat. (2) aber auch: Zu Blechen ausgeschlagene Metalle (Blei) werden über z. B. Essigdämpfen "calcinirt", das an den Oberflächen sich bildende Bleiweiß wird abgeschabt.
Calcitis
-> Chalcitis
Calx
-> Kalk
Campecheholz
verbucht unter -> Blauholz
Cancanum, -i n
lat. Bez. für Gummi aus einigen Arten des Balsamstrauchs, vorzüglich des arabischen [Georges], verbucht unter -> Lacca
Candidus, -a, -um
lat. glänzend weiß -> Bimsstein
Canna, -ae f
lat. (Schilf)Rohr
Caphura
-> Kampfer
Capsula, -ae f.
lat. für kleine Kapsel, Kästchen. Verpackungsform verwendet im Zusammenhang mit hochwertigem Drachenblut
Caput mortuum
Rotbrauner Rückstand beim Rösten von eisenhaltigen Vitriolen oder bei der Schwefelsäuredestillation aus Vitriolen, als Pigment eingesetzt. Nach Hickel auch hergestellt aus rot gebranntem -> Atrament. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 6) "kraftloser" Rückstand aus einer Destillation, Extraktion oder nach Auskochen.
Carabe
andere Bezeichnung für ->Bernstein
Carminlack
-> Karminlack
Carmoisin Lack
verbucht unter Karmin
Casselgelb
-> Kasseler Gelb
Cautela, -ae f
lat. Vorsicht
Centner
-> Zentner
Cer(e)visia, -ae f
lat. Weizen- oder Gerstengetränk, auch Bier, in den Taxen in Verbindung mit Acetum cerevisia Dantiscana (Danziger Bieressig) verwendet

Lit.: Zu Cerevisia, seiner Verbreitung, Nutzung und Bekömmlichkeit siehe René Goscinny und Albert Uderzo: Astérix le Gaulois, Paris 1959 und alle folgenden 38 Bände
Cera
-> Wachs
Cerussa
-> Bleiweiß
Cerussa citrina
-> Bleigelb
Cerussa rubra
Syn. für -> Mennige
Chalcanthum
syn. für -> Vitriole
Chalcitis, chalcitidis
gebrannter -> Vitriol
Chemischblau
Vermutlich Hilfsbegriff mit unsicherer Zuweisung. (1) Reaktionsprodukte aus der Reaktion von -> Indigo mit -> Schwefelsäure (Indigosulfonsäuren), derzeit verbucht unter -> Indigo. (2) Bei Arnoldi 1830 findet sich Chemisch Blau als Synonym zu Kobaltblau, Leuthnerblau und Ultramarin.
Chemischgrün
nachgewiesen in Arnoldi 1830, syn. zu Römisch Grün, Schwedisch Grün, verbucht unter -> Scheeles Grün
Chemnitzer Weiß
verbucht unter ->Bleiweiß
Chinesergelb
verbucht unter -> Ocker (Sattler 1823)
Chinesisch Gelb
lt. Rund 1830 syn. zu Ocker, verbucht unter -> Ocker
Chromgelb
Seit 1797 als Pariser Gelb bekanntes Bleichromat. Als frühester Nachweis von Chromgelb ist auf einem, auf 1812 datierten Gemälde von Joseph Anton Koch zu nennen (Mitteilung Heike Stege Doerner Institut). Herstellung z. B. durch Sattler Schweinfurt ab 1818. Chromgelb ist giftig. Synonyme Bezeichnungen Neugelb, vielleicht auch Königsgelb.
Chromgrün
Mischung aus Chromgelb und Berliner Blau, auch als grüner Zinnober bei Arnoldi 1830 zur Porcellanmalerei angeboten.
Chromrot
basisches Bleichromat von leuchtendem Rot.
Chrysocolla
-> Berggrün
Cinereus, -a, -um
Lat. aschartig, auch aschgrau
Cineris plumbi
lat. Bleiasche, siehe -> Bleioxid
Cinis, -eris
lat. Asche
Citrinus, -a, -um
lat. gelb
Civilpfund
-> Pfund
Claret
auch Gloriet, Clariet ... Bezeichnung für gemeinen (vulgaris) Terpentin
Claritus, -a, -um
lat. hell oder klar werden, in Verbindung mit Essig (acetum vini claretum wie in Bremen 1665) vermutlich als geklärt zu verstehen
Clavellus, -a, -um
lat. wohl nagelförmig, verwendet in Verbindung mit cineris clavellati / -> Pottasche oder Waidasche
Coccum, -i n.
Lat. auch coccus, -i n., der Kern. Verwendet in Verbindung mit coccus baphyca, der von Färbern genutzten Scharlachbeere (für die Gewinnung des scharlachroten Farbstoffes, des Kermes aus Schildläusen).
Cochenille
Getrocknete weibliche Läuse, die auf Opuntien (Kakteen) gezogen werden. Aus alkoholischen oder wässrigen Auszügen wird der Karminfarbstoff gewonnen. Ausgefällt mit Zinnsalzen (hochrot) oder mit Alaun (purpurviolett) (Brachert).
 
Siehe auch Stefanie Gerzer, Der Farbwarenhandel um 1800 – die Würzburger Kaufleute Venino, Dissertation Technische Universität München 2012, S. 149-153.
Coctionem
lat. durch Kochen (z. B. bei Ölen) gewonnen
Coeruleus, -a, -um
lat. blau. Verwendung in Coeruleum montanum
Colatus, -a, -um
lat. geläutert, rein. Verwendet in Verbindung mit Koniferenharzen.
Colcothar
-> Caput Mortuum. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 8) Rückstand aus dem Brennen von Vitriolen. Nach Hickel vorwiegend rotes Fe2O3.
Colla, -ae f
lat. Leim
Colophonium
Destillationsrückstand aus der Gewinnung von Terpentinöl -> Koniferenharz, deshalb ununterscheidbar ob von Kiefer, Fichte oder Tanne (→Terpentin).
 
Lit.: Patrick Dietemann, Katharina v. Miller, Charlotte Höpker, Ursula Baumer, On the use and differentiation of resins from Pinaceae species in European artworks based on written sources, reconstructions and analysis, Studies in Conservation, 2019, 64:sup1, S62-S73.
Communis
lat. gewöhnlich
Compositus, -a, -um
lat. aus mehreren Bestandteilen gewonnen
Concha, -ae f
lat. Muscheln
Covaivabalsam
-> Balsam
Crassus, -a, -um
lat. dick, grob, verwendet in Verbindung mit Kupferhammerschlag, -> Kupferoxid
Cribrare
lat. durchseihen, von cribrum = Sieb
Crudus, -a, um
lat. roh
Crystallisatus, -a, -um
lat. von crystallisare = in Kristalle verwandeln, in heutiger Sprache aus- oder umkristallisieren. In den Taxen fast ausschließlich in Verbindung mit Grünspan, weit seltener mit Borax und Zucker verwendet. Münster 1749 (Dispensatorio I, S. ) beschreibt die Umkristallisation von Salzen wie auch von Zucker im Detail: Diese würden "in Wasser auffgelöset, etlichemahl filtrirt, biß der durch filtrirte Liquor gantz klar, alsdan biß zum Häutgen zu sagen, daß sich oben auff den Wasser ein Häutgen gesetzet, gelind und ohne geringstes kochen abgerauchet [...] alsdan an einen kalten Ort in ein Glas [...] da dan der salzächtige Cörper sich unten und an den Rand, wie auch an denen in den Gefäß eingehenkten Bänden oder Stöcklein ansetzet oder anschiesset." Sind die Kristalle nicht rein, werden sie in reinem Wasser gelöst und der gesamte Vorgang wiederholt.
Cuprum
lat. Kupfer, aber auch Bronze (Sn) und Messing (Zn), alle zumeist auch bleihaltig, siehe -> Aes
Curcuma
Aus der Curcuma Wurzel (radix curcuma) gewonnener gelber Farbstoff, zusammen mit Alaun und Kreide Grundstoff für die Herstellung von -> Schüttgelb
Cutzinill
-> Cochenille
Cypria
lat. zyprisch
D
Dammar
In keiner der bislang erfassten Taxen, Inventare oder Preiscourants konnte Dammar nachgewiesen werden. Die Verwendung von Dammar in Firnissen erwähnt durch den Apotheker Friedrich Lucanus (1793 Halberstadt - 1872 ebenda) im Jahr 1830.

Lit.: Eva Wenders, Ursula Baumer, Johann Koller und Gerhard Banik, Dammar als Gemäldefirnis - Untersuchungen zu Löslichkeit, Glanz und Oberflächenrauheit, in: Arbeitskreis der Restauratoren (Hrsg.), Firnis. Material - Ästhetik - Geschichte, Braunschweig 1999, hier S. 152-159.
Dantiscanus, -a, -um
lat. aus Danzig
Depuratus, -a, -um
Lat. von depurare = reinigen. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 11) "Unsauberkeiten [Verunreinigungen] von einer materie absondern" (entfernen), bis der Stoff "gantz rein" ist. In den Taxen häufig in Verbindung mit Gummen, Pottasche, Aloe, Leinöl oder natürlichem Zinnober verwendet.
Destillatus, -a, -um
lat. von destillare = destillieren. In Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 11) ausführliche Darstellung der grundlegenden Chymischen operation der Destillation. Erhitzen einer Flüssigkeit, eines Feststoffes oder gelösten Feststoffes und nachfolgendes Abscheiden flüchtiger Bestandteile in Dampf- oder Tropfenform im gekühlten Teil der Vorrichtung. In den Taxen häufig verwendet in Verbindung mit -> Essig, Spiköl, -> Terpentinöl, Wachholderöl (-> Sandarak) und -> Grünspan.
Diestelöl
siehe unter -> Safflor
Dissolutus, -a, -um
lat. von dissolvere = lösen, genauer auseinanderlösen, Abtrennen von Verunreinigungen unter Lösen. In den Taxen nur in Verbindung von, in Essig gelöstem und auf diesem Wege gereinigtem Gummi -> Ammoniacum und Gummi -> Opopanax.
Drachenblut
Drachenblut wird als Farbstoff verwendet für transparente Farblacke. Es wird auch als Farbharz (Gold-)Lacken zugegeben. Nachweis in Barocken Glanzlacken und bis ins 19. Jh.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 70 f.. Weiterhin Ursula Baumer, Patrick Dietemann, Identification and differentiation of dragon's blood in works of art using gas chromatography/mass spectrometry , Analytical and Bioanalytical Chemistry, Volume 397, Issue 3 (2010), pp. 1363-1376 sowie Ursula Baumer, Irene Fiedler, Simone Bretz, Hans-Jörg Ranz, Patrick Dietemann, Decorative reverse painted glass objects from the fourteenth to twentieth centuries - an overview of the binding media, IIC Preprints Vienna Congress, Studies in Conservation, Supplement 1, Volume 57, 2012, S. S9-S18. Desweiteren Elisabeth Dodinet, Botanical Sources of Dragon's Blood: Methodology and Identification Issues, in: Erwin Emmerling et al., Lüsterfassungen des Barock und Rokoko. Coloured Glazes on Metal Leaf from the Baroque and Rococo, München 2013, hier S. 620-636.
Drachme
-> Quint
E
Ebur, -oris
lat. der Elefant, das Elfenbein
Echtma(a)ß
in den Frankfurter Taxen zu findendes (Hohl)Maß z. B. für schwarze Tinte zu 13,5 Unzen entsprechend rund 0,4 Liter
Efeusaft
Aus Efeu gewonnener klebriger Saft, Grundstoff für rote Farbstoffe

Lit.: Christoph Krekel, Stella Eichner, Karin Geissinger und M. Müller: Efeulacca – Bericht von einem vergessenen Farbmittel, in: Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung 21 (2/2007), S. 287–296 sowie Christoph Krekel, Stella Eichner, Karin Krüger: De edera et lacca. Identification of a medieval colorant made from ivy, in: Jo Kirby (Hrsg.) The diversity of Dyes in History and Archaeology, London 2017, S. 139–147. 
Eimer
Hohlmaß z. B. für Weine: 1 Eimer = 40 Maß (Buchler 1821 aus Triest)
Einhorn
In den Augen Mancher ein seltenes, in tiefen Waldungen vorkommendes, äußerst scheues, pferdeähnliches Tier mit gespaltenen Klauen und einem gedrehten Horn. Doch irgend etwas stimmt vielleicht nicht, denn bereits 1752 vermerkt das Haushaltungs-Lexicon, dass obwohl "alle Winckel der Welt von den Reisenden durchkrochen w[u]rden/ dergleichen Thier nirgends zu finden" gewesen sei. Allerdings "vermeldeten die Indianer/ daß in Neu-Spanien ein grosses Thier/ wie ein Pferd/ mit einem Horn gefunden worden sei/ und vielleicht/ wenn ja eins seyn soll/ mag dieses das rechte seyn." Man weiß es also doch nicht so genau, geben wir die Hoffnung nicht auf! Das Einhorn galt vielen historischen Apotheken als Wahrzeichen. Dort erhielt man es als pulverisiertes unicornu verum (von z. B. aus Höhlen oder Grabungen stammenden urzeitlichen Knochenfunden oder Mammutzähnen) oder als unicornu falsum (Stoßzahn des Narwals) angebotenes Wunderheilmittel. Der hohe Preis verhinderte sicherlich die Einnahme als Ca-Ergänzungsnahrungsmittel, mit dieser Legende können wir aufräumen. Einhorn wurde aufgenommen, da es in der Regel den höchsten Preis pro Gramm erzielt. Aus der überreichen Literatur zum Einhorn sei hingewiesen auf Rüdiger Robert Beer, Einhorn. Fabelwelt und Wirklichkeit, München 1977.
Eisenfarbe
auch Eisenvitriolgelb. Durch Zusatz von Kalk(milch) zu Eisenvitriol (Eisensulfat) ausgefälltes Grün, das unter Luftzutritt einen zuerst rostbraunen, dann zunehmend gelben Farbton annimmt. Diese Kalkfarbe ist auch heute noch in Skandinavien häufig.
Eisenholz
-> Guajakholz
Electus, -a, -um
lat. ausgewählte Qualität
Elegiert
aus dem Lat. elegere, hier ausgewählt
Elemi(harz)
Triterpenharz, i. d. R. ist der Manila-Elemi gemeint, Nachweis in Barocken Glanzlacken oder neu auch in Tubenfarben des 20. Jahrhunderts. Wohl eingesetzt als Weichmacher, da das Harz a) wenig Polymeranteil zu haben scheint und/oder b) viele Sesquiterpene enthält. Diese wirken als Weichmacher weil sie nur langsam verdunsten (Mitteilung U. Baumer/ P. Dietemann)
Elfenbein
aus fossilen/gegrabenen Stoßzähnen (Mammut) und Helfantzän gewonnenes Elfenbein dient roh, geraspelt oder gefeilt als Ausgangsmaterial für -> gebranntes Elfenbein. Letzteres ist unter dem historischen Hilfsbegriff ->Spodium zu finden.
Encaustum
lat. Tintenpulver, verbucht unter -> Atramentum
Englisch Grün
nach Arnoldi 1830 synonym zu -> Schweinfurter Grün
Englischgrün
bei Gademann 1822 synonym zu -> Mineralgrün
Englischrot
rotes eisenoxidhaltiges (Erd)Pigment, unter Farberde verbucht
Epaticus, auch hepaticus, -a, -um
lat. leberähnlich, vermutlich eher leberfarbig, verwendet zur Beschreibung von Aloe
Erdpech
-> Asphalt
F
F Beachte
Buchstabenkombinationen mit Umlauten wie Fä, Fö, Fü am Ende dieser Seite!
Faber, -bri m
lat. der Handwerker
Fabrilis, -e
lat. kunstfertig, auch des Handwerkers (z. B. in -> rubrica fabrilis)
Faecibus
auch ex foecibus, hier in Verbindung mit Spiritus vini ex faecibus. Vielleicht aus den Rückständen der Weinherstellung (Trester).
Farberde
Sammelbegriff für alle Arten von Farberden, darunter auch fette Farberden, -> Kölner Erde und grüne Erde, -> Bolus und -> Armenischer Bolus sowie -> Englischrot.
 
Zu grüner Erde siehe Stefanie Gerzer (verh. Correll), Kaadener Grün. Lagerstätte, Gewinnung und Verwendung der böhmischen grünen Erde, Sigl München 2000. Bitte beachten Sie, dass die Seitennummerierung nicht durchlaufend ist. Des Weiteren Andreas Burmester und Laura Resenberg, „Von Berggrün, Schiefergrün und Steingrün aus Ungarn“, in: Restauro 109, Heft 3, 2003, S. 180–187 (Burmester_Berggruen_2003). Eine englische Übersetzung des obigen Aufsatzes von Andreas Burmester and Laura Resenberg steht als Download zur Verfügung (Burmester_Resenberg_Berggruen_2003_engl).
Farina
Mehl, siehe auch Stärke
Fasciculus, -i m.
lat. kleines Bündel. Verpackungsform für Drachenblut.
Fastage
auch Fustage. Als Fastage wird Leergut in Form von Kisten, Fässern oder Gefäßen für Flüssigkeiten bezeichnet (Sattler 1823). In der Regel wurde die Fastage gesondert berechnet, es war also für die Verpackung zu bezahlen.
Fel, fellis n.
lat. für die Gallenblase, die Galle
Fernebuck
-> Brasilholz
Ferula
Gummi Sagapenum wird gemäß der Taxen aus Ferula (Steckenkräutern, Pfriemenkraut) gewonnen, die auch im Mittelmeerraum (oft medischen, Nordafrika bis Zentralasien) wachsen.
Fette Farberde
-> Erde
Filum
Lat. Garn, Faden, Kordel
Fingerhutblau
-> Hamburger Blau
Finus, -a, -um
lat. fein
Firnis
Aus Ölen (trocknende, Terpentinöl) und (fossilen) Harzen gekochtes Produkt, Zusatz von -> Sandarak oder -> Bernstein (Danziger Firnis), nicht jedoch von -> Mastix oder -> Dammar über Taxen gesichert. Zusatz von Bleioxid als Trocknungsbeschleuniger. In Spiritus gelöste Harze werden in den Taxen nicht erwähnt.
Fischleim
gewonnen aus der -> Hausenblase (Schwimmblase) des Beluga-Störs und anderer Fische gewonnen. Nach Schedel 1789, S. 456 Verwendung durch Lackierer und Maler in Leimfarben, als Appretur in Stoffen, bei der Weinherstellung und zu medizinischen Zwecken. Fischleim hat eine hohe Klebekraft und wird für alle Arten von Leimungen, aber auch Glanzvergoldungen hinter Glas eingesetzt. Analytisch ist eine Unterscheidung zwischen aus Säugetieren gewonnenem Leim und Fischleim nur mit Methoden der Proteomics möglich (Mitteilung U. Baumer / P. Dietemann).
Fleischleim
In Wasser und Spiritus lösliches Harz oder vermutlich eher Polysaccharid, das auf Grund seiner schleimigen Konsistenz als Klebstoff nutzbar ist. Nach Krünitz Zusatz zu Lacken und zur Herstellung von Firnissen. Schedel 1789, S. 354 verweist auf einen harzigen Baumsaft, dem Weihrauch ähnlich. Herkunft Äthiopien, Arabien und Persien. Die Taxen kennen durchweg Einträge zu Sarcocolla synonym zu Fleischleim, jedoch bedingt durch den langen Handelsweg über den Fernhandel (Marseille, Amsterdam) keine Herkunftshinweise. Fleischleim sollte nicht mit Knochen- oder Hautleim verwechselt werden.

Zur Nutzung von Fleischleim in Wasserfarben siehe Bronwyn A. Ormsby, Joyce H. Townsend, Brian W. Singer & John R. Dean
(2005), British Watercolour Cakes from the Eighteenth to the Early Twentieth Century, in: Studies in Conservation, 50:1, 45-66, DOI: 10.1179/sic.2005.50.1.45
Flo(re)s aeris
Kupferblüte, Kupferoxid(e). Hergestellt durch plötzliches Abkühlen von geschmolzenem Kupfer (auch Messing) in Wasser, arzneiliche Verwendung nach Hickel gesichert. Hickel vertritt den Standpunkt, dass - wenn in einer Liste Aerugo oder Viride aeris fehlt -, dann Flos aeris mit Grünspan gleichgesetzt werden kann.
Florentiner Lack
Roter Farblack aus Cochenille, auch Rothölzern, zumeist jedoch über die Extraktion aus Wollresten gewonnen
Florentinus, -a, -um
lat. aus Florenz
Flores
lat. Blüten
Flores chymici
Lat., nach Münster 1749 (Dispensario I, S. 22 f. ) durch Sublimation aus Feststoffen gewonnen. In den Taxen häufig in Verbindung mit Benzoe oder Viridis aeris (-> Grünspan).
Foliatus, -a, -um
lat. als Blatt angeboten
Fragmentum, -i n.
lat. abgebrochenes Stück, Bruchstück oder Splitter. Als in fragmentis häufig verwendet in Verbindung mit Bernstein, Myrrhe oder Wachs
Frankfurter Schwärze
z, B. in Homburger 1831 gelistet, nach Schedel 1789, S. 366 Bezeichnung für -> Druckerschwärze
Fraueneis
in den Taxen in Verbindung mit alumen scissile selten vorkommende Bezeichnung. Nach Schedel 1789, S. 371 f. blättriger Gips(spat). Verwendung als Glasscheiben, in der Porzellanherstellung und bei den Goldschmieden.
Friesisch Grün
verbucht unter -> Schweinfurter Grün
Frustis
lat. zumeist verwendet als in frustis im Sinne von in Brocken
Fuder
Hohlmaß, entspricht 6 Ohmen
Fuligo, -ginis
lat. Ruß, Schwärze zum Schmincken. Siehe auch -> Spiegelruß
Färberkraut
-> Sumach
Färberröthe
verbucht unter -> Krappwurzel. In den Preiscourants sind Sommerröthe und Herbströthe zu finden, die unter diesen Namen aus Schlesien resp. Breslau kommen. Eine ausführliche Schilderung findet sich in Schedel 1789, S. 318 ff.
Färberwaid
-> Waid
G
Gaffer
syn. für -> Kampfer
Galitzenstein
weisser -> Vitriol aus dem spanischen Galizien oder der gleichnamigen Landschaft aus Südpolen, wo noch heute zinkhaltige Mineralien abgebaut werden.
Gallae
lat. -> Galläpfel
Galle
Aus Fisch- oder Rindergallen wurden gelbe Farbmittel gewonnen. Ferner dienen Gallen als Netzmittel, Emulgator und schwache Bindemittel.
Galläpfel
Durch die Eiablage von Gallwespen verursachte, kugelförmige Wucherungen auf Eichenblättern bzw. -stielen, enthalten rund 60% Gallsäure und andere Gerbstoffe. In den Preislisten im wesentlichen als gemeine (communis) Galläpfel, weit häufiger und zum ca. doppelten Preis türkische eich äpfel oder Gallöpfel. Nach Schedel 1789, S. 384 dann auch Herkunft hochwertiger Galläpfel aus der Türkei, aus Syrien, namentlich Aleppo (hohe Qualität als schwarze und dunkelblaue Galläpfel), Tripolis und Smyrna (geringere Qualität als schwärzliche, grüne, gelbliche Galläpfel), dann weit schlechtere Qualitäten aus Istrien, den Abruzzen, der Provence und Ungarn. In großen Mengen eingeführt, verpackt in langen Ballen oder Säcken aus gestreifter Leinwand (Tripolis). Zur Ledergerberei, der Herstellung von Eisengallustinte und zum Schwarzfärben genutzt. Schedel erwähnt explizit, dass Galläpfel "Künstlern zu schwarzen, grauen und ähnlichen Farben [und] zur Tinte" dienten. Handel über Marseille (dreyhundert Pfund), Venedig, Livorno (hundert Pfund) und Triest.
Gelbholz
verbucht unter Brasilholz
Generosus, -a, -um
lat. von vorzüglicher Qualität, edel
Gesamttaxe
alphabetisch angeordnete Preisliste
Gips
Weißpigment und Füllstoff
Glas
Bunte Glaspulver als Zuschlag zu Malschichten, in Taxen Hinweis auf Herkunft aus Venedig (Murano)
Globulis
auch in globulis, von globulus, -i m das Kügelchen, verwendet in Verbindung mit -> Kugellack (Lacca in globulis) u. a.
Glutinum, -i n
lat. Leim
Glätte
verbucht unter -> Bleiglätte
Glühwachs
Unter Hitzeeinwirkung aufgebrachter gelber Wachsüberzug auf Silber- und Goldschmiedearbeiten, heute zumeist verloren.

Lit.: Marian Schüch: … ßo verbt eß daß golde schöen. Über Anwendung und Wirkungsweise von Glühwachs bei der Feuervergoldungen, unveröffentlichte Masterthesis, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Stuttgart 2021 und Marian Schüch, Christoph Krekel und Gerhard Eggert: ...till the gold appears of a proper colour. Historical recipes for gilding wax used for colour manipulation of fire gildings, their historically informed reconstruction and scientific analysis, in: Postprints of the 8th ATSR Meeting 2022, im Druck.
Goldglätte
-> Glätte
Gothaisch Gelb
bei Arnoldi 1830 als Variante von -> Chromgelb und Mineralgelb angeboten.
Graecus, -a, -um
lat. griechisch
Gran(um), -i n
lat. Korn, Kern oder Beere, auch Gewichtsangabe (ein Weizen- oder Reiskorn, ein Körnchen). Auch Medizinalgewicht, ursprünglich entsprechend dem Gewicht eines (z. B. Weizen)Korns à 0,062 g.
Granis
auch in granis, lat. als Körner/gekörnt angeboten
Graphit
Im Jahr 1779 erkannte Carl Wilhelm Scheele, dass Graphit aus reinem Kohlenstoff besteht. Bis zu diesem Zeitpunkt, ja bis heute, wurde dieses wichtige Zeichen- und Schreibmaterial mit Bleiglanz (mir blaugrauem Strich) und Molybdänglanz (mit silbernem Strich) in Verbindung gebracht. Graphit wird für die Produktion von Bleistiften genutzt. Häufig in den Listen genannte Synonyme sind Wasserblei, Pot(t)loth, Plumbago und Molybdaena.
Grüne Erde
-> Farberde, verbucht unter Grüne Erde
Grüner Zinnober
verbucht unter -> Chromgrün
Grünspan
Künstlich hergestelltes und natürliches transparentes, blaues bis grünes Pigment, basische Kupfercarbonate oder -acetate. Oft aus Spanien oder Südfrankreich, dort durch Einwirken von Essig (vergärter Weintrester) auf Kupferplatten künstlich in großen Mengen hergestellt. Arzneiliche Verwendung nach Hickel gesichert. Bezugspunkt für die in den Listen angegebenen Relativpreise.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 74 f. sowie David A. Scott, Yoko Taniguchi und Emi Koseto, The verisimilitude of verdigris: a review of the copper carboxylates, in: Reviews in Conservation 2 (2001), S. 73-91.
Guajakholz
auch Eisenholz, Pockholz oder Lignum sanctum. Sehr schweres Holz, das u. a. im Schiffbau oder für die Anfertigung von Werkzeug (Pistille) Verwendung fand. Verbucht unter Hölzer.
Gummi
Nach Münster 1749 (Dispensario I, S. 24) aus Bäumen oder Stauden durch Anritzen der Rinde gewonnene Ausscheidungen, die sich entweder sofort zähflüssig verfestigen oder in, an die Pflanze gehängten Gefässen gesammelt werden. Gummen seien in der Regel großteils wasserlöslich. Häufig auch synonym für -> Gummi Arabicum
Gummi Arabicum
auch nur als Gummi bezeichnet. Die gelblich-weißen, klaren, hellen Brocken sind wasserlöslich. Verwendung vor allem in Tinten, auch in Aquarellfarben und Temperamalerei. Laut Schedel 1789, S. 40 oft verfälscht mit Kirsch-, Mandel- und Pflaumengummi. Nach untenstehender Lit. Verfälschung auch mit -> Tragant. In den Listen Herkunft aus dem Senegal, auch Theben (Ägypten) benannt. Nach Schedel Handel über Venedig, Marseille und Livorno. Da häufig nicht in ausreichenden Mengen verfügbar, müsse man sich mit Senegalgummi (-> Gummi Senegal) behelfen. Das Synonym Senegalgummi für Gummi Arabicum wird in Lübeck 1770 erstmalig verwendet. Gummi Arabicum - der Dinten=Gummi - wird in Lübeck 1770 als "notwendig immer zu bevorraten" bezeichnet.
 
Lit.: Anna Lluveras-Tenorio, Joy Mazurek, Annalaura Restivo, Maria Perla Colombini and Ilaria Bonaduce, Analysis of plant gums and saccharide materials in paint samples: comparison of GC-MS analytical procedures and databases, Chemistry Central Journal 2012, 6:115 sowie zur Nutzung von Gummi arabicum in historischen Wasserfarben siehe Bronwyn A. Ormsby, Joyce H. Townsend, Brian W. Singer & John R. Dean (2005), British Watercolour Cakes from the Eighteenth to the Early Twentieth Century, in: Studies in Conservation, 50:1, 45-66, DOI: 10.1179/sic.2005.50.1.45
Gummi Barbaricum
syn. zu Gummi Arabicum, bei Schedel 1789, S. 436 als "arabischer, barbarischer oder Senegalgummi". In Fulda 1791 als "Gummi senegalese, l[ege] arabicum barbar.". Verbucht unter -> Gummi Arabicum.
Gummi Lacca
auch Gummilack. Nach Schedel 1789, S. 586 Ausscheidungen von Blattläusen auf den Astspitzen von (indischen Feigen)Bäumen. Dieser Gummi Laccae in -> baculis (Stocklack) wird abgeschlagen (Gummi Laccae in granis, Samenlack) und über dem Feuer geschmolzen und zu Kuchen geformt (Gummi Laccae in massis, nicht in Apothekentaxen nachweisbar). In Schläuche gegossen entsteht der -> Schellack (auch Schaalenlack oder Scheibenlack, Gummi Laccae in -> tabulis). Aus dem Schellack, der transparent sein sollte und häufig rot gefärbt ist, gewinnt man -> Kugellack (Malerlack), -> Parisrot und -> Rösellack. Der in heutigen Analysenbefunden häufig anzutreffende Begriff des -> roten Farblackes ist ein Hilfsbegriff.
Gummi Senegal
verbucht unter -> Gummi Arabicum. Siehe auch Erläuterungen zu -> Gummi barbaricum.
Gummigutt
Wasserlösliches, intensiv gelbes Farbharz, auch in Weingeist löslich. Nutzung in Wasserfarben, Vertrieb in Schilfröhren (deshalb auch Röhrengummi). Nach Brachert auch Niederschlag auf Tonerden oder Fällung mit gebranntem Alaun. Nach Schedel 1789, S. 436 durch Engländer und Holländer aus Kambodscha, Malacca (Malaisia), Bombay (heute Mumbai) und Ostindien gehandelt. Historische Verpackungsformen in "hohlen Rohrstäben, in Stangen, oder in Rollen und Kuchen."
Gundermann
andere Bez. für Efeu
Gutta, -ae f
lat. der Tropfen. Abgabe in Tropfen (in guttis): Selten verwendete Mengenangabe in den Taxen für flüssige Waren.
H
H Beachte
Buchstabenkombinationen mit Umlauten wie Hä, Hö, Hü am Ende dieser Seite!
Hamburger Blau
auch Fingerhutblau, verbucht unter -> Berliner Blau
Hanföl
Aus Hanfkörnern/samen durch Kaltpressung gewonnenes Öl (Oleum cannabis). Rechnet zu den trocknenden Ölen. Laut Schedel 1789, S. 448 f. war Hanf ebenso wie Flachs eine wichtige Handelsware (z. B. zur Herstellung von Kleidung oder Schiffstauen). Die Anbaugebiete lagen in der Pfalz, im Badischen, in Polen und dem Baltikum. So wurden alleine in Riga 50.000 Tonnen (à 3,5 Scheffel) Hanfsamen pro Jahr verschifft. Das Öl wurde in Holland, die Niederlande und Rußland u. v. a. O. in Ölmühlen geschlagen. Schedel nennt eine Verwendung in der Seifensiederei. Möglichenfalls zur Herstellung von Firnissen genutzt. Hanföl ist analytisch bislang nicht von Lein- und Nußöl unterscheidbar. Es kann deshalb nicht von einer Mischung der beiden unterschieden werden. Trocknet noch langsamer als Mohnöl (Mitteilung U. Baumer / P. Dietemann).
Harz
Nach Münster 1749 (Dispensario I, S. 24) Gewinnung wie die -> Gummen. Die Harze oder Resinae seien zu Teilen in Alkohol (Spiritus) oder Ölen löslich. Grenzziehung zu den Gummen schwierig.
Hausenblase
Die Hausenblase wurde zur Herstellung von Fischleim gehandelt. Die Schwimmblase des Störs und anderer Fischarten enthält Glutin und Elastin. Fischleim wird als Bindemittel wie als Klebstoff genutzt. Der Leim wird in warmem Wasser unter Zusatz von Essig und auch in Brandwein aufgeschlossen. Worms 1582 kennt den Fischleim als Mundleim. Brachert berichtet von Zusätzen von Alaun. Nach Schedel 1789, S. 456 wurden große Mengen an Hausenblasen aus Russland (schön weiß, klar) und Ungarn (gelb, auch bräunlich) bezogen. Qualitativ galt die russische deshalb als besser. Hausenblasen wurden über Breslau, Leipzig und Frankfurt gehandelt, die russische über St. Petersburg, von dort nach England, Holland, Frankreich, im Ostseeraum, auch Lübeck. In den bislang ausgewerteten Listen wird Colla piscium oder Hausenblase synonym für Fischleim verwendet.
Herb.
lat. herba, -ae f. = Blatt, hier als Plural Herbae = Blätter: Sammelbegriff in nach Kapiteln strukturierten Taxen.
Herbaceus, -a, -um
Lat. grasartig, auch grasgrün
Hidrich
seltenes Synonym zu -> Auripigment
Hispanicus, -a, -um
lat. aus Spanien
Holzkohleschwarz
-> Pflanzenschwarz. Als zur Herstellung von Holzkohleschwarz wird in den Taxen ausschließlich Lindenholz genannt.
Humidus, -a, -um
lat. von umidus, - a, -um im Sinne von feucht, nass, auch wässrig, verwendet in Verbindung mit Koniferenharzen
Hämatit
natürlich vorkommendes Eisen(III)-oxid. Der Hämatitstein, aus dem des rote Pigment Hämatit durch Pulverisieren gewonnen wird, ist außerordentlich hart.
Hölzer
Unter dem Sammelbegriff Hölzer werden u. a. Buchsbaum, Ebenholz, Guajakholz, Königsholz, Letternholz, Mahagoni, Rosenholz, Sappanholz, St. Martensholz und Zedernholz zusammengefasst. -> Brasilholz, ->Campecheholz (gelistet unter Blauholz) und -> Sandelholz werden gesondert erfasst.
Hüttenrauch
-> Auripigment und -> Realgar
Hüttenrauch
syn. zu -> Auripigmentum
I
Ichthyocolla
Lat. Hausenblase
Im Farbenkapitel
Immer wieder sind Waren in den generierten Listen als "Im Farbenkapitel" vorgefunden markiert. In diesem Fall steht die Ware entweder in einem reinen Farben- oder Colores-Kapitel (der seltene Fall) oder (weit öfter) in einem Kapitel, in dem "Mineralien, Metallen, Bergarten und Farben" gelistet sind. Da es auch den Fall gibt, dass z. B. Zinnober nicht im Colores-Kapitel steht, aber unter den Bergarten auftaucht - da es für pharmazeutische Anwendungen verwendet wurde - ist die Markierung als "Im Farbenkapitel" nicht als eineindeutiger Hinweis auf eine Nutzung als Pigment zu verstehen.
Impurus, -a, -um
lat. unrein, verunreinigt (z. B. bei ->Myrrhe)
Incisum, -i n.
lat. der Einschnitt, in Verbindung mit -> succinum (Bernstein) im Sinne von beim Schneiden von Bernstein (Schmuckherstellung) entstandenen, feinteiligen Abfällen verwendet.
Inclytus, -a, -um
lat., in z. B. Nürnberg 1624 im Titel im Sinne von (hoch)herrlich verwendet
Indigo
Aus asiatischen, afrikanischen wie auch einheimischen Indigofera-Arten sowie auch aus dem Färberwaid hergestellte blaue Farbstoffe (Blaufärben von Textilien). Auch als Blaupigment in der Malerei verwendet. Siehe auch -> Waid. Herstellung synthetischen Indigos ab 1897.
Infusionem, per
lat. durch Übergießung (z. B. bei Ölen)
Insititius, -a, -um
lat. vermutlich im Sinne von um die Mittagszeit verwendet. In Augsburg 1640 in Verbindung mit Cera (Cera insititia), also um die Mittagszeit gewonnenes, wahrscheinlich flüssigeres Wachs.
Insolationem
lat. durch Belichtung unter Sonnenlicht (bei Ölen)
Insolatus, -a, -um
lat. von insolare = in der Sonne bleichen, z. B. von Ölen
Inspissatus, -a, -um
lat. von inspissare = eindicken unter Wärmeeinwirkung (Sonne, Feuer), langsame Entfeuchtung unter immer erneutem Umrühren des Rückstandes. In den Taxen häufig in Bezug auf Ochsengalle, weit seltener in Bezug auf Aloe und Gummi Ammoniacum verwendet.
Integer, -gra, -grum
lat. im Sinne von ganz, unversehrt, unvermischt, rein
J
Juglandium
lat. Plural von juglans, -glandis, in der Regel welsche (italienische) Walnuß
K
K Beachte
Buchstabenkombinationen mit Umlauten wie Kä, Kö, Kü am Ende dieser Seite!
Kaisergelb
in Gademann 1822 synonym zu -> Chromgelb
Kaisergrün
nach Arnoldi 1830 -> Schweinfurtergrün, gemäß Belser 1822 syn. zu -> Neugrün, verbucht unter Schweinfurter Grün
Kalk
Ungebranntes Calciumcarbonat (-> Kreide) oder gebrannt (Calciumoxid) oder gelöscht (Calciumhydroxid). Grundlage für Kalkfarben, auch eingesetzt bei der Herstellung synthetischer Kupferblaupigmente (coeruleum factitium).
Kalkblau
blaugrünes Pigment mit den Synonymen Bremer Blau und Bremer Grün, basisches Kupferhydroxid des späten 18., frühen 19. Jahrhunderts. Bislang wenige analytische Nachweise.
Kampfer
Da Monoterpen auch als Lösemittel, ist aber fest. Dient der Plastifizierung von Lacken, erwähnt in Quellen für und nachgewiesen in Barocken Glanzlacken (Mitteilung U. Baumer / P. Dietemann).
Kanne
-> Maaß
Karmin
Mit Alaun aus einem wässrigen oder alkoholischen Auszug der Cochenille-Laus ausgefällter intensiv rotvioletter Farbstoff. Karmin wurde als Textilfarbstoff, in Schminkartikeln und auf Grund seiner fehlenden Lichtechtheit nur in Aquarellfarben eingesetzt.
Karminlack
Aus Cochenille und spürbaren Anteilen an Tonerde (Streckmittel) unter Verlackung mit Alaun und Zinnsalzen hergestellter roter Farblack. Hierbei wurde gerne die bei der Gewinnung von Karmin anfallende, nur zum Teil erschöpfte Cochenille genommen. Auch Streckung mit Stärke. Verbucht unter -> Karmin.
Kasseler Braun
Amorphe Braunkohle, als Farbmittel in der Malerei verwendet
 
Lit.: Georgiana M. Languri, Molecular studies of asphalt, mummy and Kassel earth pigments: their characterisation, identification and effect on the drying of traditional oil paint, Dissertation 2004.
Kasseler Gelb
synonym auch Mineralgelb. Eingesetzt in der Papierfärberei, Tapeten und als Malfarbe in Öl
Kermes
Aus von Eichen abgesammelten Kermesschildläusen gewonnener roter Farblack. Der Farbstoff wird aus dem wässrigen Auszug und unter Fällung mit ->Alaun hergestellt.
Kermesit
auch Rotspießglanz, Rotes Antimonum, Stibium rubrum oder Kermes minerale. In den Taxen auch als Antimonzinnober (cinnabaris antimonii). Kermes- bzw. zinnoberfarbiges (dunkelrot bis violettrot) Mineral der Formel Sb2S2O, in z. B. sächsischen Antimonlagerstätten vorkommend. Die Farbgebung wie die Vergesellschaftung mit Stibnit Sb2S3 könnte eine Verwendung als Pigment nahelegen. Erstmalig mineralogisch beschrieben um 1730. In den Taxen als Antimonzinnober nicht häufig, jedoch erstmalig in Württemberg 1741 unter der Bezeichnung Kermesit gelistet. Abgabe von Kermesit in ->Gran-Mengen, hochpreisig.
Kernobstgummi
-> Kirschgummi
Kesselbraun
Aus bei der Bearbeitung von Kupfer anfallendem Kupferhammerschlag und anderen Kupferabfällen gewonnenes Braun (Aeris squamae tenuioris, feiner Kupferhammerschlag). Verwendung z. B. zum Streichen von Fensterrahmen, für Glasuren in der Keramikherstellung.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 65 ff. sowie Ursula Haller, “Administrator of Painting”. The Purchase- and Distribution-Book of Wolf Pronner (1586–1590) as a Source for the History of Painting Materials, in: Jo Kirby, Susan Nash and Joanna Cannon, Trade in Artists’ Materials: Markets and Commerce in Europe to 1700, London 2010, S. 333 ff. (Haller_Trade_2010).
Kienruß
-> Pflanzenschwarz
Kirschgummi
Kirschgummi gehört zu den Steinobstgummen. In den Taxen finden sich Kirsch-, -> Pflaumen- und ->Mandelgummi. Diese sind bisher nicht analytisch unterscheidbar.
 
Literatur: Anna Lluveras-Tenorio, Joy Mazurek, Annalaura Restivo, Maria Perla Colombini and Ilaria Bonaduce, Analysis of plant gums and saccharide materials in paint samples: comparison of GC-MS analytical procedures and databases, Chemistry Central Journal 2012, 6:115 (siehe ) sowie zur Nutzung von Kirsch- und anderen Steinobstgummen in historischen Wasserfarben siehe Bronwyn A. Ormsby, Joyce H. Townsend, Brian W. Singer & John R. Dean (2005), British Watercolour Cakes from the Eighteenth to the Early Twentieth Century, in: Studies in Conservation, 50:1, 45-66, DOI: 10.1179/sic.2005.50.1.45
Klumpenlack
-> Plattlack. Beide Begriffe aus Schedel, bislang in Taxen nicht nachgewiesen.
Knop(p)er
Durch Eiablage der Gallwespen ausgelöste Wucherungen an Eichen, enthalten 25 bis 28% Gerbsäuren. Verbucht unter -> Galläpfen
Kobaltblau
synthetisch hergestelltes Kobaltaluminiumoxid. Im Gegensatz zur transparenten Smalte, einem Kaliumsilikatglas, aluminiumreich und im Erscheinungsbild opak. Im 4. Viertel des 18. Jhs. durch Josef Leithner (Wien) im Umfeld der dortigen Porzellanmanufaktur entwickelt. Bei der Suche nach einer Synthese von künstlichem Ultramarin durch Louis Thénard (Paris) 1802/3 entdeckt und publiziert. Früheste Herstellung in Frankreich wohl ab 1807. In Arnoldi 1830 wird der Begriff Kobaltblau bezeichnender Weise synonym zu Ultramarin, dem Hilfsbegriff Chemischblau und Leuthnerblau verwendet.
Kobaltgrün
verbucht unter -> Rinmans Grün
Kolophonium
-> Colophonium
Koniferenharz
Koniferenharz - das Harz von Tanne, Kiefer, Fichte und Zeder- dient als Ausgangsstoff zur Herstellung von →Terpentin, -> Terpentinöl, -> Colophonium und -> W(aldw)eihrauch.
 
Koniferen sind aber eigentlich (heute) eine Pflanzenordnung, zu denen u. a. die Familie Pinaceae (Kiefern, Fichte, Tannen, aber auch Lärche, Zedern) gehört, sowie Zypressen und Araucariaceae (v. a. Kaurikopal, aber vielleicht auch einige Sandarak-Arten?) (Mitteilung U. Baumer / P. Dietemann)

Lit.: Patrick Dietemann, Katharina v. Miller, Charlotte Höpker, Ursula Baumer, On the use and differentiation of resins from Pinaceae species in European artworks based on written sources, reconstructions and analysis, Studies in Conservation, 2019, 64:sup1, S62-S73, DOI: 10.1080/00393630.2019.1568678
Kopal
Sammelbegriff für semifossile, harte Harze, v. a. aus Afrika oder Südostasien. Zusammensetzung uneinheitlich, außer es gibt Gegenden mit starken Vorkommen ähnlicher Pflanzen (analog zum Baltischen Bernstein). Die Taxen unterscheiden dabei nicht nach Manilakopal, Kaurikopal, vielleicht auch Sansibarkopal. Die Zusammensetzung ist vor allem bei Kopalen aus Afrika variabel. Harze aus Mexiko bzw. Südamerika werden oft auch Kopal genannt. Nachweis bislang in Glanzlacken des 19. Jhs. Allerdings bieten Apotheken über den hier untersuchten Zeitraum von 1550 bis 1800 immer wieder Copal oder Pancopal an.
Krafftmehl
Synonym für -> Stärke
Krapplack
-> Krappwurzel
Krappwurzel
Zur Herstellung von Krapplack genutzte Wurzeln von Rubia tinctorum (Färberröthe). Nach Haushaltungs-Lexicon Samen häufig aus Schlesien, die Färberröthe aus Italien, Spanien und Frankreich. Enthält Alizarin, deshalb auch als Alizari Wurzel geführt (Marseille 1799). Die Krappwurzel als Grundstoff wird in den Taxen und Preiscourants sehr häufig gelistet, der daraus im Basischen (-> Pottasche) und unter Wärme extrahierte und mit -> Alaun verlackte rote Farbstoff (Krapplack) weitaus seltener.
Kreide
Calciumcarbonat fossilen (Muschelsedimente) oder tierischen Ursprungs (z. B. Schulp des Tintenfisches -> Sepia, Eierschalen). In der Malerei und der Fasskunst als Pigment, als Füllstoff in Grundierungen oder als Trägermaterial für Farbstoffe verwendet.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 60 ff.
Kreuzbeeren
Ausgangsstoff für die Herstellung von -> Saftgrün
Krämerpfund
Civilpfund zu i. d. R. 32 Loth, siehe auch -> Pfund
Kugellack
aus -> Schellack hergestellter sog. Malerlack (Gummi laccae in rotulis bzw. in globulis). Schedel 1789, S. 588 nennt u. a. als Produktionsstätten Florenz (-> Florentiner Lack), Venedig (sog. Kolumbinlack, viereckige Stücke in der Größe einer Erbse), Wien (-> Wiener Lack), Berlin, Breslau und Holland (in Kugelform). Eingesetzt in Öl- und Wasserfarben.
Kupferblaupigment
Synthetisches anorganisches Blaupigment auf der Basis von Kupfer, aufgegangen in -> Smalte und -> Kalkblau.
Kupferbraun
-> Kesselbraun
Kupferoxid
in enger Verbindung mit -> Kesselbraun zu sehen
Kurcuma
siehe Curcuma
Kölner Erde
Über Köln gehandelte Erde mgf. Champagnerkreide (Brachert)
Königsblau
Hilfsbegriff mit mehrdeutiger Zuweisung. Verbucht unter Kobaltblau (Co-reiche Smalte), wird aber auch synonym für Smalte und Berliner Blau verwendet,
Königsgelb
verbucht unter dem ungeklärten Synonym Königsgelb. Ab 1820 möglichenfalls identisch mit Chromgelb, davor farbstarke Formen von Arsensulfiden (Auripigment) oder Ocker.
Königsgrün
verbucht unter ->Schweinfurter Grün
Kübelharz
Harz von Tannen, verbucht unter -> Koniferenharz
L
Lacca
Gummilack, zur Herstellung u. a. von -> Schellack oder -> Kugellack genutzt. Verwendung in Siegellack, Siegelwachs, "lackierten Sachen" (Schedel 1789, S. 588) und Firnissen.
Lachryma, -ae f.
lat. auch lacrima, -ae f. die Träne, hier Harztropfen von -> Drachenblut, Storax oder Gummi -> Elemi
Lackmus
Aus Flechten und Pflanzensaft im Alkalischen (->Pottasche, fauler Urin) hergestellte blaue Farbmasse. Schedel 1789, S. 589 beschreibt, dass rote oder blaue Farbläppchen (-> Tournesol, Bezettae) aus dem Mittelmeerraum (Spanien, Südfrankreich, Venedig) nach Holland zur weiteren Verarbeitung gebracht wurden. Der gereinigte Lackmus ist von tiefblauer Farbe und wurde von Holland aus in Form von "länglich viereckigen Stücken" vertrieben. Vertrieb in 300 Pfund Fässern. Verwendung als Wandfarbe, zum Bläuen der Wäsche und als Lasuren in Schattenpartien.
Laminare
lat. ausschlagen. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 28) "ein Metall auf einen Amboß platt und zu einen dünnen Blech schlagen, also lamina auri zu Blech geschlagen Gold, argenti Silber, cupri Kupffer etc."
Lapis Armenus
-> Armenierstein, lt. Hickel auch verwendet für basische Kupfercarbonate (Malachit und Grünspan), arzneiliche Verwendung nach Hickel gesichert
Lapis, -idis
lat. Stein, Mineral
Lasurblau
Synonym zu -> Smalte
Laubgrün
erstmalig in Rund 1830, syn. zu -> Chromgrün
Laudanum
auch Ladanum oder Labdanum, harziger Saft von Blättern von Zitrusgewächsen aus dem Mittelmeerraum. Der klebrige Saft wird nach Schedel 1789, S. 592 f. aus dem Fell von Schafen und Ziegen mit Kämmen gestrichen (ladani de barba, lat. aus dem Bart, aus der Wolle), mit Öl aufgekocht und in portionierten Stücken von 150 und 300 Pfund über Livorno und Venedig gehandelt. Medizinische Anwendung nach Schedel. Nach Brachert Harz der Zistrose, schwarzes wohlriechendes Harz, als Konservierungsmittel in Farben eingesetzt, angeblich auch in Firnissen.
Lavendelöl
Die Erfassung von Lavendelöl hat erst zu späterem Zeitpunkt eingesetzt, sie ist deshalb nicht vollständig. Das klare, leicht gelbliche Lavendelöl wird als wohlriechend beschrieben und als Heilmittel eingesetzt. Es wird laut Taxen mittels Destillation aus den getrockneten Blüten von Lavendel (Lavendula) gewonnen. Lavendelöl war laut Schedel 1791, S. 599 in vielerlei Qualitäten erhältlich, sein Preis korreliert mit dem Gehalt an Linalylacetat. Anbau in den romanischen Ländern Südeuropas. Schedel zieht eine Verbindung zum aus den frischen Blüten des spanischem breitblättrigen Lavendels (Lavendula latifolia) gewonnenen -> Spiköl, das möglichenfalls zur Verfälschung hochwertiger Essenzöle eingesetzt wird.
Lavigare
lat. waschen. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 28) "ein Pulver auf den Reib=Stein vermittels von darzu gegossenen Wassers gantz fein und subtil reiben gleich einer Mahler=Farb." Auch unter Zusatz von Spiritus.
Leim
Leim aus Häuten (Hautleim) oder Knochen von Säugetieren (Rind, Ziege, Schaf, Hasen) (Knochenleim) findet sich in Apothekenpreislisten bislang nur selten. Praktisch in jeder Liste ist dagegen die -> Hausenblase vertreten, aus der Fischleim (colla piscium) gewonnen wurde und wird. Nach Schedel 1789 wird "Leim, Gluten" (heute Glutinleim) aus den Ohren der Leder von Ochse und Rind, aber auch aus den Abfällen von Schafleder, auch von Fischen u. a. zubereitet. Frankfurt 1582 kennt Tauriglutinum als Schreinerleim. Die beste Qualität wird nach Schedel aus Lederabfällen hergestellt. Leimsieder und Leimkocher gab es z. B. in Hamburg, wo auch Abfälle beim Transieden ("Grieven" ) verarbeitet wurden. Der beste Leim käme aus England (hell, hart im Brechen, trocken, durchsichtig), eine holländische wird in Wollfabriken verarbeitet. Leim wird von "Tischlern, Ebenisten, Futteralmachern, Buchbindern, Hutmachern, Drechslern, Papierfabriken, Malern und anderen Künstlern und Handwerkern in großer Menge verbraucht".
Leinöl
Aus den Samen des Leins (linum utitatissimum, auch als Flachs bezeichnet) gepresstes Pflanzenöl. In der Regel wird in den Listen die erste Pressung (per solam expressionem) angeboten. Es handelt sich um eine Kaltpressung (ohne Feur außgepreßt). Der Trester wird in Celle 1691 als Lein=Kuchen benannt. In den Listen wird auch unter der Sonne geblaichtes und geläutertes (depuratum, entschleimtes) Leinöl angeboten. Bislang einzig Wien 1795 kennt oleum coctum, also gekochtes und damit vorpolymerisiertes (Lein)Öl. Für medizinische Anwendungen wird auch explizit frisch gepresstes, goldgelbes, bitterstofffreies Leinöl angeboten. Als Herkunft für Leinöl benennen unsere Taxen nach 1790 Holland. Wasser- oder windgetriebene Ölmühlen finden sich nach Schedel 1789, S. 609 auch in Lille (vormals Ryssel) und Königsberg.
Lentiscus, -i m
lat. auch lentiscanus, der Mastixbaum.
Leuthnerblau
auch Leithnerblau. Erstmalig erwähnt bei Arnoldi 1830 als Synonym zu synth. Ultramarin, Kobaltblau und Chemischblau
Levis, e
lat. leicht
Lignum sanctum
-> Guajakholz
Lignum, -i n
lat. Holz
Limatus, -a, -um
lat. von limare = abfeilen, mit einer Feile (lima) gefeilt, verwendet z. B. in Verbindung mit Elfenbein (-> Spodium) oder Gold (-> Musivgold)
Lindenkohle
verbucht unter -> Pflanzenschwarz, siehe auch -> Holzkohlenschwarz
Linum, -i n
-> Lein, in Verbindung mit Oleum lini, dem -> Leinöl
Liquidus, -a, -um
lat. flüssig, fließend verwendet in Verbindung mit Koniferenharzen
Lithargyrum, -i
-> Glätte
Loth, auch Lot
Medizinalgewicht à 15 g = 4 Quint/Drachme
Lotus, -a, -um
lat. gewaschen
Luteus, -a, -um
lat. gelb
M
Ma(a)ß
In den Frankfurter Taxen verwendetes Hohlmaß z. B. für Weinessig à 54 Unzen = 108 Loth. Abweichend in Schwäbisch Hall 1/4 Maaß = 1 Pfund. Das wären umgerechnet 26 Loth = 390 g. Abweichend soll in Weimar 1674 das Stadt-Maaß "nach dem Kramer=Gewichte 32. Loth uf ein Pfund gewogen werden", anwendbar auf gebrante Wasser/ Oliven/ Baumöhl [Olivenöl]/ Essig/ Malvasier/ Claret und dergleichen". In Mainz 1791 für Leinöl 112 köllnische Maas = 280 Pfund.
Magnesiablau
-> Mineralblau
Magsamen
hist. Bezeichnung für Mohnsamen, siehe unter -> Mohnöl
Malachitstein
bei Zedler 1791, 13 als "grüner, dichter, undurchsichtiger Edelstein der in Kupferbergwerken bricht" beschrieben. Die Taxe Wien 1744 u. a. geben Hinweis auf den Malachitstein/Schreckstein. Zu Schreckstein siehe Zedler 1791, S. 303, dort enge Bindung an -> Malachit. Malachit wird auch als Heil- oder Schmuckstein verwendet. Bislang ist in den Taxen nur selten eine Verwendung des pulverisierten Malachitsteins als Pigment belegt.
Malergold
syn. zu -> Musivgold
Malerlack
-> Kugellack, -> Lacca in rotulis
Malersilber
syn. zu -> Musivsilber
Malerweiß
Gemisch aus Bleioxid und Antimonoxid
Mandelgummi
-> Kirschgummi
Mantissa, -ae f
lat. die Zugabe, der Gewinn. Selten verwendete Kapitelüberschrift in Sammeltaxen, wohl in dem Sinne, dass man z. B. mit Cinnabar. nativa ein zusätzliches Geschäft machen kann.
Marcasit
historischer Sammelbegriff für diverse Metallsulfide (Schwefelkiese). Zur endgültigen Begriffsverwirrung lese Brachert S. 160 f. Zahlreiche Taxen und Preiscourants verknüpfen den lat. Begriff marc(h)asita mit -> Wismut (Bismuth etc.) und Pyrit (Feuerstein, Katzengold). Das silberweiß glänzende Wismut wurde erst zur Mitte des 18. Jhs. u. a. durch Carl Wilhelm Scheele als Element erkannt. Davor Verwechslung mit dem (heute so bezeichneten) messing- bis goldgelben Markasit (Eisen(II)-sulfid FeS2, orthorhombisch, instabil) bzw. Pyrit (Eisen(II)-sulfid FeS2, kubisch, stabil), mit Sulfiden des Bleis (Bleiglanz oder Galenit, Blei(II)-sulfid PbS), des Zinns (Zinn(IV)-sulfid SnS2, goldgelb, siehe -> Musivgold), des Antimons (Goldschwefel, Antimon(V)-sulfid Sb2S5) und weiteren wie dem goldgelben Kupferkies (Chalcopyrit, Kupfer(II)-Eisen(II)-sulfid CuFeS2). Auf Grund der unklaren Zuordnung wurden alle Einträge von marchasita behelfsweise dem Begriff -> Marcasit zugewiesen.
Masculus, -a, -um
lat. männlich, in Verbindung mit hodenförmigen Tropfen besten Weihrauchs verwendet
Mastix
Triterpenharz von Pistazien-Arten (mindestens zwei). Zweite Mastix-Art möglicherweise Pistacia terebinthus (wohl dünnflüssiger, balsamartiger).
 
Mastix wurde nachgewiesen in barocken Glanzlacken, Firnissen etc, in Malfarben (Eitempera im ISIMAT-Projekt, Madonna di Rosano, Tafelgemälde 13. Jh.). Auch in der Antike verwendet (Mumifizierung) (Mitteilung U. Baumer / P. Dietemann).
 
Lit.: Patrick Dietemann, Towards more stable natural resin
varnishes for paintings. The aging of triterpenoid resins and varnishes
, Dissertation Zürich 2003.
Materialium mercator
lat. Bezeichnung für den Materialisten in Schleswig-Holstein 1705
Mediocris
lat. mittelmäßig, von mittlerer Qualität
Medisch
Bezeichnung für eine Herkunft aus dem Gebiet des heutigen Irans
Melanteria
-> Sory
Meliß
lat. auch melitaeum, -a, -um aus oder von der Insel Melita (Dalmatien), verwendet in Verbindung mit -> Zucker. Der sogenannte Melißzucker wird gemäß Meiningen 1681 für die Herstellung der Confecta (z. B. mit Zucker haltbar gemachte Früchte) vorgeschrieben.
Mennige
Mennige (minium factitium) wird nach Schedel 1791, S. 56 aus -> Silberglätte oder Bleikalk (-> Bleiweiß) durch Calcinieren (Erhitzen) hergestellt. Dabei muss die Temperaturführung bei mäßigem Feuer kontrolliert werden, da sich die stetig gerührte Masse leicht verflüssigt. Man erhält dann eine gelbe Farbe (Blei(II)-oxid, PbO, vermutlich nicht lichtecht), die als -> Bleigelb verkauft würde. Erhitzt man weiter, so entsteht rotes Mennige (Blei(II,IV)-oxid Pb3O4). Nach Schedel Bezug aus England, dort Chesterfield, Wirckesworth in Derbyshire. Dort gehandelt in Fässern à 9 bis 10 englischen Centnern für 14 ½ bis 16 Schillinge. Auch in Rollhofen nahe Nürnberg hergestellt. Die Taxen und insbesondere die Preiscourants erwähnen englische, türkische und deutsche Mennige. Verwendung in der Malerei, für Keramikglasuren und medizinisch als Pflaster.     
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 69.
Mensura
ungeklärtes Hohlmaß
Mesani
Wohl aus der Stadt Messina auf Sizilien kommend (lat. messana, - ae f). Siehe caerulei nativi mesani in Görlitz 1629.
Mineralblau
verbucht unter -> Kalkblau, In Arnoldi 1830 auch Magnesiablau, Metallblau.
Mineralgelb
verbucht unter Kasseler Gelb, bei Arnoldi 1830 ein -> Chromgelb.
Mineralgrün
nach Besler 1822 und Arnoldi 1830 synonym zu -> Scheeles Grün
Mineralia
in vielen Taxen in der Kapitelüberschrift Metalla, Mineralia et Colores vorkommend. Der lateinische Begriff Mineralia wird in der Regel mit Bergarten übersetzt, eine heute vergessene Bezeichnung für Gesteine und Mineralien. Im Schwedischen wird der Begriff bergart bis heute für Gestein verwendet.
Mineralschwarz
aus Schiefer- und Braunkohle unter Luftabschluss gebranntes Schwarz.
Minium, -ii n
lat. Mennige Pb2O4. Aber auch künstlicher Zinnober wird in den Listen als minium artificialis oder minium factitium ex argento vivo (Quecksilber) & sulphure bezeichnet. Minium gibt somit einen roten Farbton an, der sowohl bei Zinnober wie bei Mennige vorkommt.
Mistelsaft
Der im März aus den glasig, durchsichtigen Beeren gewonnene klebrige Mistelsaft wurde als Vogelleim (Fangen von Singvögeln) verwendet.
Mistelsaft
-> Viscum
Mistus, -a, -um
lat. gemischt
Misy
in der Antike vermutlich Chalcopyrit (Kupferkies). -> Atramentum luteum, gelbes Atrament, glänzendes Aussehen. Verwechslung mit Chalcanth (gewöhnlicher, auch römischer -> Vitriol). Der Begriff Misy verschwindet laut Hickel in der Mitte des 17. Jhs. aus den Taxen.
Mitisgrün
nach Arnoldi 1830 synonym zu -> Schweinfurter Grün
Mohnöl
Aus Mohnsamen gepresstes öliges Bindemittel. In der Regel als erste Pressung, Kaltpressung. Die Samenkapseln werden von weißem wie vom roten Mohn gesammelt. Mohnöl fand Anwendung als Heilmittel, in der Küche wie auch als Bindemittel (trocknende Öle).
Molybdaena
Synonym für -> Graphit
Montanus, -a, -um
lat. aus dem Berge, steht z. B. bei Berggrün, Bergblau oder Ocker im Gegensatz zu künstlich gemacht
Mumie
braunes Pigment

Lit.: Georgiana M. Languri, Molecular studies of asphalt, mummy and Kassel earth pigments: their characterisation, identification and effect on the drying of traditional oil paint, Dissertation 2004.
Muschelgold
Mit Honig angeriebenes Goldpulver, auch aus Goldabfällen
Muschelsilber
Mit Honig angeriebenes Silberpulver, auch aus Silberabfällen
Musivgold
abgeleitet von Aurum musicum, in den Taxen und Preiscourants ausnahmslos als Malergold benannt. Laut Schedel 1791, S. 13 Goldimitat aus Zinn, Wismut und Schwefel. Qualitativ besseres würde in England aus Zinn, Schwefel, Salmiak und Quecksilber (als Amalgam) hergestellt.
Musivsilber
abgeleitet von Argentum musicum, in den Taxen und Preiscourants ausnahmslos als Malersilber benannt. Silberimitation aus Zinn-Wismut-Amalgam
Myrrhe
Harz aus dem arabischen Raum. Genutzt in wenigen überlieferten Rezepturen, auch als Fließ- und Netzmittel ebenso wie als Räucherwerk.
Mäusepulver
verwendet als solches, gelistet unter den weißen Arsenoxiden und den gelben (häufig) wie roten (selten) Arsensulfiden.
N
N Beachte
Buchstabenkombinationen mit Umlauten wie Nä, Nö, Nü am Ende dieser Seite!
Nardenöl
verbucht unter -> Nardenöl, ursprünglich unter -> Spiköl. Die vermutlich nicht nur auf die Herkunft des pflanzlichen Rohmaterials gestützte Abgrenzung von Nardenöl zu Spiköl ist bislang unklar. Verwendung des bernsteinfarbenen Nardenöls in Parfums und Heilmitteln. Möglichenfalls wird -> Spiköl zum Strecken und Verfälschen von Nardenöl genommen.
Nativus, -a, -um
lat. natürlich
Neapelgelb
gelbes bis gelborangenes Bleiantimonat. Abgrenzung zu -> Bleigelb und der Terra citrina schwierig. Venino 1727 listet erstmalig Neapelgelb, das in der Folgezeit alle anderen Formen von Bleigelb in den Preislisten verdrängt.
Neublau
verbucht unter -> Wäscheblau
Neugelb
derzeit noch verbucht unter -> fraglich
Neugrün
nach Arnoldi 1830 synonym zu -> Schweinfurter Grün. In Gademann 1822 unter den Waschfarben.
Neurot
verbucht unter -> Chromrot, In Gademann 1822 unter den Waschfarben.
Neuwieder Blau
derzeit verbucht unter -> Neuwieder Grün
Neuwieder Grün
verbucht unter -> Scheeles Grün
Niger, -gra, -grum
lat. schwarz
Nostratis
lat. aus unserer Region
Nußöl
Aus Wal(l)Nüssen (von juglans regia, nuces juglandes) gepresstes Pflanzenöl. Die Gewinnung von Nussöl wird in Passau 1586 als "nit distliert sondern auff ander weiß" beschrieben: Eine Kaltpressung ist auch hier anzunehmen. Schedel 1791, S. 135 f. kennt zahlreiche Anbaugebiete. Er nennt vor allem Regionen in Frankreich (z. B. Languedoc und Anjou ), wo hochwertiges Nussöl aus "wälschen Nüssen" gepresst wird. Verwendung in der Küche und als Heilmittel. Nussöl werde "von den Mahlern zum Anmachen der Farben" genutzt. Handelsübliche Gebindegrößen sind 100 Pfund.
Nös(s)el
Hohlmaß, entspricht laut Haushaltungs-Lexicon einem halben Maaß, Quart oder Kanne, "nach Apotheker-Gewicht ein Pfund".
O
Ochra factitia
synonym für -> Bleigelb
Ocker
Als Pigment verwendete gelbe oder rote Farberden. Nach Schedel 1791, S. 140 würden diese aus Blei- und Kupfergruben, rothe Erden durch das Brennen (Calcinieren) von gelbem Ocker gewonnen. In Mischung mit blauen Erden erhielte man grüne Erde. Ocker würden aus England, Frankreich etc. eingeführt, aber auch im sächsischen Erzgebirge oder in besonders guter Qualität in Siena gewonnen. Ocker diene "Mahlern zum Anstreichen", auch würden Leder (Beutler, Handschuhmacher) damit eingetönt. Ocker diene auch als Poliermittel. Als Synonyme für natürlichen gelben Ocker (Ochra nativa, luteum montanum) finden sich Berggelb, Berggeel und Silbergelb.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 66 f. und 69 f.
Oelblau
auch Ölblau, Synonym für -> Smalte
Ofenlack
Wohlriechendes Wachs, das auf den Ofen gestrichen wird, oft mit Herkunft aus Spanien
Ohm(en)
Hohlmaß, entspricht 2 Eymer. In Mainz 1791 1 Ohm = 80 -> Maas
Oleum
lat. Öl. Wir unterscheiden zwischen trocknenden Ölen und Essenzölen (wie Bernsteinöl, Mastixöl etc.)
Oleum Spicae
-> Spiköl
Operment
syn. zu -> Auripigment
Opopanax
Harz mit Anteilen von etherischen Ölen und Gummen, Verwendung in Goldgründen. Saft der Ginseng Wurzel (Asien, Mongolei, Amerika). Nach Schedel 1791, S. 286 gehandelt in 100 Pfund Stücken über Smyrna, Aleppo, Livorno Marseille und Amsterdam.
Optimus, -a, -um
lat. der Beste
Orlean
gelbroter bis tiefroter Pflanzenfarbstoff. Nach Schedel 1791, S. 162 ff. Import u. a. aus dem Amazonasgebiet. Gehandelt in Klumpen von 2 bis 3 Pfund. Lichtempfindlich, oft verfälscht und gestreckt mit Erden (daher terra indica). Verwendet zum Färben von Wolle oder Seide, auch von Leinwand. Nach Koenig 1839, S. 135 auch in harzhaltigen, goldtonigen Firnissen (Goldfirnis auf Metall).
Orpiment
syn. zu -> Auripigment
Orseille
Roter bis purpurroter Farbstoff, der aus Flechten aus dem mediterranen Raum gewonnen wird.
Orth
ungeklärtes Hohlmaß
Ölblau
Synonym zu _> Smalte
P
Paillelack
gemäß Arnoldi 1830 mit Chromgelb in Verbindung gebracht, verbucht unter ->Chromgelb
Pallidus, -a, -um
lat. blass, auch gelb, olivgrün -> Zink
Panax, -cis
lat. auch panacea, im Mittelalter angebliches Allheilmittel gegen alle mögliche Krankheiten -> Opopanax
Papageigrün
nach Arnoldi 1830 synonym zu -> Schweinfurter Grün
Papaver, -eris
lat. der Mohn
Papier
In den Taxen selten aufgeführte Ware, dann z. B. in der Menge eines Reiß angeboten
Pariser Blau
gemäß Besler 1822 besonders hochwertiges, feines Berliner Blau. Nach Krünitz ohne einen Zusatz von Alaun bereitet. Frei von Tonerde, die man Berliner Blau als Zuschlag in geringen Mengen zusetzt. Verbucht unter -> Berliner Blau.
Pariser Gelb
syn. zu Chromgelb, verbucht unter -> Chromgelb
Pariser Grün
syn. für Schweinfurter Grün, verbucht unter -> Schweinfurter Grün
Pariser Lack
-> Wiener Lack
Pariser Rot
noch Homburger 1831 syn. verwendet zu Polirroth, nach Brachert fein gemahlener -> Hämatit
Parisrot
Aus Lacca, Waidasche und Alaun hergestellte granatapfelrote Farbe (Tegernseer MS Nr. 66). In Schedel 1789 Zubereitung aus rotem Schellack.
Parvus, -a, -um
lat. klein, gering, etwas Weniges
Pech
Erdpech (Asphalt)- und Harzpecharten (gewonnen durch die Verschwelung von Harzen, Verkokung von Holz, Destillation von Holzteer, oft in unseren Breitengraden oft Koniferenholz. Pech ist schwarz, klebrig und desinfizierend. Nutzung als Klebstoff in archäologischen Funden nachgewiesen, als Bindemittel ungeeignet. Der dünnflüssigere Teer wird nicht erfasst.
Pellucidus
siehe unter perlucidus
Penidus, -a, -um
lat. gewundener, benutzt in Verbindung mit -> Zucker
Perdix, -dicic
lat. das Rebhuhn, verwendet in Verbindung mit der Malerfeder ([taxa] perdicis plumarum)
Perlucidus, -a, -um
lat. durchsichtig, durchscheinend
Persio
feinblaue oder scharlachrote Färbung mit Algen, verbucht unter -> Orseille
Perubalsam
-> Balsam
Pflanzenschwarz
aus Traubenkernen, Weinranken, Schilfrohr, Lindenholz, Wachholderholz und Baumharzen (Kienruß aus harzreichen Nadelhölzern) unter sauerstoffarmer Atmosphäre hergestelltes Schwarz. Ein Beleg für eine Herstellung aus Pfirsichkernen - wie anfänglich angenommen - existiert bislang nicht.
Pflaumengummi
-> Kirschgummi
Pfund
Apothekenpfund. Medizinalgewicht à 360 g = 12 Unzen = 24 Loth = 360 g. Im Handkauf in der Regel als Krämer- oder Civilpfund à 480 g = 16 Unzen = 32 Loth. Nach Haushaltungs-Lexicon gibt es neben dem Kramerpfund auch ein Fleischerpfund (schwerer als das Kramerpfund).
Pickelgrün
von Johann Georg Pickel entwickeltes Grün. Bei Breitenbach 1821 gleichgesetzt mit Schwedischgrün (vermutlich Scheeles Grün), derzeit verbucht unter -> Scheelesgrün
Piepe
Hohlmaß z. B. für Öl (Hamburg 1791) à 820 Pfund
Piscis
lat. Fisch
Pix
lat. -> Pech
Plattlack oder Klumpenlack
Im Feuer geschmolzener und zu Kuchen geformter -> Schellack. Beide Begriffe aus Schedel, bislang in Taxen nicht nachgewiesen.
Plumarius, -a, -um
lat. flaumig. Missverständliche Verwendung im Zusammenhang mit Bleigelb z. B. in Sachsen 1580 und Mühlhausen 1715 als Ochra factitia et plumaria, gemeint ist plumbaria.
Plumbago, -inis m
in Anlehnung an plumbum, -i n (Blei) Synonym für -> Graphit
Plumbarius, -a, -um
lat. bleihaltig
Plumbum
lat. Blei
Pot(t)lot(h)
verbucht unter -> Graphit
Potior
lat. vorzüglich
Pottasche
Aus Holzasche gewonnenes Kaliumcarbonat, genutzt zur Verlackung von Farbstoffen, auch in der Alkoholtrocknung und bei der Herstellung von Schießpulver. Nach Schedel 1789, S, 791 f. und Schedel 1791, S. 300 f. aus der Asche von Birken, Rot- und Hainbuchen, Weiden, Erlen, Eschen etc. durch Einweichen in Wasser, Auslaugen mit heißem Wasser oder Alkalien, dann Eindampfen und in Öfen Calcinieren gewonnene wichtige Grundchemikalie, die in großen Mengen in der Färberei, beim Leinwandbleichen und den oben genannten Anwendungen zum Einsatz kam. Wiederholte Reinigung durch Umkristallisieren. In den Taxen als cinis clavellatus, d. h. als nagel- oder nadelförmige Asche gelistet. Gehandelt aus Holland, Flandern, Irland, aber auch aus/über Danzig aus Polen und Russland. Nach Schedel 1789, S, 91 f. wird Pottasche z. B. zur Produktion von Berliner Balu (Tierblut, Salpeter und Pottasche) in großen Mengen eingesetzt.
Praeparatus, -a, -um
von lat. praeparare = zubereiten. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 35) "die Sachen fein auf den Marmor=Stein reiben". Ein Präparatum ist "dasjenige nemlich, [...] so auf den Reib=Stein mit zugeschütteten Wasser [auch Spiritus] zum feinen Pulver zerrieben." Eine zweite Wortbedeutung in der Apotheke ist eine nach aus Simplicien (einfachen Stoffen) verfertigte Zutat zu einer Rezeptur.
Praestantior
lat. von vorzüglicher Qualität, noch besser
Preis variiert
Die Warenlisten enthalten (sofern gegeben) eine Spalte, in denen durch ein Zeichen all die Waren markiert sind, die im Preis "fallen oder steigen". Da Apothekentaxen als amtliche Dokumente für Jahre, wenn nicht für Jahrzehnte Gültigkeit hatten, wurde mit einer derart variablen Preisgestaltung für einige Waren die Möglichkeit eröffnet, die Verkaufspreise an die schwankenden Einkaufspreise anzupassen. Bei den Materialisten galten die Preiscourants oft nur wenigen Monate - eben bis zur nächsten Messe -, wenn nicht sogar nur wenige Wochen, so "fallende oder steigende" Preise nicht notwendig waren. Zudem unterlag die Preisgestaltung dem kaufmännischen Geschick des Materialisten, ganz im Gegensatz zum Apotheker, der in der Regel der Kontrolle durch den Rat der Stadt unterworfen war.
Preussisch Blau
verbucht unter -> Berliner Blau
Pugullus, -i m
lat. auch pugillus, -i m, so viel als man mit einer Faust fassen kann, eine Handvoll. Letzteres häufiges Apothekermaß.
Pulverisare
lat. nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 35) "etwas hartes in einen Mörser fein stossen oder reiben", ein -> pulvis herstellen, "ein trockne gantz fein zerstossene und geriebene, auch durch ein Sieb geschlagene" Ware.
Pulvis, -eris m.
lat. das feine Pulver, Staub, siehe auch -> pulverisare
Purgatus, -a, -um
lat. von purgare, reinigend, auch heilend. Im Deutschen purgierende Wirkstoffe, die den Magendarmtrakt reinigen. Verwendet im Zusammenhang mit Aloe
Purificatus, -a, -um
lat. von purificare = reinigen. In den Taxen nur in Verbindung mit der Reinigung von Koniferenharzen benutzt. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 35) "die Unsauberkeiten von einen Cörper absonderen", hier wahrscheinlich das händische Entfernen von im harzigen Ausfluss klebenden Rindenbestandteilen oder Insekten.
Purpureus, -a, -um
lat. purpurfarben von schwärzlich über dunkelrot, dunkelbraun bis hin zu violett
Q
Quardell
Hohlmaß für z. B. Fischtran. In Mainz 1791 1 Quardell = 176 köllnische Maas, oder 440 Pfund.
Quart(ier(lein))
ungeklärtes Hohlmaß
Quercitron
Gelber, orangener und olivgrüner Farbstaoff aus der inneren Rinde von Quercus tinct., der -> Färbereiche
Quint
auch Drachme, Medizinalgewicht à 3,73 g = 3 Scrupel
R
R Beachte
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Radix
lat. Wurzel
Rasura
Lat. geschabt oder geraspelt. Nach Schedel 1791, S. 328 in Apotheken und Materialhandlungen geschabte und geraspelte Artikel (Bernstein, Elfenbein u. a.). Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 28) abgefeiltes Horn oder Knochen.
Rauschgelb
auch Reischgel oder Reuschgeel, Synonyme zu -> Realgar
Realgar
Rotes, hochgiftiges Arsensulfid-Pigment (As4S4), auch Rauschgelb, roter Hüttenrauch. Wird nach Schedel 1791, S. 333 wie Auripigment aus Schwefel und Hüttenrauch künstlich hergestellt. Im Gegensatz zu Auripigment entstünde Realgar nicht durch Sublimation, sondern durch Destilirung. Für tiefrote Formen solle das Verhältnis Schwefel zu Hüttenrauch 1:1 sein. Verwendung in Öl- wie Wasserfarben. Bezug aus sächsischen, böhmischen und anderen Hüttenwerken.
Rebschwarz
-> Pflanzenschwarz
Rectificatus, -a, um
lat. durch Destillation gewonnen. Durch ein-/mehrfache Destillation Unter Wärme Abtrennung und Kondensation flüchtiger Bestandteile. Zurückbleiben fester oder in Wasser löslicher Bestandteile (Verunreinigungen) im Destillationskolben. In den Taxen verwendet im Zusammenhang mit -> Venezianer Terpentin und -> Spiritus.
Redolens
Lat. einen Geruch verbreitend, auch duftend, in Verbindung mit Teer (pix).
Regulus, -i m
in der Alchemie verwendeter Begriff, der die beim Schmelzen unter der Schlacke zu findende Metallschicht beschreibt (z. B. bei Aufschmelzen von Spießglanz)
Reissblei
verbucht unter -> Graphit
Reiß
-> Rieß
Relativpreis
Mehr- oder Minderfaches des Preises von -> Grünspan. Rein rechnerisch wird der Preis einer Ware pro Gramm geteilt durch den Preis von Grünspan pro Gramm, größenlose Angabe, auch z. B. 8faches von Grünspan
Resina, -ae f.
lat. das -> Harz
Riess
auch Reiß. Nach Haushaltungs=Lexicon enthält bei Büchern 1 Rieß 20 Buch Papier. Nach Venino 1790 gilt: Ein Pallen Pappier hat 10 Reiß, ein Reiß 20 Buch, ein Buch 24 Bögen.
Rinmans Grün
auch Kobaltgrün, Zinkgrün. Von Sven Rinman (1720 - 1792) erstmalig 1780 beschriebenes Grün.
Risigallum
syn. zu -> Realgar
Rochus, -a, -um
lat. im Brocken (häufig in Verbindung mit römischem Alaun)
Rohlack
Von den Zweigen abgeschlagener, körniger (in -> granis) Gummilack (-> Lacca)
Romanus, -a, -um
aus Rom, römisch, in Verbindung mit Vitriol (vitriolum romanum) mgf. auch im Sinne von italienisch
Rosalack
-> Rösellack
Rosmarinöl
Die Erfassung dieser Ware hat erst zu späterem Zeitpunkt eingesetzt (nicht vollständig). Das weiße, klare, durchsichtige Rosmarinöl von durchdringendem Geruch wird laut Taxen mittels Dampfdestillation aus salvia rosmarinus (rosmarinus officinalis) gewonnen. Nach Schedel 1791, S. 370 Anbau in den romanischen Ländern Südeuropas, Handel über Venedig, Montpellier und Avignon. Gebindegröße in der Regel 1 Pfund. Verwendung bei der Parfumherstellung und als Heilmittel. Der hohe Preis schließt vermutlich eine Nutzung in der Malerei aus.
Roter Farblack
Intensiv roter Farblack häufig auf der Basis von -> Krapp (dann Krapplack) oder -> Brasilholz
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 71.
Rotholz
verbucht unter Brasilholz
Rotulus, -a, -um
lat. rad- oder scheibenförmig, in Verbindung mit -> Kugellack (Lacca in rotulis) verwendet
Ruber, -bra, -brum
lat. rot, aber auch braun
Rubigo, -inis f
auch robigo, in den Taxen verwendet im Sinne von Rost in Verbindung mit Eisen (Eisenfarbe) oder im Sinne von Zersetzungsprodukten bei Blei (Schieferweiß)
Rubrica, -ae f.
lat. für -> Rötel
Rubrig
auch Rubrick, Syn. für -> Mennige
Ruß
Glanzruß und Flatterruß, mit Öl angerieben als Rußschwarz. Schlechte Trocknungseigenschaften
Röhrengummi
syn. für -> Gummigutt
Rösellack
auch Rosalack. Aus Schellack (Schedel 1789) oder Brasilholz (Liber Illuministarum, Brachert) hergestellter roséroter Farbton. Arnoldi 1830 nennt Nutzung für Tapetenfabrikation.
Rötel
Eisenhaltige, dunkelrote Farberde (terra rubrica fabrilis), auch als rote Kreide bezeichnet. Laut Schedel 1791, S. 362 Vorkommen in England wie im Raum Nürnberg. Verwendet als Zeichenstift im Handwerk (Tischler, Zimmerleute und Steinmetze) wie in der Malerei. Bei den Materialisten gehandelt im Zentner.
S
S Beachte
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Saflor
Aus den Blütendolden des unechten Safrans (Carthami tinctorius, Färberdistel) gewonnener gelber-roter Farbstoff (Carthamin). Aus den Samen wird Safloröl gewonnen (Distelöl). Nach Haushaltungs-Lexicon wird der wilde Saffran (=Safflor) im Elsaß, in Thüringen und Böhmen angebaut. In Straßburg 1760 wird Safflor als Safran batard (bâtard, franz. Bastard), also als gemeiner Safran bezeichnet. Nach Schedel 1791, S. 390 große Anbaugebiete um Erfurt, Merseburg und in der Niederlausitz, aber auch im Niltal und in Italien, gehandelt in Ballen zu 100 Pfund auch über Triest, Marseille und Venedig. Bedeutender Textilfarbstoff.
Safran
Der gelbe Farbstoff Safran wird aus den Blütenfäden von Krokusblüten (crocus) gewonnen. Schedel 1791, S. 392 widmet dem wichtigen Heilmittel, Gewürz und Farbstoff einen langen Beitrag. Als Anbaugebiete werden vor allem Spanien (Arragon), Italien, Frankreich (Gastinois), der Orient (Arabien, Türkei) und England genannt. Hochpreisiger Safran wurde vor allem in Österreich-Ungarn angepflanzt. Auf Grund der mühsamen Anbaus rechnet Safran zu den teuersten Waren. Der lichtinstabile Farbstoff ist bislang analytisch schwierig nachzuweisen.
Saftgrün
Aus reifen, schwarzen -> Kreuzdornbeeren gewonnener gelblich-grüner Saft. Nach Schedel 1789, S. 110 werden die Beeren gepresst und der Saft unter erhöhter Temperatur und unter Zusatz von Alaun eingedickt. Das Saftgrün wird in Schweins- oder Rindsblasen abgefüllt. Auf Grund der hohen Lichtempfindlichkeit selten in der Malerei verwendet. Verwendung durch Maler, Färber (Saffranfärben).
Sagapenum
Weiches, orangenes und durchsichtiges Gummi, gehandelt über Venedig und Livorno. Sagapenum in sortis ist dunkelbraun und von schlechter Qualität, vertrieben in blauen Tüchern (Krünitz). Gewonnen aus Ferula persica laut Dieter Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des 15. Jahrhunderts vom Oberrhein. Teil I: Text und Glossar. Horst Wellm, Pattensen/Han. 1985, jetzt bei Königshausen & Neumann, Würzburg (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 34), ISBN 3-921456-63-0, S. 254.
 
Laut https://artechne.hum.uu.nl/node/81564 verwendet als Klebemittel/Netzmittel für Blattmetalle.
Sammeltaxe
nach Blüten, Wurzeln, Mineralien etc. geordnete Preisliste
Sandaraca graecorum
syn. zu -> Realgar
Sandaracha factitia
Syn. für -> Mennige, häufig mit Zusatz ex plumbo vel cerussa. Auch als Sandaracha vitruvij (Messeliste Frankfurt 1586)
Sandarak
Sandarakgummi oder Wacholdergummi wird in den Taxen immer wieder als Ausgangsstoff für Firnisse genannt. Es wird von dem arabischem Sandarakbaum (Tetraclinis articulata?) bzw. möglichenfalls auch von heimischen Wacholderarten (Juniperus) gesammelt. Wichtigste Komponente in barocken Glanzlacken (Mitteilung U. Baumer / P. Dietemann), auch als Räucherwerk genutzt.

Lit.: Gundel Steigenberger und Christoph Herm, Natural resins and balsams from an eighteenth-century pharmaceutical collection analysed by gas chromatography/mass spectrometry, in: Anal. Bioanal. Chem. (2011) 401:1771-1784 DOI 10.1007/s00216-011-5169-y
Sandelholz
Auszug aus rotem Sandelholz (pterocarpus santalinus), als Farbstoff in roten Lacken nachgewiesen
 
Lit.: Ursula Baumer, Irene Fiedler, Simone Bretz, Hans-Jörg Ranz, Patrick Dietemann, Decorative reverse painted glass objects from the fourteenth to twentieth centuries - an overview of the binding media, IIC Preprints Vienna Congress, Studies in Conservation, Supplement 1, Volume 57, 2012, S. S9-S18.
 
Sandix
Syn. für -> Mennige
Sappanholz
Der aus dem rote Kernholz (Rotholz) von Sappanholz (Caesalpinia sappan) gewonnene Beizenfarbstoff (Zusatz von ->Alaun) wurde u. a. zum Färben von Textilien genutzt. Dabei verfärbt sich der gelb bis orange Naturfarbstoff Brasilin, der in hohen Konzentrationen im Sappanholz vorhanden ist, durch Oxidation ins Dunkelrote. Brasilin wurde erstmalig 1808 aus -> Brasilholz isoliert. Sappanholz, in Preiscourants immer wieder vertreten, wurde von Asien nach Europa exportiert. Schedel 1789, S. 142 kennt Sapanholz aus Siam als mindere Qualität von -> Brasilholz.
Saracenicum
syn. für -> Gummi Arabicum
Sarcocolla
-> Fleischleim
Sarmentum, -i n
Lat. der Zweig, im Zusammenhang mit der Herstellung von Pflanzenschwarz aus den Zweigen von Weinreben.
Sarmentum, -i n
lat. Weinrebe, Ausgangsmaterial für -> Pflanzenschwarz
Satinober
auch Sattinober, ein Goldocker, verbucht unter -> Ocker
Sativa, -ae f
lat. der Hanf, siehe unter -> Hanföl
Sativus, -a, -um
lat. gesät, gepflanzt, hier in Verbindung mit Safran (crocus) im Sinne von angepflanzt
Scatula, -ae f.
lat. Schachtel
Scheeles Grün
Erstes synthetisches Kupfer-Arsen-Grünpigment. 1778 von dem Schweden Carl August Scheele erstmalig hergestellt.
Scheidewasser
historische Bezeichnung für aqua fortis (Salpetersäure, verbucht unter -> Salpetersäure) bzw. aqua regis (Königswasser, Gemisch von Salpetersäure und Salzsäure, ebenfalls verbucht unter -> Salpetersäure).
Schellack
Nach Schedel 1789, S. 587 auch Schaalenlack oder Scheibenlack. Hergestellt aus dem von den Zweigen (in baculis, -> Stocklack) abgeschlagenen (in granis, -> Rohlack) und in Tafeln gegossenen (in tabulis, -> Plattlack, auch Klumpenlack) ->Gummilack (-> Lacca). Schellack wird als Bindemittel eingesetzt. Da schwer zu entfärben, auch als Farbstoff in (Gold)Lacken.
Schieferblau
dunkles, blaugraues -> Bergblau
Schieferweiß
auch Schifferweiß. Laut Schedel 1791, S. 481 aus dünn ausgezogenen Bleiblechen und Essig hergestelltes Bleiweiß. Gilt als beste Qualität, nicht mit Kreide gestreckt. Wird mit Wasser angeteigt, dann in Formen gegossen. Von Malern, Tünchern (Mannheim 1765) wie für pharmazeutische Produkte verwendet. In den Taxen Verbindung zu Alumen scissile, Abgrenzung noch nicht erfolgt.
Schistos, -a, -on
lat. spaltbar, gespalten (z. B. zur Beschreibung von Braunstein)
Schmack
-> Sumach
Schmel(t)zblau
Synonym für -> Smalte
Schmirgel
Schleifmittel aus Aluminiumoxiden
Schokolade
Als Alltagsware aufgenommener Artikel, an der auch die Preisrelationen deutlich werden. Es wird kein Anspruch auf vollständige Erfassung erhoben, da zu späterem Zeitpunkt aufgenommen (kein Terminus ante oder post quem möglich!).
Schreckstein
als malachithaltiger Stein beschrieben bei Zedler 1791, S. 303. Aus Schreckstein soll künstliches -> Bergblau hergestellt worden sein. Vorkommen in Kupfer- und Silberbergwerken u. a. in Tirol und Württemberg
Schreinerfarbe
syn. zu -> Auripigment, erstmalig in Schwäbisch Hall 1651
Schwedisch Grün
bei Arnoldi 1830 synonym zu Römischgrün, Chemischgrün und Scheelensgrün, verbucht unter -> Scheele Grün.
Schwefelsäure
Bei der thermischen Zersetzung von Vitriolen (Vitriolverfahren) gewonnen (bis ca. 1870 gängiges Verfahren).
Schweinfurter Grün
Synthetisches Kupfer-Arsen-Grünpigment von intensivem Smaragdgrün. Nach Materialarchiv erstmalig zwischen 1804 und 1814 durch die Farbenfabrik Sattler in Schweinfurt hergestellt.
Schwerspat
weisses Bariumsulfat, das als Pigment und Füllstoff Verwendung findet.
Schönrot
syn. zu -> Umbra
Schüttgelb
Gelber Farbstoff aus Färberdistel (-> Saflor) und anderen Pflanzen. Nach Zedler 1791, S. 508 Herstellung aus Curcuma und Alaun, Niederschlagen des Farbstoffs auf Kreide.
Scobs
vermutlich von lat. scopo, -avi, -are mit dem Besen ausfegen. In Verbindung mit Eboris scobs die in einer Kiste/ Schublade vorhandenen und mit dem Besen ausgefegten Reste an Elfenbein (Frankfurt 1656).
Scoria aeris
Kupferschlacke, Kupferoxid(e), auch silikathaltig und mit Eisenverbindungen, arzneiliche Verwendung nach Hickel gesichert
Scoria, -ae f.
lat. Schlacke, ursprünglich auch andere Hüttenprodukte
Scriptorium
lat. für den Schreiber
Scrupel
Medizinalgewicht à 1,242 g = 20 Gran
Seife
Als Netzmittel eingesetzt, in Form von Wachsseifen als Bindemittel. Die Erfassung von Seife im Digitalen Malkasten ist lückenhaft, eine Nachbearbeitung ist notwendig. Nach Haushaltungs-Lexicon gab es schwarze und weiße Seife. Die schwarze wird aus Unschlitt (Talg), die weiße in Spanien und Italien aus Öl, in Holland und Skandinavien aus Tran gemacht. Nach Schedel 1791, S. 561 kommt die beste Qualität - auch mit Duftstoffen - aus Venedig und aus Spanien. Herstellung von Seife unter Verwendung von -> Hanföl.
Semniceus, -a, -um
Lat. möglichenfalls aus dem Gebiet zwischen Elbe und Oder (semnones) kommend (Schlesien, Mark Brandenburg und östliches Sachsen).
Sepia
Schulp des Tintenfischs. Aufgemahlen Mittel für Grundierungen, als Zusatz bei der Verkochung von Ölen und als Schleifhilfe genutzt.

Lit.: Brachert
Serapinum
-> Sagapenum
Siegellack
-> Siegelwachs
Siegelwachs
Mit ->Mennige, ->Zinnober, ->Grünspan oder Pflanzenschwarz (-> Spodium) gefärbte -> Wachse, auch Harzzugaben üblich. Für Siegel, als Isoliermasse oder als Klebekitt verwendet. Schedel 1791, S. 578 setzt Siegelwachs mit Siegellack gleich. Er kennt zwei Arten: (1) Verfertigt aus Wachs, Ölzusatz und farbgebenden Bestandteilen für rotes, gelbes und grünes Siegelwachs. Wird in Kanzleien, Gerichten, Behörden verwendet. (2) Eine härtere Sorte wird aus Gummilack, Wachs, Terpentin, Harz und Pigmenten hergestellt. Auch in den Farben schwarz, braun, gelb etc.. Wird in Frankreich, England und in Deutschland (Hannover, Nürnberg, Augsburg) fabriziert und in runden, halbrunden und eckigen Stangen ausgeliefert. Die Stangen werden gestempelt (z. B. Doppeladler für Nürnberg).
Signatorius, -a, -um
lat. im Sinne von zum Siegeln verwendet, vom signator (Untersiegler) verwendet
Silbergelb
syn. für natürlichen gelben Ocker
Silberglätte
-> Glätte
Silberkieß
lat. marchasita argenti. Derzeit unter -> Wismut zugeordnet.
Silvestris, -i
lat. im Wald wachsend, wild wachsend
Simplex, -icis
lat. einfach, unvermischt, natürlich
Smalte
als blaues Pigment verwendetes kobalthaltiges Calciumsilikatglas. Nach Schedel 1789, S. 111 u. a. künstliche Herstellung bei Schneeberg in Meissen. Alleine "im Meissischen" fanden sich vier Blaufarbenwerke. Der Handel mit Kobalt war streng überwacht. Verpackungseinheiten für Smalte in Fässern zu ein, zwei und drei Centnern. Sächsische Smalte wurde über Holland (Amsterdam, Rotterdam) bis nach England gehandelt, jährlich einige Tausend Centner. Wasser- und lichtechtes Blaupigment, Verwendung in Wasser- wie Leimfarben, bei der Porzellan- und Fayanceherstellung. Konkurrierende Hersteller in Böhmen (gehandelt über Leipzig), Schlesien, Österreich, in Saalfeld, im Harz, zu Gengenbach etc.. Gehandelt wurden zahlreiche Farbnuancen, zur Markierung der Fässer detailliert siehe Schedel. In den Taxen syn. als Lasurblau, Blawstieffels (-> Stärke), Wasserblau und Ölblau gelistet.
Smiris
-> Schmirgel
Sorte, auch in sorte
lat. verwendet z. B. in Verbindung mit von Rindenteilen verunreinigtem -> Weihrauch, auch billigem -> Mastix oder -> Storax. Auch gemein, einfache Qualität
Sory
-> Atramentum (metallicum) griseum, grau Atrament, ebenso wie Misy und Melanteria Verwitterungsstufen von schwefelhaltigem Eisen-, Zink- und Kupferkies (z. B. im Rammelsberg).
Spanisch Weiß
verbucht unter -> Zinnweiß
Spicanardenöl
vermutlich abgeleitet aus Spica nardi, einer in Asien angepflanzten Pflanze aus den Baldriangewächsen. Siehe unter -> Spiköl und -> Nardenöl.
Spiegelruß
Nach Schedel 1791, S. 613 Ruß von Eichenholz
Spießglas
auch (Grau)Spießglanz, Stibium. Bergmännische Bezeichnung für Antimon(III)-sulfid Sb2S3 (Stibnit). Das bleigraue Mineral (im Strich verwechselbar mit Blei oder Graphit) wurde für vielerlei pharmazeutische Anwendungen, in Schminckpulvern, im Letternguss (Buchdruck) , in Architekturfassungen, in der Möbel- wie der Tafelmalerei eingesetzt. Verwendung als Antimonschwarz vermutlich eher selten. Nach Schedel 1791 Förderung in u. a. Ungarn, Siebenbürgen, Polen (Handel über Danzig), der Region um Bayreuth und der Bretagne. Vorkommen oft vergesellschaftet mit anderen Sulfiden wie -> Zinnober oder Arsensulfiden (->Auripigment, ->Realgar). Das rohe Spießglas (Antimonium crudum) wird durch Erhitzen direkt aus dem Erz gewonnen, erneutes Calcinieren unter Absonderung von Schwefelanteilen ergibt das in verschiedenen Farben entstehende Vitrum antimonii (bislang nicht erfasst).
Spiköl
durch Destillation (gemäß Mainz 1618 seu chymica arte paratum gewonnenes pflanzliches Essenzöl. Die Vielzahl der Speik Gewächse macht eine Zuordnung zu einer konkret zu benennenden Pflanze schwierig. Als Quelle sei hier nur der breitblättrige Spanische Lavendel (Lavendula latifolia) genannt. Das aus der frischen Blüte gewonnene Lavendelöl wird laut Schedel 1789, S. 599 in Marseille als Spi(e)köl in blechernen Flaschen angeboten. In den Taxen findet sich weiterhin das aus dem keltischen oder echten Speik (spica celtica, valeriana celtica und nardus celtica) gewonnene Öl. Anbaugebiete für diese Sorte sind Frankreich, Österreich, Italien (welsch) und die Schweiz. Es wird auch der Gartenspik (Spica nostratis hortensis) oder die Spicanardenblume (Mariamagdalenen Blume) in den Taxen erwähnt. Weiterhin wird der indische (indianische) Speik (Nardus indica) aus dem Himalaya, aus Indien, China oder Bhutan genannt. Aus letzterem wird das wohlriechende und hochpreisige-> Nardenöl gewonnen.
Spina, -ae f
lat. der Dorn
Spiritus
andere Bezeichnung für Alkohol oder Ethanol C2H5OH. Gewonnen aus der ein- oder mehrfachen Destillation von Branntwein (Brennen von Wein, Weinbrand, Schnaps). Hergestellt in weinreichen Gegenden wie Frankreich, den Niederlanden im Rahmen dort gängiger Produktveredelung, auch in Deutschland (z. B. aus Kartoffeln). Eingesetzt in flüssigen Medikamenten oder als Desinfektionsmittel, aber auch als Lösemittel.
Spodium, -ii n.
lat. Asche. In den Taxen verwendeter lateinischer Sammelbegriff für ->Beinweiß und ->Beinschwarz. Beide entstehen bei der Veraschung mit oder ohne Luftzutritt von Elfenbein (de ebore) oder Knochenmaterial (z. B. Rindern, de osse). Eine eindeutige Zuweisung zu Beinschwarz resp. Beinweiß ist oft nicht möglich.
Spuma plumbi
lat. spuma, -ae f Schaum, hier Bleischaum, seltenes Synonym für Bleiglätte
Spurius, -a, -um
lat. im Sinne von verunreinigt (z. B. bei ->Sandelholz)
Squama, -ae f.
lat. die Schuppe, z. B. in Verbindung mit Squama Aeris
Squameus, -a, -um
lat. schuppig
Stellatus, -a, -um
lat. glänzend (z. B. in Verbindung mit Talkum), auch mit Sternen versehen (Pyritpartikel in Ultramarin)
Stibium
-> Spießglas
Stieffels, weiß
Synonym für -> Stärke
Stocklack
an den Enden von Zweigen (in ->baculis) anhaftender ungereinigter, roher ->Gummilack (-> Lacca). Stocklack ist rot, in schlechten Qualitäten bis hin zu schwarz.
Stop
auch Sto(o)f, Flüssigkeitsmaß . 1 Stop entspricht je nach Stadt rund 1,4 l (hier Wismar 1741).
Streusand
Feiner Sand zum Löschen von Tinte. Schedel 1791, S. 663 nennt verschiedene Quellen und Farben: Aus Italien braunen Streusand mit Goldglanz, schwarzen mit Silberglanz, grünen u. a., aus Nürnberg Elfenbein- oder Knochenpulver oder aus Meißen einen gepulverten blauen Stein mit eingesprengtem Goldglanz (mgf. Ultramarinasche).
Stärckmehl
Synonym für -> Stärke, auch Stärkpap oder Steiffmehl
Stärke
Alleine die zahlreichen Synonyme (-> Amylum, Krafftmehl, -> Stärkmehl, Stieffels etc.), unter denen Stärke gehandelt wurde, sprechen für einen weitverbreiteten Einsatz dieses wichtigen Werkstoffes. Stärke gilt heute als einer der wichtigsten pflanzlichen Energiespeicher und wurde schon immer als Nahrungsmittel, in der Küche wie in der Medizin eingesetzt. Stärke wurde weiterhin als Klebstoff, Verdickungsmittel, Füllstoff, als Bindemittel und selbst in Haarpuder (Planck 1809) genutzt. Die stark zuckerhaltige Stärke wird aus Hirse, Reis, Mais, aus Weizen (Amylum tritici, siehe Jever 1726, Besler 1822) und ab dem 18. Jahrhundert vor allem aus Kartoffeln gewonnen. Ein Hinweis auf eine Herstellung aus Kartoffeln fehlt in den Preislisten bislang. Die Herstellung von Stärkemehl ist arbeitsintensiv und weicht zu Ende des 18. Jahrhunderts einer halbindustriellen Gewinnung. In den Preislisten wird Amylum belgicum, niederländische, auch hallische (Wilckens 1795) und sächsische (Augstell 1799) Stärke erwähnt. In den Taxen findet sie sich oft bei den Succi oder den Succi inspissati (eingedickten Zuckern), was auf den Herstellungsprozess hinweist: Zerkleinern, mahlen, mit Wasser auslaugen, eindicken, trocknen.
Stärke, blaue
Synonym für -> Smalte
Subtilis, -i
lat. fein, zart, dünn (im Gegensatz zu ->crassus). Selten genutzt, hier in Verbindung mit Therebinthina subtilioris, also feineres Terpentin im Gegensatz zu Therebinthina communis, dem gewöhnlichen (Augsburg 1684).
Suc(c)inum, -i n.
lat. der Bernstein, auch zu Schmuck verarbeiteter Bernstein
Succotrina
lat. Herkunftsbezeichnung für Aloe (durch die Taxen gesicherte Herkunft) aus der Inselgruppe Sukotra im heutigen Jemen. Auf heute dort zu findende Drachenblutbäume und die Gewinnung von Weihrauch (Teil des Weltkulturerbes) kann nicht aus den Taxen geschlossen: Sukotra findet in den Einträgen zu Drachenblut und Weihrauch keine Erwähnung.
Suecicus, -a, -um
lat., möglichenfalls ist suebicus (suebisch) gemeint. Suebisch bezieht sich auf die, entlang der Ostsee lebende Volksgruppe der Sueben. Selten verwendet in Verbindung mit grünen Vitriolen (Frankfurt 1668 und 1710).
Sumach
Ein Färberkraut, das aus der Sumach-Pflanze (Rhus coriaria), auch Gerber-Sumach, gewonnen wird. Erwähnt in u. a. Jever/Zerbst 1726, Frankfurt 1775 und Hamburg 1791. Laut Schedel 1791, S. 673 verwendet von Färbern, Gerbern und Korduanbereitern(?), auch als Gewürz und Adstringens in der Medizin verwendet. Hoher Tannin-Gehalt. Das Kraut wird zerhackt und getrocknet, das beste sei von grüner Farbe. Wird in großen Mengen aus Zypern, Sizilien, Spanien und Portugal eingeführt in Gebinden von 100 Pfund. Der aus Sizilien sei 20% teurer als anderer. Erst zu späterer Zeit des Projektverlaufes aufgenommen, keine vollständige Erfassung, verbucht unter Färberkraut!
Surculus, i m.
lat. junger Zweig, Trieb, in Verbindung mit -> Stocklack verwendet
Sächsisch Blau
verbucht unter -> Wäscheblau
s.
lat. seu oder sive, beides dt. oder
T
Tabak
Als Alltagsware aufgenommener Artikel, an der auch die Preisrelationen deutlich werden. Es wird kein Anspruch auf vollständige Erfassung erhoben, da zu späterem Zeitpunkt aufgenommen (kein Terminus ante oder post quem möglich!).
Tabula, -ae f.
lat. das Brett, auch von tabella, -ae f. als Täfelchen. Häufig vorkommend als in tabulis, auch in tabellis im Sinne von flach ausgegossenem Material, in einer Schicht. Verwendet in Verbindung mit Schellack, Indigo oder Drachenblut.
Tafeltinte
verbucht unter -> Tusche. Häufig mit dem Zusatz indicum oder indianisch. Die Bezeichnung Tafeltinte könnte auf die Form eines Tuschsteins hinweisen.
Talkum
Aus Speckstein gewonnenes Magnesiumsilikatpulver, das gegen das Verkleben von Harzstücken (z. B. Weihrauch, Mastix) aufgestreut wird. Leicht aufzumahlen, unlöslich in Wasser, in verdünnten Säuren oder Basen sowie organischen Lösemitteln. Auch als Trennmittel bei Metallgüssen, Zuschlag zu Mörtel, als Polier- und Mattierungsmittel.
Taurus, -i m
lat. Ochse, Stier, auch Rind (in tauriglutinum, -> (Knochen)Leim oder Hautleim)
Taxa, -ae f.
lat. der Preis
Tenuis, -e
lat. fein, zart, im Gegensatz zu -> crassus, lat. dick, grob, verwendet in Verbindung mit Kupferhammerschlag, -> squama aeris
Terebinthina
lat. ->Terpentin
Terpentin
Wird bei der Destillation von Koniferenharz gewonnen. Die Taxen kennen Terpentin von bester Qualität (Pistazienharz, Chios, Cypern), mittlerer Qualität (Lärchenharz) und schlechtester (Tanne, Fichte, Kiefer). Terpentin kann als Lösemittel (Monoterpene, Destillat) wie auch als Harz (Diterpene) gesehen werden. Über den gesamten betrachteten Zeitraum ist Venedig Hauptumschlagspunkt für Terpentin. Mengenmäßig der größte Anteil wird dabei aus dem heutigen Italien gekommen sein, als Qualitätsmerkmal werden auch eine Herkunft von den Inseln Zypern und Chios, dann auch aus dem Elsass und den Niederlanden genannt.
 
Lit.: Patrick Dietemann, Katharina v. Miller, Charlotte Höpker, Ursula Baumer, On the use and differentiation of resins from Pinaceae species in European artworks based on written sources, reconstructions and analysis, Studies in Conservation, 2019, 64:sup1, S62-S73.
Terpentingeist
In den Taxen verwendeter Begriff für mit -> Spiritus versetztes -> Terpentin oder -> Terpentinöl.
Terpentinöl
Der Begriff Terpentinöl wird häufig synonym mit -> Terpentin benutzt. Häufigstes Lösemittel, nachgewiesen in barocken Glanzlacken. Der bei der Destillation von -> Koniferenharzen verbleibende Rückstand ist -> Colophonium.

Lit.: Gundel Steigenberger und Christoph Herm, Natural resins and balsams from an eighteenth-century pharmaceutical collection analysed by gas chromatography/mass spectrometry, in: Anal. Bioanal. Chem. (2011) 401:1771-1784.
Terra, -ae f.
lat. Erde
Teufelsdreck
Harz aus der Wurzel von Ferula asa foetida aus dem Iran oder Afghanistan. Als Klebemittel für Goldgründe.  
Thus, -ris n.
lat. -> der Weihrauch, auch das Weihrauchkorn
Thénardsblau
syn. Bezeichnung für Kobaltblau
Tierische Kreide
-> Kreide
Tinte
-> Atrament. Eine Abgrenzung der Begriffe Tinte, Tusche und Atrament ist ausstehend.
Tintengummi
auch Dintengummi, dt. Bez. für -> Gummi Arabicum
Tournesol
Mit -> Cochenille oder Kermes (rote) oder -> Lackmus (blaue) getränkte Stoffstückchen (Seide, Baumwolle). Nach Schedel 1791, S. 733 f. auch in anderen Farbtönen erhältlich. Selten als mit Quecksilber getränkte Läppchen, so in Bautzen 1660 für Goldschmiede (Feuervergoldung)! Verwendung zum Schminken (Schminkläppchen), auch als Lebensmittelfarbe (Liköre, Gelees etc.). Die blauen Läppchen tauchen erstmalig in der Taxe Schwäbisch Hall 1700 auf, Nutzung zur Rückgewinnung von -> Lackmus. Die roten Läppchen sind in den Listen über den gesamten betrachteten Zeitraum zu finden. Wird gehandelt in Paketen zu 1/4, 1/2 und einem ganzen Pfund.
 
Lit: Christoph Krekel, Chemische und kulturhistorische Untersuchungen des Buchmalereifarbstoffs folium und weiterer Inhaltsstoffe aus Chrozophora tinctoria und Mercurialis perennis, Dissertation 1996
Tragaeus, -a, -um
lat. im Georges nicht nachweisbar. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 35) etwas grob stoßen, im Gegensatz zu pulverisatus = fein zerstossen und gerieben, siehe -> pulverisare.
Tragant
Aus dem im Mittelmeerraum wachsenden Bocksdorn und Arten von Astragalus gewonnenes Gummi unterschiedlicher Qualitäten. Genutzt als Bindemittel, auch mit -> Gummi arabicum und Kernobstgummen (z. B. -> Kirschgummi) in der Buchmalerei, auch als Netzmittel und Räucherwerk.
 
Lit.: Anna Lluveras-Tenorio, Joy Mazurek, Annalaura Restivo, Maria Perla Colombini and Ilaria Bonaduce, Analysis of plant gums and saccharide materials in paint samples: comparison of GC-MS analytical procedures and databases, in: Chemistry Central Journal 2012, 6:115 sowie zur Nutzung von Tragant in historischen Wasserfarben siehe Bronwyn A. Ormsby, Joyce H. Townsend, Brian W. Singer & John R. Dean (2005), British Watercolour Cakes from the Eighteenth to the Early Twentieth Century, in: Studies in Conservation, 50:1, 45-66, DOI: 10.1179/sic.2005.50.1.45
Trippel
Gesteinsmehl zum Schleifen
Turcicus, -a, -um
lat. türkisch
Tusche
pigmentierte -> Tinte
Türkischblau
verbucht unter -> Indigo
U
Ultramarin, nat.
Aus dem Ultramaringestein gewonnenes Blaupigment. Sehr hartes Gestein, Aufarbeitung und vor allem Reinigung aufwendig. Wird deshalb auch immer bei den Pulvern angeboten, da der Apotheke das Werkzeug und Wissen zur Zerkleinerung hatte, siehe auch unter -> Bergblau. Verbucht unter Ultramarin.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 75 ff. und Andreas Burmester und Christoph Krekel, „The Relationship between Albrecht Dürer’s Palette and Fifteenth/Sixteenth-Century Pharmacy Price Lists. The Use of Azurite and Ultramarine”, in: Ashok Roy und Perry Smith (Hrsg.), Painting Techniques. History, Materials and Studio Practice, London 1998, S. 101–105 (Burmester Krekel Dublin 1998).
Ultramarin, synth.
Das seit 1803 bekannte synthetische Ultramarin, seit ca. 1828 hergestellt, wird in Arnoldi 1830 mit den Synonymen -> Chemischblau, -> Kobaltblau und -> Leuthnerblau gelistet. Verbucht unter Ultramarin.
Umbra
braunes Farbmittel
Ungaricus, -a, -um
lat. ungarisch
Unicornum, -i n
lat. das ->Einhorn
Unze
Medizinalgewicht à circa 30 g = 2 Loth
Ustus, -a, -um
lat. gebrannt
V
Vanille
Als Alltagsware aufgenommener Artikel, an der auch die Preisrelationen deutlich werden. Es wird kein Anspruch auf vollständige Erfassung erhoben, da zu späterem Zeitpunkt aufgenommen (kein Terminus ante oder post quem möglich!).
Venetus, -a, -um
lat. venedisch
Venezianer Terpentin
Aus frischem Lärchenharz gewonnenes Terpentin. Der Zusatz könnte auf den Handel mit Chiosterpentin (→Mastix, siehe Zerbst 1726) oder Cyprischen Terpentin über Venedig hinweisen.
Verjus
-> Essig
Vernis
lat. Firnis, auch vernix
Verus, -a, -um
lat. echt
Vide
lat. siehe
Vilius, -a, -um
lat. von schlechter, geringerer Qualität
Viride montanum
auch Chrysocolla nativa, Diphryges, -> Berggrün, arzneiliche Verwendung nach Hickel gesichert
Viridis, -e
lat. grün
Viscum, -i n.
Lat. die Mistel, auch der aus Mistelsaft bereitete Vogelleim, die Leimrute. Viscus aucuparius ist dann der zum Vogelfang geeignete Mistelsaft.
Visitatation
Apothekenbeschau
Vitriol
Verschiedenfarbige Metallsulfate unterschiedlicher Zusammensetzung von glasartigem Aussehen. Grüne Eisensulfate (hochwertig aus Rom, auch mgf. Italien im weiteren Sinn, enthält Cu-sulfate und eisenhaltigen Alaun), weiße Eisensulfate (Augstein, "gemeiner" Tropfvitriol aus Goslar, dort Rammelsberger Vorkommen mit Beimengungen von Zn-, Al-, Mg- und Mn-Salzen) oder blaue Kupfersulfate (natürlich aus Ungarn, ab dem 17. Jh. aus Cypern). Abgrenzungen der grünen von den blauen Vitriolen in den Taxen fließend. Alle Vitriole sind Verwitterungsstufen von Metallsulfiden (Eisen, Kupfer oder Zink). Kupfervitriole wurden auch künstlich aus Kupfer und Schwefel hergestellt, im zweiten Schritt Auslaugen der Sulfate mit Wasser. Vitriole wurden zur Herstellung von Farben und Zeichenmitteln (Eisengallustinten), auch beim Schwarzfärben von Stoffen, beim Beizen, bei der Herstellung von -> Caput mortuum durch das Brennen von Vitriol und als Ätzmittel beim Radieren genutzt.
 
Christoph Krekel, Andreas Burmester und Ursula Haller, Kurzmitteilungen aus dem Münchner Taxenprojekt: Vitriol, in Restauro 111, Heft 8 (2005), S. 562-565 (Krekel_Burmester_Haller_Vitriol_2005).
Vitriolöl
durch Destillation gewonnene -> Schwefelsäure
Vogelleim
-> Mistelsaft
Vulgaris, -e
lat. gewöhnlich, für Jeden zu haben
vitis, -is f.
lat. Weinrebe, Ausgangsmaterial für -> Pflanzenschwarz
W
W Beachte
Buchstabenkombinationen mit Umlauten wie Wä, Wö, Wü am Ende dieser Seite!
Wacholdergummi
-> Sandarak
Wachs
Die Taxen kennen weiße, gelbe, grüne, rote und schwarze Wachse, gebleicht oder gewaschen. Die Gewinnung der benötigten, riesigen Mengen an Wachs (Wachslichter) ist eng mit dem Imkereiwesen verknüpft. Schedel 1791, S, 785 ff. kennt weisses Jungfraw Wachß von jungen Bienen (cera virginea), das im wesentlichen für medizinische Zwecke genutzt wird. Um an farbloses Wachs zu kommen, wurden weite Handelswege in Kauf genommen (Georgien, Kaukasien). Das Wachs älterer Bienen ist gelb bis rotbraun. Gelbes Wachs wird an der Sonne auf Wachsbleichen gebleicht. Schedel 1791, S. 785 f. berichtet, dass es alleine in Hamburg 14 Wachsbleichen gab. Spanische Wachsbleichen könnten in den Sommermonaten auf Grund der hohen Temperaturen nicht betrieben werden. Da Spanien seine Kolonien mit Wachs versorge, würden jährlich deshalb eine Million Pfund an Wachs importiert. Der Hauptanteil dieser wichtigen Importware kam aus Ost- und Südosteuropa, dort vor allem aus Bulgarien. Gefärbte Wachse gibt es in allerley Farb, z. B. als cera hispanica omnis generis (Schweinfurt 1644). Wachs wurde in Spänen, Tafeln und in Stücken gehandelt. Die Verpackungseinheiten wiegen 100 und 200 Pfund. Wachs wurde als Binde- und Klebemittel eingesetzt, als -> Glühwachs, als -> Siegelwachs, auch als Verschluss von Gefäßen, zur Konservierung von Lebensmitteln oder, wie gesagt, für Kerzen.
Waid
Aus den Blättern des Färberwaid (Isatis tinctoria) durch Fermentation hergestelltes Blau. Wird durch Indigo verdrängt. Bislang seltene, zudem unsichere Nachweise, darunter auf Altkölner Malerei. Nach Haushaltungs-Lexicon kommt der beste Waid aus Thüringen, dem Geldern, dem Jülicher Land sowie aus Frankreich. Die Erfassung von Isatis tinctoria wurde erst in einem späteren Stadium des Projektes aufgenommen, eine Nachbearbeitung ist notwendig.
Waidasche
-> Pottasche
Waldrauch
lt. Schedel 1791, S. 792 in Ameisenhaufen unter Tannen, Fichten und Kiefern zu findendes Harz oder Gummi, das als Ersatz für Weihrauch diente.
Wandblau
Synonym für -> Smalte
Waschblau
nach Arnoldi 1830 syn. zu Neublau, verbucht unter -> Wäscheblau
Waschgelb
nach Gademann 1822 syn. zu Neugelb
Wasserblau
Synonym für -> Smalte
Wasserblei
Synonym für -> Graphit
Weihrauch
Gummiharz der in Arabien und Somalia heimischen Boswella-Arten. Enthält Triterpene, aber auch Polysaccharide. Kennzeichnend sind vor allem Boswellinsäuren. Bislang Nachweise in archäologischen Funden, ansonsten Verwendung als Räucherwerk.

Lit.: Ursula Baumer, Patrick Dietemann, Irene Fiedler, Susanne Greiff, Friederike Moll-Dau, Huang Jiaojuan, Weihrauch als Klebematerial in einem chinesischen Grab der Tang-Zeit, in: Archäometrie und Denkmalpflege, Jahrestagung im Bergbaumuseum Bochum, 15.-17. September 2010, S. 206-208 und als populärwissenschaftliche, reich bebilderte Einführung Christine Fuchs und Caroline Maxelon, Räuchern mit Weihrauch und heimischen Harzen. Mythos, Duft, Wirkung, Stuttgart 2018.
Weingeist
-> Spiritus
Wiener Grün
nach Arnoldi 1830 und Rund 1830 synonym zu -> Schweinfurter Grün
Wiener Lack
aus der Verlackung von in Ammoniak gelöstem Karmin mit Alaun gewonnener Farblack, verbucht unter -> Kugellack
Wismut
derzeit unter -> Marcasit verbucht. Zur Abgrenzung von anderen gelb-glänzenden Mineralien (Metallsulfiden wie Pyrit) siehe den Eintrag zu -> Marcasit in diesem Glossar. Das silberweiß glänzende Wismut wurde erst zur Mitte des 18. Jhs. u. a. durch Carl Wilhelm Scheele als Element erkannt. Wismut ist ein Metall bzw. Halbmetall, das aufgerieben als silbrig-graue Tusche verwendet werden kann. Auch seltene Verwendung als Wismutweiß im 17. Jh. belegt (de Mayerne Manuskript). Verwendung als Pulver auch in der Wismutmalerei. Nach Haushaltungs-Lexicon auch Zusatz beim Härten von Zinn (Zinngießerei). Vermischt mit ->Spießglas zum Gießen von Lettern für den Buchdruck. Schedel 1791, S. 844 berichtet von Vorkommen von Wismut in u. a. Schneeberg, Annaberg, in Böhmen und England. Wird pfundweise gehandelt.
Wäscheblau
auch Neublau, Wasserblau. Mit Indigo, Berliner Blau, Smalte oder Blauholz eingefärbte Stärke. Nach Brockhaus 1839 von Barth zu Großenhain 1744 erfunden. In Gotha 1830 als Waschblau, Sächsisch Blau bezeichnet, nach Arnoldi 1830 zum Bläuen der Wäsche. Verbucht unter -> Wäscheblau
Z
Zaffer
auch Saffra. Nach Schedel 1791, S. 391 ungebrannte stark kobalthaltige und kießsandhaltige Masse (Farberde), die getrocknet wird. Wird zum Glasfärben und bei der Porzellanherstellung eingesetzt, nicht jedoch als blaues Pigment. In den Taxen nur sehr selten (Nürnberg 1772 als terra zaffra) vertreten.
Zentner
auch Centner (Cr., Ctnr.). Nach Sattler 1823 entspricht 1 Cr. = 100 Pfund altes Nürnberger Gewicht. In Leipzig und Frankfurt a/M. galt die gleiche Umrechnung. Im Baierischen oder Wiener Gewicht gilt 1 Cr. = 51 kg oder 91 Pfund.
Zinkgrün
verbucht unter -> Rinmans Grün
Zinnfolie
-> Stanniol
Zinnober
Natürliches oder synthetisches rotes Pigment (Quecksilbersulfid), laut Haushaltungs-Lexicon Vorkommen in Armenien, Marburg in Hessen, in ungarischen Goldgruben und Kärnten.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier  S. 68 f. sowie Laura Resenberg, „Das Pigment Zinnober in deutschsprachigen Quellen von 1500 bis 1900“, Diplomarbeit Technische Universität München 2004; in Buchfassung als Laura Resenberg, Zinnober – zurück zu den Quellen, herausgegeben von Erwin Emmerling und Andreas Burmester, 115 S., München 2005. Dort Andreas Burmester, Ursula Haller und Christoph Krekel, Zinnober im Spiegel von Apothekenpreislisten, in: Laura Resenberg 2005 op .cit., hier S. 7 – 11 (Burmester Zinnober 2005).
Zinnober, grüner
verbucht unter -> Chromgrün
Zinnweiß
weißes Zinnoxid
Zitronengelb
verbucht unter -> Chromgelb
Zubehör
Unter dem Begriff sammelt sich alles, was für uns wichtig ist, was aber keinen Platz mehr im Malkasten findet: Pinseln, Malmuscheln, Stahlfedern, Bleistifte, Farbkästchen ... Futterale und zu guter Letzt, eine Camera Obscura.
Zucker
Zucker fand in der Apotheke breite Anwendung für die Herstellung von Pillen, Säften etc. Dabei sollte der Zucker nicht schlechter sein als die Qualitäten Canari und Melis, als zu schlecht für eine pharmazeutische Anwendung galt der Thomas Zucker. Zucker wurde mit Sicherheit auch als Alltagsware im Handkauf abgegeben. Es wird kein Anspruch auf vollständige Erfassung erhoben, da zu späterem Zeitpunkt aufgenommen.
Zwischgold
mit Silberfolie aufgedoppelte, zum Blatt ausgeschlagene Goldfolie. Angeboten als Blatt und als Buch.