Glossar

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1 Allgemeine Hinweise
Das folgende Glossar enthält auch lateinische Begriffe, die zum Verständnis der Listen hilfreich sind. Humanistisch Vorgebildete mögen das Küchenlatein nachsehen, das an manchen Punkten der vereinfachten Nutzung wegen beibehalten wurde. Um dem Nichtlateiner den Umgang mit den Taxen, Inventaren und Preiscourants zu erleichtern, wurden zahlreiche lateinische Begriffe in das Glossar aufgenommen. Man beachte, dass das Glossar Umlaute nicht einzuordnen vermag - WordPress kennt eben unser Alphabet nicht! So stehen Rösellack und Rötel nach Ruß. Naserümpfen über Unvertrautes in den historischen Taxen - so steht in den frühen Taxen in der Regel v vor u - sind in Anbetracht dieses Mangels nicht angezeigt.

Das vor allem für die Ausbildung von Apothekerlehrlingen verfasste Werk von L. Christoph Hellwig: Dreyfacher Als Thüringisch=Meißnischer/ und Niedersächsischer Teutsch= und Lateinischer Apothecker=Tax/ Darinne der Werth aller und jeder/ so wohl einfachen als zusammen gesetzten Artzneyen zu finden; Einer nöthigen und ausführlichen Vorrede/ Wie solches Werck Nicht nur alle Liebhaber der Medicin, der Artzney= und Wund=Artzney=Kunst Ergebene/ desgleichen die Materialisten/ sondern auch Jedweder Hauß=Vater und Hauß=Mutter in Städten und Dörffern sehr nützlich gebrauchen können, Frankfurt und Leipzig 1714 bietet sich zudem als zeitnahes deutsch-lateinisches Nachschlagewerk mit einem lateinisch-deutschen Index an.
2 Verwendete Literatur
Die nachfolgende Literaturliste umschreibt einen, meinen, eben nur einen Handapparat, er könnte auch anders aussehen. Handapparate sind nie vollständig, sie wachsen und die besten Werke stehen irgendwo am Rand, häufig benutzt. In der täglichen Arbeit am Digitalen Malkasten erwiesen sich digitalisierte Quellen als besonders hilfreich, was jedoch den Nutzen von Georges Ausführlichem Handwörterbuch Lateinisch - Deutsch, 7. Auflage Darmstadt 2010 nicht schmälern sollte (auch im Netz unter zeno.org zu finden, wunderbar).

a) The Artechne Database, nähert sich unserer Thematik von der Seite der Rezepte aus kunsttechnologischen Primärquellen. Unser Ansatz verfolgt die auf dem Markt verfügbaren Waren aus der Perspektive der Apotheke und der sie beliefernden Materialisten.

b) Der Griff zu Thomas Brachert, Lexikon historischer Maltechniken. Quellen – Handwerk – Technologie – Alchemie, München 2001 ist immer zu empfehlen.

c) Digital leicht zu erschließen ist Johann Heinrich Zedler, Universallexicon aller Wissenschaften und Künste aus dem 2. Viertel des 18. Jhs.

d) sowie die in der 2. Hälfte des 18. Jhs. und der 1. Hälfte des 19. Jhs. erschienene Oekonomische Encyklopädie von Johann Georg Krünitz. Beide sind wertvolle Online-Quellen!

e) Um 1500, also kurz vor dem von uns betrachteten Zeitraum (1553 - ca. 1830), entstand das Tegernseer Liber illuministarum. Lange erwartet, erschien 2005 das von Anna Bartl, Christoph Krekel, Manfred Lautenschlager und Doris Oltrogge edierte, übersetzte und kommentierte „Liber illuministarum“ aus Kloster Tegernsee. Das zum Verständnis der zahlreichen kunsttechnologischen Rezepte verfasste und allen wissenschaftlichen Kriterien genügende, überaus reichhaltige Glossar (S. 679-738) ist auch für unser Projekt ein hilfreiches Nachschlagewerk zur Natur und Verwendung vieler Waren im Digitalen Malkasten.

f) Ein weiteres, von dem Pariser Materialisten Peter Pomet verfasstes Warenlexikon - in deutscher Übersetzung 1717 in Leipzig erschienen - liegt im Deutschen Textarchiv als Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler in digitaler Form vor.

e) Als wertvolle weitere Quelle für alltägliche Dinge erwies sich das Vollständige und sehr Nutzbare Haußhaltungs=Lexicon (Teil 1) und Teil 2, verlegt bei Martin Göbhard Bamberg 1752.

f) Zu den Simplicia siehe Erika Hickel, Chemikalien im Arzneischatz deutscher Apotheken des 16. Jahrhunderts, unter besonderer Berücksichtigung der Metalle, Braunschweig 1963. Im Folgenden zitiert als "arzneiliche Verwendung nach Hickel:"

g) Als außerordentlich ergiebig (der klare Sieger im Handapparat) erwies sich J. Chr. Schedels neues und vollständiges Waaren-Lexikon: worinnen alle und jede im deutschen und fremden Handel gangbare Artikel, sowohl rohe als verarbeitete Produkten und Kunstsachen, für Kaufleute, Fabrikanten und Geschäftsmänner deutlich und bestimmt beschrieben sind, und zwar nicht allein in Rücksicht auf ihre Natur und Kunstgeschichte, sondern auch nach ihrer Anwendung und Benutzung, ihren Verhältnissen in Waage, Maaß, Verkaufsart , u.s.w. / Erster Theil: A bis L und Zweiter Theil M bis Z, Weissenburg in Franken und Offenbach 1789 und 1791.

h) Johann Karl Koenig, Droguerie=, Spezerei= und Farb=Waaren=Lexikon: oder vollständige und genaueste Anleitung, die officinellen Benennungen der Droguerie=Waaren, welche auf den Preis=Couranten gewöhnlich abbrevirt sind, in den ganzen Worten richtig deutsch und lateinisch verstehen zu können, nebst ausführlicher Beschreibung der Erzeugungs= und Bezugsorte sämmtlicher Droguerie=, Spezerei= und Farbwaaren, dann wie solche auf den menschlichen und thierischen Körper oder im technischen Fache angewendet, am geeignetsten aufbewahrt, deren Aechtheit am besten erkannt werden können und wie mögliche Verfälschungen aufzufinden sind, München 1839.

i) Zur Einordnung von Maßen und Währungen erwies sich die Fleißarbeit von Fritz Verdenhalven, Alte Meß- und Währungssysteme aus dem deutschen Sprachgebiet", 2. Auflage im Nachdruck von 2011 als wertvolle Hilfe.
3 Diskriminierende Bezeichnungen
Die in vielen Taxen übliche Bezeichnung von Storax als "Judenweihrauch" oder von Asphalt als "Judenpech oder Judenleim" sind historische Bezeichnungen und als solche zu werten. Sie deuten auf eine Herkunft (aus dem Nahen Osten), auf eine Nutzung (z. B. als Räucherwerk) oder eine Qualität (im Fall von Storax auf eine mittlere) hin. Ganz allgemein enthalten Apothekenordnungen judenfeindliche Regelungen: So durften in vielen Städten Juden das Offizin der Apotheke nicht betreten, sondern mussten vor der Apotheke auf die Aushändigung der Waren warten.
A
Adnatus, -a, -um
lat. nachgeboren, hier an- oder aufgewachsen z. B. bei Mineralien wie Pyrit (ad pyreten)
Aerosus, -a, -um
lat. erzreich, erzhaltig z. B. bei Kupfererzen
Aerugo
auf Kupfer sich bildende grünblaue Patina, auch Chrysocolla factitia oder Kupferrost, arzneiliche Verwendung nach Hickel gesichert
Aes ustum
Nach Hickel gebranntes Kupfer, in der Regel schwarze (CuO) und selten rote (Cu2O) Kupferoxide. Arzneiliche Verwendung gesichert. Nach Schedel 1789, S. 579 wird Aes ustum aus Kupfer, Schwefel und Meersalz hergestellt (Crocus Veneris). Das genaue Rezept gälte als Fabrikgeheimnis in holländischen Herstellungsstätten. Herstellung auch in Deutschland.
Aes, aeris
lat. Kupfer, auch Kupferlegierungen wie Bronze (Cu-Sn) und Messing (Cu-Zn)
Agtstein
andere Bezeichnung für -> Bernstein
Alaun
Kaliumaluminiumsulfate oder verwandte Sulfate. Wichtiges Hilfsmittel in der Färberei und der Farb(lack)produktion, wie z. B. bei der Herstellung von ->Saftgrün
Albedo, -dinis f.
lat. die weiße (albus, -a, -um) Farbe, selten verwendet im Zusammenhang mit weiß gebranntem ->Spodium (->Beinweiß): ad albed. calcin. s. Spodium (Schleswig-Holstein 1702)
Albus, -a, -um
lat. weiss
Alizarin
-> Krappwurzel
Aloe
Als Farbstoff zur Färbung von Goldgrund, auch in Firnissen, auch für feuriges Grün in Ausmischung mit Grünspan (Brachert). Nachweis Referenz 19. Jh. in Dietemann/Herm 2009.
 
Alumen
->Alaun
Ammoniacum
Milchsaft aus Dorema ammoniacum, Zusatz zu Firnissen und Goldgrund, Hinweis in Taxen als beste Qualität aus Cyrene (heute in Libyen)
Amylum, amydum
-> Stärke
Ana
lat. gleich viel in Bezug auf Mengeneinheit, Preis etc.
Anime
Weisses Harz, eingesetzt als Firnisharz in Mischung mit anderen Harzen, auch für Überzüge auf Metall, Leder
Antimonium
-> Spießglas
Antimonschwarz
-> Spießglas
Antimonzinnober
-> Kermesit. Antimonzinnober nicht vollständig erfasst, da erst zu späterem Zeitpunkt aufgenommen.
Arena, -ae
lat. der Sand, in Verbindung mit -> Streusand
Argenteus, -a, -um
lat. silbrig
Argentum
lat. Silber
Aridus, -a, -um
lat. trocken, verwendet in Verbindung mit Koniferenharzen
Armenierstein
Synonym zu Malachitstein. Die Taxe Wien 1744 u. a. geben Hinweis auf den Malachitstein/Schreckstein. Zu Schreckstein siehe Zedler 1791, S. 303, dort enge Bindung an -> Malachit. Hickel dagegen weist in einem Lapis Armenus aus der Stadtapotheke Schweinfurt blaue basische Kupfercarbonate (Azurit) nach. Gemäß Hickel sollen sich der Armenierstein vom Bergblau dadurch unterscheiden, dass in der alten Literatur das Bergblau das reinere, Armenierstein das unreinere Kupfermineral war. (Hickel, S. 167).
Armenischer Bolus
Rote Tonerde für Grundierungen
Arsenicum
lat. Arsen
Arsenicum citrinum
-> Auripigmentum
Artificialis
lat. künstlich zubereitet
Asa faetida/foetida
-> Teufelsdreck
Asphalt
Bitumenhaltige Gesteine/Erden. In apolaren Lösemitteln löslich. Als lasierende Farben in Ölfarben, häufig mit Kupfersalzen sikkativiert. Auch als Klebekitt, in schwarzen Überzügen und in Schutzanstrichen verwendet.
 
Lit.: Georgiana M. Languri, Molecular studies of asphalt, mummy and Kassel earth pigments: their characterisation, identification and effect on the drying of traditional oil paint, Dissertation 2004.
Atrament
Atramentum, Chalcanthum und (irreführend) Kupferwasser sind nach Hickel seit dem 16. Jh. Synonyme für Vitriole. Die Abgrenzung gegen die Vitriole ist derzeit noch nicht möglich. Einzig Atramentum scriptorium ist als Tinte gesichert. Nach Hickel ist Atrament im speziellen Sinne ein künstlich gesottenes, umkristallisiertes, hauptsächlich Eisensulfat-Stoffgemisch. Wird zur Herstellung von Tinten genutzt. Farbeinträge zu Atrament legen die Nutzung als farbige Tinten nahe. Aus Atramentstein gewinnt man laut Krünitz Vitriol, daraus dann Herstellung besagter Tinten. Die Taxen kennen schwarze, graue, gelbe, rote und grüne Tinten. Die Taxe Leipzig 1685 zeigt einen handschriftlichen Eintrag in grüner Tinte, Wittenberg 1646 solche in roter und schwarzer.
Atramentstein
sich im Alten Mann bildende reichhaltige Vitriolschichten, aus denen durch Schlämmen und Kristallisation grüne Vitriole gewonnen werden können.
Atramentum
-> Atrament
Atramentum scriptorium
-> Atrament
Atramentum sutorium
Grüne oder blaugrüne eisen- und/oder kupferhaltige Vitriole, die zum Lederfärben eingesetzt wurden.
Augenstein
andere Bezeichnung für weißen ->Vitriol
Aureus, -a, -um
lat. goldfaben
Auripigment
Hochgiftiges, gelbes Arsensulfid (As2S3). In der Regel wird der Begriff Auripigment für das mineralische Arsensulfid verwendet. Hinter Arsenicum citrinum verbirgt sich eine gemachte/factitium Form, die in der Regel auch teurer (da reiner) als Auripigment ist. Nach Schedel 1789, S. 53 wird Auripigment als "gelbgrünes oder gelbröthliches mit Goldglanz durchwachsenes Mineral" aus ungarischen Kupferbergwerken gewonnen. Die künstlich hergestellte Form wird auch als eine, aus Arsenoxid (Hüttenrauch) und Schwefel künstlich gewonnene (auch gelber Hüttenrauch) bezeichnet. Hochgelbe Varietäten werde am teuersten gehandelt, die gelbgrüne am geringsten. Bezug in Zentnern aus Wein, Prag und Triest erwähnt. Vertiefung des Farbtons durch Zusatz von Galle.
Aurum
lat. Gold
Auswahltaxe
führt nur ausgewählte, in der Regel pharmazeutische Waren und ihre Preise an, häufig bei handschriftlichen Abschriften
Azurit
-> Bergblau. Natürlich vorkommendes basisches Kupfercarbonat. Die heutige Bezeichnung Azurit geht auf die frühe Mineralogie zurück und erweist sich im Zusammenhang mit den Taxen als wenig hilfreich. Taxen kennen die Bezeichnungen Lasurblau und Bergblau. Eine Abgrenzung zum Lasurstein oder pulverisierten Lasurstein – modern Ultramarin – ist in der Regel nur über den Preis möglich.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 75 ff. und Andreas Burmester und Christoph Krekel, The Relationship between Albrecht Dürer’s Palette and Fifteenth/Sixteenth-Century Pharmacy Price Lists. The Use of Azurite and Ultramarine, in: Ashok Roy und Perry Smith (Hrsg.), Painting Techniques. History, Materials and Studio Practice, London 1998, S. 101–105 (Burmester Krekel Dublin 1998).
B
Bacillum
lat. Stöckchen in Verbindung mit ->Stocklack
Bacullum
lat. Stock in Verbindung mit -> Stocklack
Ballen
Nach Haushaltungs=Lexicon enthält bei der Buchproduktion 1 Ballen 10 -> Riess Papier.
Balsam
Aus analytischer Sicht nicht trocknende Diterpenharze mit Essenzölanteilen(?), deshalb nur als Zusätze einzusetzen (Mitteilung U. Baumer und P. Dietemann). Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 5) "in spiritu auffgelösete, oder wohl gar mit herüber destillirte [->] resinae, oder [->] gummi resinae, balsama nativa etc. ". Von den, in Apotheken angebotenen zahlreichen salbenähnlichen, oft mit Duftstoffen wie Ambra oder Moschus versetzten Balsamen wurden hier nur Copaivabalsam und Perubalsam erfasst.

Lit.: Gundel Steigenberger und Christoph Herm, Natural resins and balsams from an eighteenth-century pharmaceutical collection analysed by gas chromatography/mass spectrometry, in: Anal. Bioanal. Chem. (2011) 401:1771-1784.
Baphium, i n.
Lat. die Färberei, verwendet in Verbindung mit Kermes (auch -> coccus baphica, dem Färberkern)
Barila
Hohlmaß z. B. für Brandwein. 1 Barila = 46 Maß (Buchler 1821 aus Triest)
Batard
franz. bâtard, der Bastard. Verwendet in Verbindung mit Safflor im Sinne von Bastard Safran, also gemeiner Safran
Batiturus, -a, -um
lat. (vermutlich) gestoßen, geschlagen (in Verbindung mit Hammerschlag). Abgeleitet von bat(t)ere stoßen, schlagen
Baumöl
Olivenöl
Beinschwarz
-> Spodium
Beinweiss
-> Spodium
Belgicus, -a, -um
lat. aus den Niederlanden
Benzoe
Benzoe wird als Farbharz (Gold-)Lacken zugegeben, riecht gut. Benzoe wird ebenso wie Drachenblut als Farbstoff (molekular gelöst) und nicht als Pigment eingesetzt, dadurch schön transparente Farblacke möglich. Auch Verwendung bei der Herstellung von Firnissen.
 
Lit.: Johann Koller, Katharina Walch, Ursula Baumer (2000): Die Französische Lackmöbel des 18. Jahrhunderts: Criard, Deforge und Dubois. Eine technische und naturwissenschaftliche Untersuchung der Imitationslacke. In: Japanische und europäische Lackarbeiten, Arbeitsheft 96 des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, München, S. 537-559.
Bergart
-> Mineralia
Bergblau
Historischer Begriff für den dunkelblauen Azurit und andere blaugrüne, auch synthetische Kupfersalze. Wird aus dem Armenierstein gewonnen -> Azurit. Möglichenfalls auch -> Ultramarin
Berggrün
Aus kupferhaltigen Wässern (auch Alaunvorkommen, stillgelegte Bergwerke) hergestelltes oder sich natürlich absetzendes Grünpigment. Je nach Zusammensetzung der kupferhaltigen Salze kann der Grünton auch ins Bläuliche gehen. In der modernen Analytik als unterschiedliche Pigmente wie Brochantit, Malachit usw. benannt.
 
Lit.: Andreas Burmester und Laura Resenberg, „Von Berggrün, Schiefergrün und Steingrün aus Ungarn“, in: Restauro 109, Heft 3, 2003, S. 180–187 (Burmester_Berggruen_2003). Auch die kunsttechnologische Literatur wird durch englischsprachige Literatur dominiert: Dies ist besonders im Hinblick auf deutschsprachige Quellen schmerzlich, deren Bedeutung und Inhalt heute außerhalb des deutschen Sprachraums nur eingeschränkt wahrgenommen werden. Ein Beispiel hierfür sind Quellen zum Berggrün, dem über viele Jahrhunderte dominierenden opaken Grün auf der Künstlerpalette, das jedoch in kaum einer der Analysen korrekt erfasst wird. Eine englische Übersetzung des obigen Aufsatzes von Andreas Burmester und Laura Resenberg steht deshalb als Download zur Verfügung (Burmester_Resenberg_Berggruen_2003_engl).
Bergrot
seltene Bezeichnung für natürlichen Zinnober (Ulm 1706)
Bergwachs
heute als Ozokerit bezeichnet, Gemisch von aliphatischen und aromatischen Kohlenwasserstoffe. In Frankfurt 1582 und Worms 1582 unter der Bezeichnung Bergwachs (cera montana) gelistet, in der Regel in Verbindung mit -> bitumen nostrum (Speyer 1614) oder -> Asphalt und -> Pech
Berlinerblau
Blaues, seit ca. 1715 künstlich hergestelltes tiefblaues Pigment (Hexacyanoferratkomplex)
Bernstein
Fossile Harze verschiedener Herkunft. Aufschluss des hochpolymerisierten Bernsteins u. a. durch Kochen mit -> Spiköl. Genutzt zu Ölharzlacken für die Herstellung von Firnissen, für Überzüge für den Innen- (Gemälde, Möbel) wie Außenbereich (Kutschen- und  Bootslacke).
Betula, -ae f.
lat. die Birke
Bibulus, -a, -um
lat. saugfähig (in Verbindung mit Papieren benutzt)
Bicolor, -is
lat. zweifarbig
Bimsstein
Schleif- und Poliermittel
Bister
Aus Kaminruß gewonnene Tusche, verwendet für Zeichnungen und Lavierungen, auch in barocken Überzügen

Lit.: Ursula Baumer, Charlotte Höpker, Patrick Dietemann und Katharina von Miller, On the Use of Bistre in Transparent Wood Varnishes: Analysis, Application and Reconstruction, in: Studies in Conservation, 64:sup1, S115-S125, DOI: 10.1080/00393630.2018.1563355, Link https://doi.org/10.1080/00393630.2018.1563355
Bitumen
-> Asphalt
Blasengrün
-> Saftgrün
Blasengrün
Bei Schedel 1789, S. 110 f. nachgewiesene Bezeichnung für in Schweine- oder Rinderblasen abgefülltes ->Saftgrün
Blattgold
Zum Blatt ausgeschlagene Goldfolie, angeboten als einzelnes Blatt und als Buch.
Blattsilber
Zum Blatt ausgeschlagene Silberfolie, angeboten als einzelnes Blatt und als Buch.
Blauholz
bisher nicht erfasster, aus Campecheholz gewonnener Farbstoff. Herkunft aus Campeche (Mexiko) und Honduras, über Cadiz (Mexiko) und London nach Deutschland verschifft. Das Holz wird geraspelt und gemahlen vertrieben.
Bleigelb
Gelbes Pigment aus Bleizinn- oder Bleizinnantimon Mischoxiden. Da der Ursprung aller für uns interessanten Bleioxide im Kupellationsverfahren zu vermuten ist, wird die analytische Beobachtung von Zinn oder Antimon neben Blei verständlich. So wird aus ->Bleiglätte ->Mennige gewonnen, ebenso denkbar sind alle Formen von gelben Kupfer-Metall-Mischoxiden. Der historische Begriff Bleigelb deckt weit besser als die modernen analytischen Begriffe die zahlreichen Gelbtöne ab, die von orange über gelb bis hin zu fast weiß reichen können. Verwendung u. a. in der Malerei.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 65 ff. sowie Christoph Krekel und Andreas Burmester, Herstellung und Vorkommen gelber Bleipigmente in der europäischen Malerei, Kurzfassung des Vortrages, in: Gerhard Schulze und Ingo Horn (Hrsg.), Jahrestagung des Arbeitskreises Archäometrie und Denkmalpflege, Dresden 20.–31.3.2000, S. 198–201 (ISSN 0949-4057) (Krekel Burmester Dresden 2000).
Bleioxid
Verwendung als Sikkativ, auch künstlich hergestelltes gelbes Pigment. Auch als Bleiglätte, Silber- oder durch rotes PbO gefärbte Goldglätte (-> Glätte, Lithargyrium) angeboten. Arzneiliche Verwendung nach Hickel für viele Formen von Bleioxiden gesichert,aber auch Verwechslung mit -> Bleigelb. Nach Haushaltungs-Lexicon Verwendung in Keramikglasuren.
Bleistift
aus Blei oder Graphit hergestellte Zeichen- und Schreibstifte
Bleiweiß
Künstlich hergestelltes weißes Pigment, laut Haushaltungs-Lexicon auch als Bleiweißstangen zum Zeichnen und Schreiben auf farbige Papiere.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 61 ff.
Bolus
Weiße, rote, braune, gelbe und grüne tonhaltige Erden zu Vergoldungen, siehe auch zu -> Eisenfarbe
Borax
Natürliches oder künstliches Natriumborat, das vielfältige Anwendungen fand: Flussmittel für den Gold- und Kupferschmied in Metallschmelzen und beim Löten sowie bei der Herstellung von Email, keimhemmender Zuschlag zu Kalkfarben. Laut Haushaltungs-Lexicon oft über Venedig gehandelt, wo es geläutert wird. Die Herkunft des venezianischen Borax ist aus Ostindien.
Brasilholz
Das in vielen Taxen zu findende Brasilholz ist Grundstoff für die Gewinnung von braunroten, roten oder gelben Farbstoffen. Wie unsere Listen zeigen, wird das dunkelrote bzw. gelbbraune Holz in ganzen Stücken, geraspelt oder gemahlen gehandelt. Nach Schedel 1789, S. 142 wird es aus Brasilien, Guinea, Ostindien und die Antillen - auch über die holländischen und dänischen Handelshäuser (Ostindienkompanie) - in großen Mengen eingeführt. Die beste Qualität wird als Fernambuk Holz bezeichnet (gehandelt über Lissabon), Rotholz aus Guinea gilt als die mindeste Qualität. Die Farbstoffe werden u. a. zum Färben von Furnieren oder Musikinstrumenten genutzt.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 71
Braunrot
Rot bis rotbraun gefärbter (gebrannter) Ocker oder auf Kupferbasis hergestelltes Pigment
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 62
Braunschweiger Grün
synthetisches Kupfergrünpigment, bekannt seit nach 1767. Verbucht unter Kupfergrünpigment.
Bremer Blau
verbucht unter Kalkblau
Bremer Grün
synthetisches Kupfergrünpigment, bekannt seit Ende des 18. Jahrhunderts. Verbucht unter Kupfergrünpigment
Buch
Bei Blattmetallen auch Büchlein. Angaben, wie viele Blatt ein Buch enthält, sind selten (z. B. 25). Nach Haushaltungs=Lexicon enthält 1 Buch Schreibe=Papier 24 Bögen Papier, 1 Buch Drucker=Pappier 25 Bogen.
C
Caballinus, -a, -um
lat. Pferde-, hier Zusatz zu Aloe (auch Roßaloe)
Cadmia
-> Eisenfarbe
Calcinatus, -a, -um
Lat. von calcinare = calcinieren. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 5 f.) (1) in der Bedeutung brennen: Unter Hitzeeinwirkung einen festen Körper (in den Taxen z. B. Muschel-, Hühnerschalen, Zinn, Vitriol) in ein Pulver überführen, das leicht (zwischen den Fingern) zerrieben werden kann. Hierbei werden z. B. bei Muschelschalen organische Anteile verbrannt, das Pulver erscheint reinweiß. Der Zusatz "gebrannt" erscheint in den Taxen häufiger als calcinat.. (2) aber auch: Zu Blechen ausgeschlagene Metalle (Blei) werden über z. B. Essigdämpfen "calcinirt", das an den Oberflächen sich bildende weiße Pulver wird abgeschabt.
Calcitis
-> Chalcitis
Calx
-> Kalk
Campecheholz
verbucht unter -> Blauholz
Candidus, -a, -um
Lat. glänzend weiß -> Bimsstein
Canna
lat. (Schilf)Rohr
Caphura
-> Kampfer
Capsula, -ae f.
lat. für kleine Kapsel, Kästchen. Verpackungsform verwendet im Zusammenhang mit hochwertigem Drachenblut
Caput mortuum
Rotbrauner Rückstand beim Rösten von eisenhaltigen Vitriolen oder bei der Schwefelsäuredestillation aus Vitriolen, als Pigment eingesetzt. Nach Hickel auch hergestellt aus rot gebranntem
-> Atrament. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 6) "kraftloser" Rückstand aus einer Destillation, Extraktion oder nach Auskochen.
Carabe
andere Bezeichnung für ->Bernstein
Carmoisin Lack
verbucht unter Karmin
Cautela
lat. Vorsicht
Cer(e)visia, -ae f
lat. Weizen- oder Gerstengetränk, auch Bier, in den Taxen in Verbindung mit Acetum cerevisia Dantiscana (Danziger Bieressig) verwendet

Lit.: Zu Cerevisia, seiner Verbreitung, Nutzung und Bekömmlichkeit siehe René Goscinny und Albert Uderzo: Astérix le Gaulois, Paris 1959 und alle folgenden 38 Bände
Cera
-> Wachs
Cerussa
-> Bleiweiß
Cerussa citrina
-> Bleigelb
Chalcanthos
-> Vitriol
Chalcitis, chalcitidis
gebrannter -> Vitriol
Chemnitzer Weiß
verbucht unter ->Bleiweiß
Chromgelb
Seit 1797 als Pariser Gelb bekanntes Bleichromat. Herstellung z. B. durch Sattler Schweinfurt ab 1818. Chromgelb ist giftig. Synonyme Bezeichnungen Neugelb, Königsgelb.
Chrysocolla
-> Berggrün
Cinereus, -a, -um
Lat. aschartig, auch aschgrau
Cinis, -eris
lat. Asche
Citrinus, -a, -um
lat. gelb
Civilpfund
-> Pfund
Claritus, -a, -um
lat. hell oder klar werden, in Verbindung mit Essig (acetum vini claretum wie in Bremen 1665) vermutlich als geklärt zu verstehen
Clavellus, -i
lat. wohl nagelförmig, verwendet in Verbindung mit cineris clavellati / -> Pottasche oder Waidasche
Coccum, -i n.
Lat. auch coccus, -i n., der Kern. Verwendet in Verbindung mit coccus baphyca, der von Färbern genutzten Scharlachbeere (für die Gewinnung des scharlachroten Farbstoffes, des Kermes aus Schildläusen).
Cochenille
Getrocknete weibliche Läuse, die auf Opuntien (Kakteen) gezogen werden. Aus alkoholischen oder wässrigen Auszügen wird der Karminfarbstoff gewonnen. Ausgefällt mit Zinnsalzen (hochrot) oder mit Alaun (purpurviolett) (Brachert).
 
Siehe auch Stefanie Gerzer, Der Farbwarenhandel um 1800 – die Würzburger Kaufleute Venino, Dissertation Technische Universität München 2012, S. 149-153.
Coctionem
durch Kochen (z. B. bei Ölen) gewonnen
Coeruleus, -a, um/caeruleus, -a, um
lat. blau. Verwendung in Coeruleum montanum
Colatus, -a, -um
lat. geläutert, rein. Verwendet in Verbindung mit Koniferenharzen.
Colcothar
-> Caput Mortuum. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 8) Rückstand aus dem Brennen von Vitriolen. Nach Hickel vorwiegend rotes Fe2O3.
Colla
lat. Leim
Colophonium
Destillationsrückstand aus der Gewinnung von Terpentinöl -> Koniferenharz, deshalb ununterscheidbar ob von Kiefer, Fichte oder Tanne (→Terpentin).
 
Lit.: Patrick Dietemann, Katharina v. Miller, Charlotte Höpker, Ursula Baumer, On the use and differentiation of resins from Pinaceae species in European artworks based on written sources, reconstructions and analysis, Studies in Conservation, 2019, 64:sup1, S62-S73.
Communis
lat. gewöhnlich
Compositus, -a, -um
lat. aus mehreren Bestandteilen gewonnen
Concha
lat. Muscheln
Covaivabalsam
-> Balsam
Crassus, -a, -um
lat. dick, grob, verwendet in Verbindung mit Kupferhammerschlag, -> Kupferoxid
Cribrare
lat. durchseihen, von cribrum = Sieb
Crudus, -a, um
lat. roh
Crystallisatus, -a, -um
lat. von crystallisare = in Kristalle verwandeln, in heutiger Sprache aus- oder umkristallisieren. In den Taxen fast ausschließlich in Verbindung mit Grünspan, weit seltener mit Borax und Zucker verwendet. Münster 1749 (Dispensatorio I, S. ) beschreibt die Umkristallisation von Salzen wie auch von Zucker im Detail: Diese würden "in Wasser auffgelöset, etlichemahl filtrirt, biß der durch filtrirte Liquor gantz klar, alsdan biß zum Häutgen zu sagen, daß sich oben auff den Wasser ein Häutgen gesetzet, gelind und ohne geringstes kochen abgerauchet [...] alsdan an einen kalten Ort in ein Glas [...] da dan der salzächtige Cörper sich unten und an den Rand, wie auch an denen in den Gefäß eingehenkten Bänden oder Stöcklein ansetzet oder anschiesset." Sind die Kristalle nicht rein, werden sie in reinem Wasser gelöst und der gesamte Vorgang wiederholt.
Cuprum
lat. Kupfer, aber auch Bronze (Sn) und Messing (Zn), alle zumeist auch bleihaltig, siehe -> Aes
Curcuma
Aus der Curcuma Wurzel (radix curcuma) gewonnener gelber Farbstoff, zusammen mit Alaun und Kreide Grundstoff für die Herstellung von -> Schüttgelb
Cutzinill
-> Cochenille
Cypria
lat. zyprisch
D
Dammar
In keiner der bislang erfassten Taxen, Inventare oder Preiscourants konnte Dammar nachgewiesen werden. Die Verwendung von Dammar in Firnissen erwähnt durch den Apotheker Friedrich Lucanus (1793 Halberstadt - 1872 ebenda) im Jahr 1830.

Lit.: Eva Wenders, Ursula Baumer, Johann Koller und Gerhard Banik, Dammar als Gemäldefirnis - Untersuchungen zu Löslichkeit, Glanz und Oberflächenrauheit, in: Arbeitskreis der Restauratoren (Hrsg.), Firnis. Material - Ästhetik - Geschichte, Braunschweig 1999, hier S. 152-159.
Dantiscanus, -a, -um
lat. aus Danzig
Depuratus, -a, -um
Lat. von depurare = reinigen. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 11) "Unsauberkeiten [Verunreinigungen] von einer materie absondern" (entfernen), bis der Stoff "gantz rein" ist. In den Taxen häufig in Verbindung mit Gummen, Pottasche, Aloe, Leinöl oder natürlichem Zinnober verwendet.
Destillatus, -a, -um
lat. von destillare = destillieren. In Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 11) ausführliche Darstellung der grundlegenden Chymischen operation der Destillation. Erhitzen einer Flüssigkeit, eines Feststoffes oder gelösten Feststoffes und nachfolgendes Abscheiden flüchtiger Bestandteile in Dampf- oder Tropfenform im gekühlten Teil der Vorrichtung. In den Taxen häufig verwendet in Verbindung mit -> Essig, Spiköl, -> Terpentinöl, Wachholderöl (-> Sandarak) und -> Grünspan.
Dissolutus, -a, -um
lat. von dissolvere = lösen, genauer auseinanderlösen, Abtrennen von Verunreinigungen unter Lösen. In den Taxen nur in Verbindung von, in Essig gelöstem und auf diesem Wege gereinigtem Gummi -> Ammoniacum und Gummi -> Opopanax.
Drachenblut
Drachenblut wird als Farbstoff verwendet für transparente Farblacke. Es wird auch als Farbharz (Gold-)Lacken zugegeben. Nachweis in Barocken Glanzlacken und bis ins 19. Jh.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 70 f.. Weiterhin Ursula Baumer, Patrick Dietemann, Identification and differentiation of dragon's blood in works of art using gas chromatography/mass spectrometry , Analytical and Bioanalytical Chemistry, Volume 397, Issue 3 (2010), pp. 1363-1376 sowie Ursula Baumer, Irene Fiedler, Simone Bretz, Hans-Jörg Ranz, Patrick Dietemann, Decorative reverse painted glass objects from the fourteenth to twentieth centuries - an overview of the binding media, IIC Preprints Vienna Congress, Studies in Conservation, Supplement 1, Volume 57, 2012, S. S9-S18. Desweiteren Elisabeth Dodinet, Botanical Sources of Dragon's Blood: Methodology and Identification Issues, in: Erwin Emmerling et al., Lüsterfassungen des Barock und Rokoko. Coloured Glazes on Metal Leaf from the Baroque and Rococo, München 2013, hier S. 620-636.
Drachme
-> Quint
E
Ebur, -oris
lat. der Elefant, das Elfenbein
Echtma(a)ß
in den Frankfurter Taxen zu findendes (Hohl)Maß z. B. für schwarze Tinte zu 13,5 Unzen entsprechend rund 0,4 Liter
Efeusaft
Aus Efeu gewonnener klebriger Saft, Grundstoff für rote Farbstoffe

Lit.: Christoph Krekel, Stella Eichner, Karin Geissinger und M. Müller: Efeulacca – Bericht von einem vergessenen Farbmittel, in: Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung 21 (2/2007), S. 287–296 sowie Christoph Krekel, Stella Eichner, Karin Krüger: De edera et lacca. Identification of a medieval colorant made from ivy, in: Jo Kirby (Hrsg.) The diversity of Dyes in History and Archaeology, London 2017, S. 139–147. 
Eimer
Hohlmaß z. B. für Weine: 1 Eimer = 40 Maß (Buchler 1821 aus Triest)
Einhorn
In den Augen Mancher ein seltenes, in tiefen Waldungen vorkommendes, äußerst scheues, pferdeähnliches Tier mit gespaltenen Klauen und einem gedrehten Horn. Doch irgend etwas stimmt vielleicht nicht, denn bereits 1752 vermerkt das Haushaltungs-Lexicon, dass obwohl "alle Winckel der Welt von den Reisenden durchkrochen w[u]rden/ dergleichen Thier nirgends zu finden" gewesen sei. Allerdings "vermeldeten die Indianer/ daß in Neu-Spanien ein grosses Thier/ wie ein Pferd/ mit einem Horn gefunden worden sei/ und vielleicht/ wenn ja eins seyn soll/ mag dieses das rechte seyn." Man weiß es also doch nicht so genau, geben wir die Hoffnung nicht auf! Das Einhorn galt vielen historischen Apotheken als Wahrzeichen. Dort erhielt man es als pulverisiertes unicornu verum (von z. B. aus Höhlen oder Grabungen stammenden urzeitlichen Knochenfunden oder Mammutzähnen) oder als unicornu falsum (Stoßzahn des Narwals) angebotenes Wunderheilmittel. Der hohe Preis verhinderte sicherlich die Einnahme als Ca-Ergänzungsnahrungsmittel, mit dieser Legende können wir aufräumen. Einhorn wurde aufgenommen, da es in der Regel den höchsten Preis pro Gramm erzielt. Aus der überreichen Literatur zum Einhorn sei hingewiesen auf Rüdiger Robert Beer, Einhorn. Fabelwelt und Wirklichkeit, München 1977.
Eisenfarbe
Vermutlich rot-schwarzes bzw. gelbes Pigment (Eisenoxide), eingesetzt zum Kattunfärben (Lit. Zedler). Mit dem Preiscourant Schweinfurt 1821 lässt sich die Eisenfarbe als roter, fetter -> Bolus interpretieren.
Electus, -a, -um
lat. ausgewählte Qualität
Elemi(harz)
Triterpenharz, i. d. R. ist der Manila-Elemi gemeint, Nachweis von J. Koller z. B. in Barocken Glanzlacken oder neu auch in Tubenfarben des 20. Jh. Wohl eingesetzt als Weichmacher, da das Harz a) wenig Polymeranteil zu haben scheint und/oder b) viele Sesquiterpene enthält. Diese wirken als Weichmacher weil sie nur langsam verdunsten (Mitteilung U. Baumer/ P. Dietemann)
Englischrot
rotes eisenoxidhaltiges (Erd)Pigment
Epaticus, auch hepaticus, -a, -um
lat. leberähnlich, vermutlich eher leberfarbig, verwendet zur Beschreibung von Aloe
Erdpech
-> Asphalt
Erdpigment
Sammelbegriff für alle Arten von Erdpigmenten, darunter auch fette Farberden, -> Kölner Erde und grüne Erde, -> Bolus und -> Armenischer Bolus sowie -> Englischrot.
 
Zu grüner Erde siehe Stefanie Gerzer (verh. Correll), Kaadener Grün. Lagerstätte, Gewinnung und Verwendung der böhmischen grünen Erde, Sigl München 2000. Bitte beachten Sie, dass die Seitennummerierung nicht durchlaufend ist. Des Weiteren Andreas Burmester und Laura Resenberg, „Von Berggrün, Schiefergrün und Steingrün aus Ungarn“, in: Restauro 109, Heft 3, 2003, S. 180–187 (Burmester_Berggruen_2003). Eine englische Übersetzung des obigen Aufsatzes von Andreas Burmester and Laura Resenberg steht als Download zur Verfügung (Burmester_Resenberg_Berggruen_2003_engl).
Essig
Häufiger Zusatz zum Waschen von Gummen und Harzen, auch in Beize zum Färben von Textilien, Quellen der Hausenblase. Aus Fruchtsäften durch Fermentierung gewonnen, aus unreifen Weintrauben auch Verjus genannt. Wichtige Grundchemikalie im pharmazeutischen laboratorium, Umsetzung mit Metallen. Gewöhnlicher Weinessig hatte nach Hickel einen Säuregehalt von nur 2% (in der Regel vorrätig), starker Essig (acetum forte) von rund 3% und der stärkste Essig rund 6%. Durch Destillation ließ sich ab dem 17. Jh. der Säuregehalt auf rund 10% (letzte Fraktion) erhöhen, seit Ende des 17. Jhs. durch Ausfrieren (Eisessig) auf rund 13%.
Excorticatus, -a, -um
lat. von excorticare. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 20) (1) schälen oder (2) den inwendigen Kern aus der Schale nehmen. In den Taxen häufig verwendet in Verbindung mit Samen (Safflor), Mandeln oder Obstkernen (Kirschen, Pfirsiche) verwendet.
Expressus, -a, -um
lat. durch Pressen gewonnen
Exsiccare
lat. trocknen. Sämtliche pflanzlichen Waren, die auf dem Kräuterboden einer Apotheke eingelagert wurden, wurden dort (nach)getrocknet. Hierzu gehören u. a. Blätter, Blüten, Rinden, Wurzeln und auch Beeren. Auf Fäden gereiht oder auf dem Boden ausgeschüttet, müssten die anfänglich noch feuchten Pflanzenteile regelmäßig gewendet werden, um ein Verschimmeln zu verhindern. Es war die Aufgabe der Gesellen und der Lehrlinge, den Kräuterboden peinlich sauber zu halten, um auch Insektenbefall vorzubeugen. Ähnliches galt auch für die Schubläden oder Kisten in dem Verkaufsraum oder dem Materiallager.
Eymer
Hohlmaß, entspricht 16 ->Stübchen
el.
lat. -> Abk. für electus, -a, -um
F
Faecibus
auch ex foecibus, hier in Verbindung mit Spiritus vini ex faecibus. Vielleicht aus den Rückständen der Weinherstellung (Trester).
Farina
Mehl, siehe auch Stärke
Fasciculus, -i m.
lat. kleines Bündel. Verpackungsform für Drachenblut.
Fel, fellis n.
lat. für die Gallenblase, die Galle
Fernebuck
-> Brasilholz
Ferula
Gummi Sagapenum wird gemäß der Taxen aus Ferula (Steckenkräutern, Pfriemenkraut) gewonnen, die auch im Mittelmeerraum (oft medischen, Nordafrika bis Zentralasien) wachsen.
Fette Farberde
-> Erde
Filum
Lat. Garn, Faden, Kordel
Finus, -a, -um
lat. fein
Firnis
Aus Ölen (trocknende, Terpentinöl) und (fossilen) Harzen gekochtes Produkt, Zusatz von -> Sandarak oder -> Bernstein (Danziger Firnis), nicht jedoch von -> Mastix oder -> Dammar über Taxen gesichert. Zusatz von Bleioxid als Trocknungsbeschleuniger. In Spiritus gelöste Harze werden in den Taxen nicht erwähnt.
Fischleim
gewonnen aus der -> Hausenblase (Schwimmblase) des Beluga-Störs und anderer Fische gewonnen. Nach Schedel 1789, S. 456 Verwendung durch Lackierer und Maler in Leimfarben, als Appretur in Stoffen, bei der Weinherstellung und zu medizinischen Zwecken. Fischleim hat eine hohe Klebekraft und wird für alle Arten von Leimungen, aber auch Glanzvergoldungen hinter Glas eingesetzt. Analytisch ist eine Unterscheidung zwischen aus Säugetieren gewonnenem Leim und Fischleim nur mit Methoden der Proteomics möglich (Mitteilung U. Baumer / P. Dietemann).
Fleischleim
In Wasser und Spiritus lösliches Harz oder vermutlich eher Polysaccharid, das auf Grund seiner schleimigen Konsistenz als Klebstoff nutzbar ist. Nach Krünitz Zusatz zu Lacken und zur Herstellung von Firnissen. Schedel 1789, S. 354 verweist auf einen harzigen Baumsaft, dem Weihrauch ähnlich. Herkunft Äthiopien, Arabien und Persien. Die Taxen kennen durchweg Einträge zu Sarcocolla synonym zu Fleischleim, jedoch bedingt durch den langen Handelsweg über den Fernhandel (Marseille, Amsterdam) keine Herkunftshinweise. Fleischleim sollte nicht mit Knochen- oder Hautleim verwechselt werden.

Zur Nutzung von Fleischleim in Wasserfarben siehe Bronwyn A. Ormsby, Joyce H. Townsend, Brian W. Singer & John R. Dean
(2005), British Watercolour Cakes from the Eighteenth to the Early Twentieth Century, in: Studies in Conservation, 50:1, 45-66, DOI: 10.1179/sic.2005.50.1.45
Flo(re)s aeris
Kupferblüte, Kupferoxid(e). Hergestellt durch plötzliches Abkühlen von geschmolzenem Kupfer (auch Messing) in Wasser, arzneiliche Verwendung nach Hickel gesichert. Hickel vertritt den Standpunkt, dass - wenn in einer Liste Aerugo oder Viride aeris fehlt -, dann Flos aeris mit Grünspan gleichgesetzt werden kann.
Florentiner Lack
Roter Farblack aus Cochenille, auch Rothölzern, zumeist jedoch über die Extraktion aus Wollresten gewonnen
Florentinus, -a, -um
lat. aus Florenz
Flores
lat. Blüten
Flores chymici
Lat., nach Münster 1749 (Dispensario I, S. 22 f. ) durch Sublimation aus Feststoffen gewonnen. In den Taxen häufig in Verbindung mit Benzoe oder Viridis aeris (-> Grünspan).
Foliatus, -a, -um
lat. als Blatt angeboten
Fragmentum, -i n.
lat. abgebrochenes Stück, Bruchstück oder Splitter. Als in fragmentis häufig verwendet in Verbindung mit Bernstein, Myrrhe oder Wachs
Fraueneis
in den Taxen in Verbindung mit alumen scissile selten vorkommende Bezeichnung. Nach Schedel 1789, S. 371 f. blättriger Gips(spat). Verwendung als Glasscheiben, in der Porzellanherstellung und bei den Goldschmieden.
Frustis
lat. zumeist verwendet als in frustis im Sinne von in Brocken
Fuder
Hohlmaß, entspricht 6 Ohmen
Fuligo, -ginis
lat. Ruß, Schwärze zum Schmincken. Siehe auch -> Spiegelruß
Färberkraut
-> Sumach
Färberwaid
-> Waid
G
Gaffer
syn. für -> Kampfer
Galitzenstein
weisser -> Vitriol aus dem spanischen Galizien oder der gleichnamigen Landschaft aus Südpolen, wo noch heute zinkhaltige Mineralien abgebaut werden.
Gallae
lat. -> Galläpfel
Galle
Aus Fisch- oder Rindergallen wurden gelbe Farbmittel gewonnen. Ferner dienen Gallen als Netzmittel, Emulgator und schwache Bindemittel.
Galläpfel
Von Eichen abgesammelte Galläpfel enthalten Gallussäure und Gerbstoffe. Zur Ledergerberei, der Herstellung von Eisengallustinte und zum Schwarzfärben genutzt.
Gelbholz
verbucht unter Brasilholz
Generosus, -a, -um
lat. von vorzüglicher Qualität, edel
Gesamttaxe
alphabetisch angeordnete Preisliste
Gips
Weißpigment und Füllstoff
Glas
Bunte Glaspulver als Zuschlag zu Malschichten, in Taxen Hinweis auf Herkunft aus Venedig (Murano)
Globulis, in globulis
lat. kugelförmig, auch in Klumpen, verwendet in Verbindung mit -> Kugellack (Lacca in globulis)
Glutinum, -i n
lat. Leim
Glätte
Bei der sog. Kupellation von Edelmetallerzen werden diese wiederholt mit reichlichen Mengen Blei erhitzt. Hierbei entstehen unter Luftzutritt und Wärme Bleioxide, unedle Metalloxide, Blei und Edelmetalle wie Silber oder Gold. Bei diesem seit der Antike bekannten Reinigungsverfahren entstehen auch Silber- und Goldglätte (PbO), die je nach PbO-Anteilen mal silbrig, mal rötlich sind. Kühlt das Oxidgemisch im Reaktionsgefäß (der Kupelle) ab, trennt sich das Edelmetall ab, während die Bleioxide von der Kupellenwand aufgenommen werden. Die in jeder Taxe vertretenen Silber- und Goldglätte sind offenkundig steinartige Schlacken, die gepulvert werden müssen. Als Herkunftsorte sind Goslar, die Steiermark und Kärnten, England, Schweden wie Polen zu nennen, von wo Glätte in großen Mengen exportiert wird. Silber- wie Goldglätte finden medizinische Anwendungen, bei Töpfern für Keramikglasuren und sträflicher Weise - wie bereits Schedel 1789, S. 413 weiß - zum Süßen von Weinen.
Glühwachs
Unter Hitzeeinwirkung aufgebrachter gelber Wachsüberzug auf Silber- und Goldschmiedearbeiten, heute zumeist verloren.

Lit.: Marian Schüch: … ßo verbt eß daß golde schöen. Über Anwendung und Wirkungsweise von Glühwachs bei der Feuervergoldungen, unveröffentlichte Masterthesis, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Stuttgart 2021 und Marian Schüch, Christoph Krekel und Gerhard Eggert: ...till the gold appears of a proper colour. Historical recipes for gilding wax used for colour manipulation of fire gildings, their historically informed reconstruction and scientific analysis, in: Postprints of the 8th ATSR Meeting 2022, im Druck.
Goldglätte
-> Glätte
Graecus, -a, -um
lat. griechisch
Gran(um), -i n
lat. Korn, Kern oder Beere, auch Gewichtsangabe (ein Weizen- oder Reiskorn, ein Körnchen). Auch Medizinalgewicht, ursprünglich entsprechend dem Gewicht eines (z. B. Weizen)Korns à 0,062 g.
Granis, in granis
lat. als Körner/gekörnt angeboten
Graphit
Auch Reißblei, für die Produktion von Bleistiften genutzt, häufige Verwechslung mit Molybdänglanz (bis 1778 Scheele) (Brachert)
Grüne Erde
-> Erde
Grünspan
Künstlich hergestelltes und natürliches transparentes, blaues bis grünes Pigment, basische Kupfercarbonate oder -acetate. Oft aus Spanien oder Südfrankreich, dort durch Einwirken von Essig (vergärter Weintrester) auf Kupferplatten künstlich in großen Mengen hergestellt. Arzneiliche Verwendung nach Hickel gesichert. Bezugspunkt für die in den Listen angegebenen Relativpreise.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 74 f. sowie David A. Scott, Yoko Taniguchi und Emi Koseto, The verisimilitude of verdigris: a review of the copper carboxylates, in: Reviews in Conservation 2 (2001), S. 73-91.
Gummi
Nach Münster 1749 (Dispensario I, S. 24) aus Bäumen oder Stauden durch Anritzen der Rinde gewonnene Ausscheidungen, die sich entweder sofort zähflüssig verfestigen oder in, an die Pflanze gehängten Gefässen gesammelt werden. Gummen seien in der Regel großteils wasserlöslich. Häufig auch synonym für -> Gummi Arabicum
Gummi Barbaricum
verbucht unter -> Gummigutt
Gummi Arabicum
Wasserlösliches Gummiart, Verwendung in Aquarellfarben und Temperamalerei, Abgrenzung zu Kirsch-, Mandel- und Pflaumengummi sowie Tragant
 
Lit.: Anna Lluveras-Tenorio, Joy Mazurek, Annalaura Restivo, Maria Perla Colombini and Ilaria Bonaduce, Analysis of plant gums and saccharide materials in paint samples: comparison of GC-MS analytical procedures and databases, Chemistry Central Journal 2012, 6:115 sowie zur Nutzung von Gummi arabicum in historischen Wasserfarben siehe Bronwyn A. Ormsby, Joyce H. Townsend, Brian W. Singer & John R. Dean (2005), British Watercolour Cakes from the Eighteenth to the Early Twentieth Century, in: Studies in Conservation, 50:1, 45-66, DOI: 10.1179/sic.2005.50.1.45
Gummi Lacca
auch Gummilack. Nach Schedel 1789, S. 586 Ausscheidungen von Blattläusen auf den Astspitzen von (indischen Feigen)Bäumen. Dieser Gummi Laccae in -> baculis (Stocklack) wird abgeschlagen (Gummi Laccae in granis, Samenlack) und über dem Feuer geschmolzen und zu Kuchen geformt (Gummi Laccae in massis, nicht in Apothekentaxen nachweisbar). In Schläuche gegossen entsteht der -> Schellack (auch Schaalenlack oder Scheibenlack, Gummi Laccae in -> tabulis). Aus dem Schellack, der transparent sein sollte und häufig rot gefärbt ist, gewinnt man -> Kugellack (Malerlack), -> Parisrot und -> Rösellack. Der in heutigen Analysenbefunden häufig anzutreffende Begriff des -> roten Farblackes ist ein Hilfsbegriff.
Gummi Senegal
verbucht unter -> Gummi Arabicum
Gummigutt
Wasserlösliches, intensiv gelbes Farbharz, auch in Weingeist löslich. Nutzung in Wasserfarben, Vertrieb in Schilfröhren (deshalb auch Röhrengummi). Nach Brachert auch Niederschlag auf Tonerden oder Fällung mit gebranntem Alaun. Nach Schedel 1789, S. 436 durch Engländer und Holländer aus Kambodscha, Malacca (Malaisia), Bombay (heute Mumbai) und Ostindien gehandelt. Historische Verpackungsformen in "hohlen Rohrstäben, in Stangen, oder in Rollen und Kuchen."
Gundermann
andere Bez. für Efeu
Gutta, -ae f
lat. der Tropfen. Abgabe in Tropfen (in guttis): Selten verwendete Mengenangabe in den Taxen für flüssige Waren.
H
Hamburger Blau
verbucht unter Berliner Blau
Hanföl
Aus Hanfkörnern durch Pressen gewonnenes Öl. Analytisch bislang nicht von Lein- und Nußöl unterscheidbar, kann deshalb nicht von einer Mischung der beiden unterschieden werden. Trocknet noch langsamer als Mohnöl (Mitteilung U. Baumer / P. Dietemann). Möglichenfalls zur Herstellung von Firnissen genutzt.
Harz
Nach Münster 1749 (Dispensario I, S. 24) Gewinnung wie die -> Gummen. Die Harze oder Resinae seien zu Teilen in Alkohol (Spiritus) oder Ölen löslich. Grenzziehung zu den Gummen schwierig.
Hausenblase
Die Hausenblase wurde zur Herstellung von Fischleim gehandelt. Die Schwimmblase des Störs und anderer Fischarten enthält Glutin und Elastin. Fischleim wird als Bindemittel wie als Klebstoff genutzt. Der Leim wird in warmem Wasser unter Zusatz von Essig und auch in Brandwein aufgeschlossen. Worms 1582 kennt den Fischleim als Mundleim. Brachert berichtet von Zusätzen von Alaun. Nach Schedel 1789, S. 456 wurden große Mengen an Hausenblasen aus Russland (schön weiß, klar) und Ungarn (gelb, auch bräunlich) bezogen. Qualitativ galt die russische deshalb als besser. Hausenblasen wurden über Breslau, Leipzig und Frankfurt gehandelt, die russische über St. Petersburg, von dort nach England, Holland, Frankreich, im Ostseeraum, auch Lübeck. In den bislang ausgewerteten Listen wird Colla piscium oder Hausenblase synonym für Fischleim verwendet.
Herb.
lat. herba, -ae f. = Blatt, hier als Plural Herbae = Blätter: Sammelbegriff in nach Kapiteln strukturierten Taxen.
Herbaceus, -a, -um
Lat. grasartig, auch grasgrün
Hispanicus, -a, -um
lat. aus Spanien
Humidus, -a, -um
lat. von umidus, - a, -um im Sinne von feucht, nass, auch wässrig, verwendet in Verbindung mit Koniferenharzen
Hämatit
natürlich vorkommendes Eisen(III)-oxid. Der Hämatitstein, aus dem des rote Pigment Hämatit durch Pulverisieren gewonnen wird, ist außerordentlich hart.
Hölzer
Unter dem Sammelbegriff Hölzer werden u. a. Buchsbaum, Ebenholz, Guajakholz, Königsholz, Letternholz, Mahagoni, Rosenholz, Sappanholz, St. Martensholz und Zedernholz zusammengefasst. -> Brasilholz, ->Campecheholz (gelistet unter Blauholz) und -> Sandelholz werden gesondert erfasst.
Hüttenrauch
-> Auripigment und -> Realgar
I
Ichthyocolla
Lat. Hausenblase
Im Farbenkapitel
Immer wieder sind Waren in den generierten Listen als "Im Farbenkapitel" markiert. In diesem Fall finden sich die Waren in einem reinen Farben- oder colores Kapitel (selten) oder sie finden sich in einem Kapitel zu "Mineralien, Metallen, Bergarten und Farben". Ist in der Kapitelüberschrift Farben nicht erwähnt und Zinnober findet sich in dem Kapitel, ist - in diesem Fall - Zinnober nicht als "Im Farbenkapitel" vorkommend markiert, da Zinnober auch rein pharmazeutische Anwendungen hatte.
Impurus, -a, -um
lat. unrein, verunreinigt (z. B. bei ->Myrrhe)
Incisum, -i n.
lat. der Einschnitt, in Verbindung mit -> succinum (Bernstein) im Sinne von beim Schneiden von Bernstein (Schmuckherstellung) entstandenen, feinteiligen Abfällen verwendet.
Inclytus, -a, -um
lat., in z. B. Nürnberg 1624 im Titel im Sinne von (hoch)herrlich verwendet
Indigo
Aus asiatischen, afrikanischen wie auch einheimischen Indigofera-Arten sowie auch aus dem Färberwaid hergestellte blaue Farbstoffe (Blaufärben von Textilien). Auch als Blaupigment in der Malerei verwendet. Siehe auch -> Waid. Herstellung synthetischen Indigos ab 1897.
Infusione
lat. durch Übergießung (z. B. bei Ölen)
Insititius, -a, -um
lat. vermutlich im Sinne von um die Mittagszeit verwendet. In Augsburg 1640 in Verbindung mit Cera (Cera insititia), also um die Mittagszeit gewonnenes, wahrscheinlich flüssigeres Wachs.
Insolationem
lat. durch Belichtung unter Sonnenlicht (bei Ölen)
Insolatus, -a, -um
lat. von insolare = in der Sonne bleichen, z. B. von Ölen
Inspissatus, -a, -um
lat. von inspissare = eindicken unter Wärmeeinwirkung (Sonne, Feuer), langsame Entfeuchtung unter immer erneutem Umrühren des Rückstandes. In den Taxen häufig in Bezug auf Ochsengalle, weit seltener in Bezug auf Aloe und Gummi Ammoniacum verwendet.
Integer, -gra, -grum
lat. im Sinne von ganz, unversehrt, unvermischt, rein
J
Juglandium
lat. Plural von juglans, -glandis, in der Regel welsche (italienische) Walnuß
K
Kalk
Ungebranntes Calciumcarbonat (-> Kreide) oder gebrannt (Calciumoxid) oder gelöscht (Calciumhydroxid). Grundlage für Kalkfarben, auch eingesetzt bei der Herstellung synthetischer Kupferblaupigmente (coeruleum factitium).
Kampfer
Da Monoterpen auch als Lösemittel, ist aber fest. Dient der Plastifizierung von Lacken, erwähnt in Quellen für und nachgewiesen in Barocken Glanzlacken (Mitteilung U. Baumer / P. Dietemann).
Kanne
-> Maaß
Karmin
Mit Alaun aus einem wässrigen oder alkoholischen Auszug der Cochenille-Laus ausgefällter intensiv rotvioletter Farbstoff -> Cochenille. Karmin wurde als Textilfarbstoff, in Schminkartikeln und auf Grund seiner fehlenden Lichtechtheit nur in Aquarellfarben eingesetzt.
Kasseler Braun
Amorphe Braunkohle, als Farbmittel in der Malerei verwendet
 
Lit.: Georgiana M. Languri, Molecular studies of asphalt, mummy and Kassel earth pigments: their characterisation, identification and effect on the drying of traditional oil paint, Dissertation 2004.
Kasseler Gelb
auch als Mineralgelb eingesetzt in der Papierfärberei, Tapeten und als Malfarbe in Öl
Kermes
Aus von Eichen abgesammelten Kermesschildläusen gewonnener roter Farblack. Der Farbstoff wird aus dem wässrigen Auszug und unter Fällung mit ->Alaun hergestellt.
Kermesit
auch Rotspießglanz, Rotes Antimonum, Stibium rubrum oder Kermes minerale. In den Taxen auch als Antimonzinnober (cinnabaris antimonii). Kermes- bzw. zinnoberfarbiges (dunkelrot bis violettrot) Mineral der Formel Sb2S2O, in z. B. sächsischen Antimonlagerstätten vorkommend. Die Farbgebung wie die Vergesellschaftung mit Stibnit Sb2S3 könnte eine Verwendung als Pigment nahelegen. Erstmalig mineralogisch beschrieben um 1730. In den Taxen als Antimonzinnober nicht häufig, jedoch erstmalig in Württemberg 1741 unter der Bezeichnung Kermesit gelistet. Abgabe von Kermesit in ->Gran-Mengen, hochpreisig.
Kernobstgummi
-> Kirschgummi
Kesselbraun
Aus bei der Bearbeitung von Kupfer anfallendem Kupferhammerschlag und anderen Kupferabfällen gewonnenes Braun (Aeris squamae tenuioris, feiner Kupferhammerschlag). Verwendung z. B. zum Streichen von Fensterrahmen, für Glasuren in der Keramikherstellung.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 65 ff. sowie Ursula Haller, “Administrator of Painting”. The Purchase- and Distribution-Book of Wolf Pronner (1586–1590) as a Source for the History of Painting Materials, in: Jo Kirby, Susan Nash and Joanna Cannon, Trade in Artists’ Materials: Markets and Commerce in Europe to 1700, London 2010, S. 333 ff. (Haller_Trade_2010).
Kirschgummi
Kirschgummi gehört zu den Steinobstgummen. In den Taxen finden sich Kirsch-, -> Pflaumen- und ->Mandelgummi. Diese sind bisher nicht analytisch unterscheidbar.
 
Literatur: Anna Lluveras-Tenorio, Joy Mazurek, Annalaura Restivo, Maria Perla Colombini and Ilaria Bonaduce, Analysis of plant gums and saccharide materials in paint samples: comparison of GC-MS analytical procedures and databases, Chemistry Central Journal 2012, 6:115 (siehe ) sowie zur Nutzung von Kirsch- und anderen Steinobstgummen in historischen Wasserfarben siehe Bronwyn A. Ormsby, Joyce H. Townsend, Brian W. Singer & John R. Dean (2005), British Watercolour Cakes from the Eighteenth to the Early Twentieth Century, in: Studies in Conservation, 50:1, 45-66, DOI: 10.1179/sic.2005.50.1.45
Klumpenlack
-> Plattlack. Beide Begriffe aus Schedel, bislang in Taxen nicht nachgewiesen.
Kolophonium
-> Colophonium
Koniferenharz
Koniferenharz - das Harz von Tanne, Kiefer, Fichte und Zeder- dient als Ausgangsstoff zur Herstellung von →Terpentin, -> Terpentinöl, -> Colophonium und -> W(aldw)eihrauch.
 
Koniferen sind aber eigentlich (heute) eine Pflanzenordnung, zu denen u. a. die Familie Pinaceae (Kiefern, Fichte, Tannen, aber auch Lärche, Zedern) gehört, sowie Zypressen und Araucariaceae (v. a. Kaurikopal, aber vielleicht auch einige Sandarak-Arten?) (Mitteilung U. Baumer / P. Dietemann)

Lit.: Patrick Dietemann, Katharina v. Miller, Charlotte Höpker, Ursula Baumer, On the use and differentiation of resins from Pinaceae species in European artworks based on written sources, reconstructions and analysis, Studies in Conservation, 2019, 64:sup1, S62-S73, DOI: 10.1080/00393630.2019.1568678
Kopal
Sammelbegriff für semifossile, harte Harze, v. a. aus Afrika oder Südostasien. Zusammensetzung uneinheitlich, außer es gibt Gegenden mit starken Vorkommen ähnlicher Pflanzen (analog zum Baltischen Bernstein). Die Taxen unterscheiden dabei nicht nach Manilakopal, Kaurikopal, vielleicht auch Sansibarkopal. Die Zusammensetzung ist vor allem bei Kopalen aus Afrika variabel. Harze aus Mexiko bzw. Südamerika werden oft auch Kopal genannt. Nachweis bislang in Glanzlacken des 19. Jhs. Allerdings bieten Apotheken über den hier untersuchten Zeitraum von 1550 bis 1800 immer wieder Copal oder Pancopal an.
Krapplack
-> Krappwurzel
Krappwurzel
Zur Herstellung von Krapplack (->Kugellack) genutzte Wurzeln von Rubia tinctorum (Färberröthe). Nach Haushaltungs-Lexicon Samen häufig aus Schlesien, die Färberröthe aus Italien, Spanien und Frankreich. Enthält Alizarin, deshalb auch als Alizari Wurzel geführt (Marseille 1799). Die Krappwurzel als Grundstoff wird in den Taxen und Preiscourants sehr häufig gelistet, der daraus im Basischen (-> Pottasche) und unter Wärme extrahierte und mit -> Alaun verlackte rote Farbstoff (Krapplack) weitaus seltener.
Kreide
Calciumcarbonat fossilen (Muschelsedimente) oder tierischen Ursprungs (z. B. Schulp des Tintenfisches -> Sepia, Eierschalen). In der Malerei und der Fasskunst als Pigment, als Füllstoff in Grundierungen oder als Trägermaterial für Farbstoffe verwendet.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 60 ff.
Kreuzbeeren
Ausgangsstoff für die Herstellung von -> Saftgrün
Krämerpfund
Civilpfund zu i. d. R. 32 Loth, siehe auch -> Pfund
Kugellack
aus -> Schellack hergestellter sog. Malerlack (Gummi laccae in rotulis bzw. in globulis). Schedel 1789, S. 588 nennt u. a. als Produktionsstätten Florenz (-> Florentiner Lack), Venedig (sog. Kolumbinlack, viereckige Stücke in der Größe einer Erbse), Wien (-> Wiener Lack), Berlin, Breslau und Holland (in Kugelform). Eingesetzt in Öl- und Wasserfarben.
Kupferblaupigment
Synthetisches anorganisches Blaupigment auf der Basis von Kupfer
Kupferbraun
-> Kesselbraun
Kupferoxid
in enger Verbindung mit -> Kesselbraun zu sehen
Kurcuma
siehe Curcuma
Kölner Erde
Über Köln gehandelte Erde mgf. Champagnerkreide (Brachert)
Königsgelb
verbucht unter Chromgelb
Königsgelb
verbucht unter -> Chromgelb
Kübelharz
Harz von Tannen, -> Koniferenharz
L
Lacca
Gummilack, zur Herstellung u. a. von -> Schellack oder -> Kugellack genutzt. Verwendung in Siegellack, Siegelwachs, "lackierten Sachen" (Schedel 1789, S. 588) und Firnissen.
Lachryma, -ae f.
lat. auch lacrima, -ae f. die Träne, hier Harztropfen von -> Drachenblut, Storax oder Gummi -> Elemi
Laminare
lat. ausschlagen. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 28) "ein Metall auf einen Amboß platt und zu einen dünnen Blech schlagen, also lamina auri zu Blech geschlagen Gold, argenti Silber, cupri Kupffer etc."
Lapis Armenus
-> Armenierstein, lt. Hickel auch verwendet für basische Kupfercarbonate (Malachit und Grünspan), arzneiliche Verwendung nach Hickel gesichert
Lapis, -idis
lat. Stein, Mineral
Laudanum
auch Ladanum oder Labdanum, harziger Saft von Blättern von Zitrusgewächsen aus dem Mittelmeerraum. Der klebrige Saft wird nach Schedel 1789, S. 592 f. aus dem Fell von Schafen und Ziegen mit Kämmen gestrichen (ladani de barba, lat. aus dem Bart, aus der Wolle), mit Öl aufgekocht und in portionierten Stücken von 150 und 300 Pfund über Livorno und Venedig gehandelt. Medizinische Anwendung nach Schedel. Nach Brachert Harz der Zistrose, schwarzes wohlriechendes Harz, als Konservierungsmittel in Farben eingesetzt, angeblich auch in Firnissen.
Lavigare
lat. waschen. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 28) "ein Pulver auf den Reib=Stein vermittels von darzu gegossenen Wassers gantz fein und subtil reiben gleich einer Mahler=Farb." Auch unter Zusatz von Spiritus.
Leim
Leim aus Häuten (Hautleim) oder Knochen von Säugetieren (Rind, Ziege, Schaf, Hasen) (Knochenleim) findet sich in Apothekenpreislisten bislang nur selten. Praktisch in jeder Liste ist dagegen die -> Hausenblase vertreten, aus der Fischleim (colla piscium) gewonnen wurde und wird. Nach Schedel 1789 wird "Leim, Gluten" (heute Glutinleim) aus den Ohren der Leder von Ochse und Rind, aber auch aus den Abfällen von Schafleder, auch von Fischen u. a. zubereitet. Frankfurt 1582 kennt Tauriglutinum als Schreinerleim. Die beste Qualität wird nach Schedel aus Lederabfällen hergestellt. Leimsieder und Leimkocher gab es z. B. in Hamburg, wo auch Abfälle beim Transieden ("Grieven" ) verarbeitet wurden. Der beste Leim käme aus England (hell, hart im Brechen, trocken, durchsichtig), eine holländische wird in Wollfabriken verarbeitet. Leim wird von "Tischlern, Ebenisten, Futteralmachern, Buchbindern, Hutmachern, Drechslern, Papierfabriken, Malern und anderen Künstlern und Handwerkern in großer Menge verbraucht".
Leinöl
Aus Leinsamen gepresstes öliges Bindemittel, in der Regel erste Pressung, auch als destilliertes (oleum destillatum) oder gekochtes (coctum, vorpolymerisiertes) Leinöl. Für medizinische Anwendungen auch explizit als frisch gepresstes Leinöl angeboten.
Lentiscus, -i m
lat. auch lentiscanus, der Mastixbaum.
Levis, e
lat. leicht
Lignum, -i n
lat. Holz
Limatus, -a, -um
lat. von limare = abfeilen, mit einer Feile (lima) gefeilt, verwendet z. B. in Verbindung mit Elfenbein (-> Spodium) oder Gold (-> Musivgold)
Linum, -i n
-> Lein, in Verbindung mit Oleum lini, dem -> Leinöl
Liquidus, -a, -um
lat. flüssig, fließend verwendet in Verbindung mit Koniferenharzen
Lithargyrum, -i
-> Glätte
Loth, auch Lot
Medizinalgewicht à 15 g = 4 Quint/Drachme
Lotus, -a, -um
lat. gewaschen
Luteus, -a, -um
lat. gelb
M
Ma(a)ß
In den Frankfurter Taxen verwendetes Hohlmaß z. B. für Weinessig à 54 Unzen = 108 Loth. Abweichend in Schwäbisch Hall 1/4 Maaß = 1 Pfund. Das wären umgerechnet 26 Loth = 390 g. Abweichend soll in Weimar 1674 das Stadt-Maaß "nach dem Kramer=Gewichte 32. Loth uf ein Pfund gewogen werden", anwendbar auf gebrante Wasser/ Oliven/ Baumöhl [Olivenöl]/ Essig/ Malvasier/ Claret und dergleichen". In Mainz 1791 für Leinöl 112 köllnische Maas = 280 Pfund.
Malachitstein
Basisches Kupfercarbonat, auch als -> Armenierstein gelistet. Bei Zedler 1791, 13 als grüne Kupfermineralien beschrieben. Halbedelstein, der auch als Heil- oder Schmuckstein verwendet wird. Bislang ist in den Taxen nur selten eine Verwendung des pulverisierten Malachitsteins als Pigment belegt (fehlerhafte Zuordnung des Armeniersteins).
Malerlack
-> Kugellack, -> Lacca in rotulis
Mandelgummi
-> Kirschgummi
Mantissa, -ae f
lat. die Zugabe, der Gewinn. Selten verwendete Kapitelüberschrift in Sammeltaxen, wohl in dem Sinne, dass man z. B. mit Cinnabar. nativa ein zusätzliches Geschäft machen kann.
Marchasita
lat. ->Wismut
Masculus, -a, -um
lat. männlich, in Verbindung mit hodenförmigen Tropfen besten Weihrauchs verwendet
Mastix
Triterpenharz von Pistazien-Arten (mindestens zwei). Zweite Mastix-Art möglicherweise Pistacia terebinthus (wohl dünnflüssiger, balsamartiger).
 
Mastix wurde nachgewiesen in barocken Glanzlacken, Firnissen etc, in Malfarben (Eitempera im ISIMAT-Projekt, Madonna di Rosano, Tafelgemälde 13. Jh.). Auch in der Antike verwendet (Mumifizierung) (Mitteilung U. Baumer / P. Dietemann).
 
Lit.: Patrick Dietemann, Towards more stable natural resin
varnishes for paintings. The aging of triterpenoid resins and varnishes
, Dissertation Zürich 2003.
Materialium mercator
lat. Bezeichnung für den Materialisten in Schleswig-Holstein 1705
Mediocris
lat. mittelmäßig, von mittlerer Qualität
Medisch
Bezeichnung für eine Herkunft aus dem Gebiet des heutigen Irans
Melanteria
-> Sory
Meliß
lat. auch melitaeum, -a, -um aus oder von der Insel Melita (Dalmatien), verwendet in Verbindung mit -> Zucker. Der sogenannte Melißzucker wird gemäß Meiningen 1681 für die Herstellung der Confecta (z. B. mit Zucker haltbar gemachte Früchte) vorgeschrieben.
Mennige
Nach Schedel 1791, S. 56 aus -> Silberglätte oder Bleikalk (-> Bleioxid) durch Calcinieren (Erhitzen) hergestellt. Dabei muss die Temperaturführung bei mäßigem Feuer kontrolliert werden, da sich die stetig gerührte Masse leicht verflüssigt. Man erhält dann eine gelbe Farbe (Blei(II)-oxid, PbO, vermutlich nicht lichtecht), die als -> Bleigelb verkauft würde. Erhitzt man weiter, so entsteht rotes Mennige (Blei(II,IV)-oxid). Nach Schedel Bezug aus England, dort Chesterfield, Wirckesworth in Derbyshire. Dort gehandelt in Fässern à 9 bis 10 englischen Centnern für 14 ½ bis 16 Schillinge. Auch in Rollhofen nahe Nürnberg hergestellt. Verwendung in der Malerei, für Keramikglasuren und medizinisch als Pflaster.     
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 69.
Mensura
ungeklärtes Hohlmaß
Mineralblau
verbucht unter Berlinerblau
Mineralgelb
-> Kasseler Gelb
Mineralgrün
verbucht unter -> Scheele Grün
Mineralia
in vielen Taxen in der Kapitelüberschrift Metalla, Mineralia et Colores vorkommend. Der lateinische Begriff Mineralia wird in der Regel mit Bergarten übersetzt, eine heute vergessene Bezeichnung für Gesteine und Mineralien. Im Schwedischen wird der Begriff bergart bis heute für Gestein verwendet.
Minium
lat. Mennige
Mistelsaft
Der im März aus den glasig, durchsichtigen Beeren gewonnene klebrige Mistelsaft wurde als Vogelleim (Fangen von Singvögeln) verwendet.
Mistelsaft
-> Viscum
Mistus, -a, -um
lat. gemischt
Misy
in der Antike vermutlich Chalcopyrit (Kupferkies). -> Atramentum luteum, gelbes Atrament, glänzendes Aussehen. Verwechslung mit Chalcanth (gewöhnlicher, auch römischer -> Vitriol). Der Begriff Misy verschwindet laut Hickel in der Mitte des 17. Jhs. aus den Taxen.
Mitisgrün
verbucht unter -> Schweinfurter Grün
Mohnöl
Aus Mohnsamen gepresstes öliges Bindemittel. In der Regel als erste Pressung. Laut U. Baumer / P. Dietemann Nachweis bislang vor allem in französischer Malerei, auch Tubenfarben des 20. Jhs.
Montanus, -a, -um
lat. aus dem Berge, steht z. B. bei Berggrün, Bergblau oder Ocker im Gegensatz zu künstlich gemacht
Mumie
braunes Pigment

Lit.: Georgiana M. Languri, Molecular studies of asphalt, mummy and Kassel earth pigments: their characterisation, identification and effect on the drying of traditional oil paint, Dissertation 2004.
Muschelgold
Mit Honig angeriebenes Goldpulver, auch aus Goldabfällen
Muschelsilber
Mit Honig angeriebenes Silberpulver, auch aus Silberabfällen
Musivgold
Goldimitation aus Zinnsulfid
Musivsilber
Silberimitation aus Zinn-Wismut-Amalgam
Myrrhe
Harz aus dem arabischen Raum. Genutzt in wenigen überlieferten Rezepturen, auch als Fließ- und Netzmittel ebenso wie als Räucherwerk.
N
Nativus, -a, -um
lat. natürlich
Neublau
mit Indigo, Berliner Blau, Smalte oder Blauholz eingefärbte Stärke. Nach Brockhaus 1839 von Barth zu Großenhain 1744 erfunden.
Neugelb
verbucht unter Kasseler Gelb
Neugelb
verbucht unter -> Chromgelb
Neuwieder Grün
verbucht unter Scheeles Grün
Niger, -gra, -grum
lat. schwarz
Nostratis
lat. aus unserer Region
Nußöl
Aus Nüssen gepresstes öliges Bindemittel
Nös(s)el
Hohlmaß, entspricht laut Haushaltungs-Lexicon einem halben Maaß, Quart oder Kanne, "nach Apotheker-Gewicht ein Pfund".
O
Ochra factitia
auch Ochra plumbaria, Cerussa citrina, gelbes Bleioxid, auch Bleimetallmischoxide -> Bleigelb, arzneiliche Verwendung nach Hickel gesichert
Ocker
Als Pigment verwendete gelbe oder rote Farberden. Nach Schedel 1791, S. 140 würden diese aus Blei- und Kupfergruben gewonnen. Rothe Erden würden durch das Brennen (Calcinieren) von gelbem Ocker gewonnen. In Mischung mit blauen Erden erhielte man grüne Erde. Ocker wurden aus England, Frankreich etc. eingeführt, aber auch im sächsischen Erzgebirge oder in besonders guter Qualität in Siena gewonnen. Ocker dienten "Mahlern zum Anstreichen", auch werden Leder (Beutler, Handschuhmacher) damit eingetönt. Ocker dient auch als Poliermittel.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 66 f. und 69 f.
Ofenlack
Wohlriechendes Wachs, das auf den Ofen gestrichen wird, oft mit Herkunft aus Spanien
Ohm(en)
Hohlmaß, entspricht 2 Eymer. In Mainz 1791 1 Ohm = 80 -> Maas
Oleum
lat. Öl. Wir unterscheiden zwischen trocknenden Ölen und Essenzölen (wie Bernsteinöl, Mastixöl etc.)
Oleum Spicae
-> Spiköl
Opopanax
Harz mit Anteilen von etherischen Ölen und Gummen, Verwendung in Goldgründen. Saft der Ginseng Wurzel (Asien, Mongolei, Amerika). Nach Schedel 1791, S. 286 gehandelt in 100 Pfund Stücken über Smyrna, Aleppo, Livorno Marseille und Amsterdam.
Optimus, -a, -um
lat. der Beste
Orlean
gelbroter bis tiefroter Pflanzenfarbstoff. Nach Schedel 1791, S. 162 ff. Import u. a. aus dem Amazonasgebiet. Gehandelt in Klumpen von 2 bis 3 Pfund. Lichtempfindlich, oft verfälscht und gestreckt mit Erden (daher terra indica). Verwendet zum Färben von Wolle oder Seide, auch von Leinwand. Nach Koenig 1839, S. 135 auch in harzhaltigen, goldtonigen Firnissen (Goldfirnis auf Metall).
Orth
ungeklärtes Hohlmaß
P
Pallidus, -a, -um
lat. blass, auch gelb, olivgrün -> Zink
Panax, -cis
lat. auch panacea, im Mittelalter angebliches Allheilmittel gegen alle mögliche Krankheiten -> Opopanax
Papaver, -eris
lat. der Mohn
Papier
In den Taxen selten aufgeführte Ware, dann z. B. in der Menge eines Reiß angeboten
Pariser Blau
verbucht unter Berliner Blau
Pariser Rot
verbucht unter -> Parisrot
Parisrot
Aus Lacca, Waidasche und Alaun hergestellte granatapfelrote Farbe (Tegernseer MS Nr. 66). In Schedel 1789 Zubereitung aus rotem Schellack.
Parvus, -a, -um
lat. klein, gering, etwas Weniges
Pech
Erdpech (Asphalt)- und Harzpecharten (gewonnen durch die Verschwelung von Harzen, Verkokung von Holz, Destillation von Holzteer, oft in unseren Breitengraden oft Koniferenholz. Pech ist schwarz, klebrig und desinfizierend. Nutzung als Klebstoff in archäologischen Funden nachgewiesen, als Bindemittel ungeeignet. Der dünnflüssigere Teer wird nicht erfasst.
Pellucidus, -a, -um
-> perlucidus
Penidus, -a, -um
Lat. gewundener, benutzt in Verbindung mit -> Zucker
Perdix, -dicic
lat. das Rebhuhn, verwendet in Verbindung mit der Malerfeder ([taxa] perdicis plumarum)
Perlucidus, -a, -um
lat. durchsichtig, durchscheinend
Perubalsam
-> Balsam
Pflanzenschwarz
-> Spodium
Pflaumengummi
-> Kirschgummi
Pfund
Apothekenpfund. Medizinalgewicht à 360 g = 12 Unzen = 24 Loth = 360 g. Im Handkauf in der Regel als Krämer- oder Civilpfund à 480 g = 16 Unzen = 32 Loth. Nach Haushaltungs-Lexicon gibt es neben dem Kramerpfund auch ein Fleischerpfund (schwerer als das Kramerpfund).
Pickelgrün
von Johann Georg Pickel entwickeltes Grün, verbucht unter Schweinfurter Grün
Piepe
Hohlmaß z. B. für Öl (Hamburg 1791) à 820 Pfund
Piscis
lat. Fisch
Pix
lat. -> Pech
Plattlack oder Klumpenlack
Im Feuer geschmolzener und zu Kuchen geformter -> Schellack. Beide Begriffe aus Schedel, bislang in Taxen nicht nachgewiesen.
Plumarius, -a, -um
lat. flaumig. Verwendung in Sachsen 1580 in Verbindung mit ochra factitia und -> Bleigelb.
Plumbago
-> Graphit
Plumbum
lat. Blei
Potior
lat. vorzüglich
Pottasche
Aus Holzasche gewonnenes Kaliumcarbonat, genutzt zur Verlackung von Farbstoffen, auch in der Alkoholtrocknung und bei der Herstellung von Schießpulver. Nach Schedel 1789, S, 791 f. und Schedel 1791, S. 300 f. aus der Asche von Birken, Rot- und Hainbuchen, Weiden, Erlen, Eschen etc. durch Einweichen in Wasser, Auslaugen mit heißem Wasser oder Alkalien, dann Eindampfen und in Öfen Calcinieren gewonnene wichtige Grundchemikalie, die in großen Mengen in der Färberei, beim Leinwandbleichen und den oben genannten Anwendungen zum Einsatz kam. Wiederholte Reinigung durch Umkristallisieren. In den Taxen als cinis clavellatus, d. h. als nagel- oder nadelförmige Asche gelistet. Gehandelt aus Holland, Flandern, Irland, aber auch aus/über Danzig aus Polen und Russland.
Praeparatus, -a, -um
von lat. praeparare = zubereiten. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 35) "die Sachen fein auf den Marmor=Stein reiben". Ein Präparatum ist "dasjenige nemlich, [...] so auf den Reib=Stein mit zugeschütteten Wasser [auch Spiritus] zum feinen Pulver zerrieben." Eine zweite Wortbedeutung in der Apotheke ist eine nach aus Simplicien (einfachen Stoffen) verfertigte Zutat zu einer Rezeptur.
Praestantior
lat. von vorzüglicher Qualität, noch besser
Preis variiert
Die Warenlisten enthalten (sofern gegeben) eine Spalte, in denen durch ein Häkchen all die Waren markiert sind, die im Preis "fallen oder steigen" können.
Pugullus, -i m
lat. auch pugillus, -i m, so viel als man mit einer Faust fassen kann, eine Handvoll. Letzteres häufiges Apothekermaß.
Pulverisare
lat. nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 35) "etwas hartes in einen Mörser fein stossen oder reiben", ein -> pulvis herstellen, "ein trockne gantz fein zerstossene und geriebene, auch durch ein Sieb geschlagene" Ware.
Pulvis, -eris m.
lat. das feine Pulver, Staub, siehe auch -> pulverisare
Purgatus, -a, -um
lat. von purgare, reinigend, auch heilend. Im Deutschen purgierende Wirkstoffe, die den Magendarmtrakt reinigen. Verwendet im Zusammenhang mit Aloe
Purificatus, -a, -um
lat. von purificare = reinigen. In den Taxen nur in Verbindung mit der Reinigung von Koniferenharzen benutzt. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 35) "die Unsauberkeiten von einen Cörper absonderen", hier wahrscheinlich das händische Entfernen von im harzigen Ausfluss klebenden Rindenbestandteilen oder Insekten.
Purpureus, -a, -um
lat. purpurfarben von schwärzlich über dunkelrot, dunkelbraun bis hin zu violett
Q
Quardell
Hohlmaß für z. B. Fischtran. In Mainz 1791 1 Quardell = 176 köllnische Maas, oder 440 Pfund.
Quart(ier(lein))
ungeklärtes Hohlmaß
Quint
auch Drachme, Medizinalgewicht à 3,73 g = 3 Scrupel
R
Radix
lat. Wurzel
Rasura
Lat. geschabt oder geraspelt. Nach Schedel 1791, S. 328 in Apotheken und Materialhandlungen geschabte und geraspelte Artikel (Bernstein, Elfenbein u. a.). Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 28) abgefeiltes Horn oder Knochen.
Rauschgelb
-> Realgar
Realgar
Rotes, hochgiftiges Arsensulfid-Pigment (As4S4), auch Rauschgelb, roter Hüttenrauch. Wird nach Schedel 1791, S. 333 wie Auripigment aus Schwefel und Hüttenrauch künstlich hergestellt. Im Gegensatz zu Auripigment entstünde Realgar nicht durch Sublimation, sondern durch Destilirung. Für tiefrote Formen solle das Verhältnis Schwefel zu Hüttenrauch 1:1 sein. Verwendung in Öl- wie Wasserfarben. Bezug aus sächsischen, böhmischen und anderen Hüttenwerken.
Rectificatus, -a, um
lat. durch Destillation gewonnen. Durch ein-/mehrfache Destillation Unter Wärme Abtrennung und Kondensation flüchtiger Bestandteile. Zurückbleiben fester oder in Wasser löslicher Bestandteile (Verunreinigungen) im Destillationskolben. In den Taxen verwendet im Zusammenhang mit -> Venezianer Terpentin und -> Spiritus.
Redolens
Lat. einen Geruch verbreitend, auch duftend, in Verbindung mit Teer (pix).
Reiß
-> Rieß
Relativpreis
Mehr- oder Minderfaches des Preises von -> Grünspan. Rein rechnerisch wird der Preis einer Ware pro Gramm geteilt durch den Preis von Grünspan pro Gramm, größenlose Angabe, auch z. B. 8faches von Grünspan
Resina, -ae f.
lat. das -> Harz
Riess
, auch Reiß. Nach Haushaltungs=Lexicon enthält bei Büchern 1 Rieß 20 Buch Papier.
Risigalli
-> Realgar
Rochus, -a, -um
lat. im Brocken (häufig in Verbindung mit römischem Alaun)
Rohlack
Von den Zweigen abgeschlagener, körniger (in -> granis) Gummilack (-> Lacca)
Romanus, -a, -um
aus Rom, römisch, in Verbindung mit Vitriol (vitriolum romanum) mgf. auch im Sinne von italienisch
Roter Farblack
Intensiv roter Farblack häufig auf der Basis von -> Krapp (dann Krapplack) oder -> Brasilholz
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 71.
Rotholz
verbucht unter Brasilholz
Rotulus, -a, -um
lat. rad- oder scheibenförmig, in Verbindung mit -> Kugellack (Lacca in rotulis) verwendet
Ruber, -bra, -brum
lat. rot, aber auch braun
Rubigo, -inis f
auch robigo, in den Taxen verwendet im Sinne von Rost in Verbindung mit Eisen (Eisenfarbe) oder im Sinne von Zersetzungsprodukten bei Blei (Schieferweiß)
Ruß
Glanzruß und Flatterruß, mit Öl angerieben als Rußschwarz. Schlechte Trocknungseigenschaften
Rösellack
Aus Schellack (Schedel 1789) oder Brasilholz (Liber Illuministarum, Brachert) hergestellter roséroter Farbton
Rötel
Eisenhaltiges, weiches, rotes Gestein. Verwendet als Zeichenstift
S
Saflor
Aus den Blütendolden des unechten Safrans (Carthami tinctorius, Färberdistel) gewonnener gelber-roter Farbstoff (Carthamin). Aus den Samen wird Safloröl gewonnen (Distelöl). Nach Haushaltungs-Lexicon wird der wilde Saffran (=Safflor) im Elsaß, in Thüringen und Böhmen angebaut. In Straßburg 1760 wird Safflor als Safran batard (bâtard, franz. Bastard), also als gemeiner Safran bezeichnet.
Safran
Der gelbe Farbstoff Safran wird aus den Blütenfäden von Krokusblüten gewonnen. Der lichtinstabile Farbstoff ist bislang schwierig nachzuweisen.
Saftgrün
Aus reifen, schwarzen -> Kreuzdornbeeren gewonnener gelblich-grüner Saft. Nach Schedel 1789, S. 110 werden die Beeren gepresst und der Saft unter erhöhter Temperatur und unter Zusatz von Alaun eingedickt. Das Saftgrün wird in Schweins- oder Rindsblasen abgefüllt. Auf Grund der hohen Lichtempfindlichkeit selten in der Malerei verwendet. Verwendung durch Maler, Färber (Saffranfärben).
Sagapenum
Weiches, orangenes und durchsichtiges Gummi, gehandelt über Venedig und Livorno. Sagapenum in sortis ist dunkelbraun und von schlechter Qualität, vertrieben in blauen Tüchern (Krünitz). Gewonnen aus Ferula persica laut Dieter Lehmann: Zwei wundärztliche Rezeptbücher des 15. Jahrhunderts vom Oberrhein. Teil I: Text und Glossar. Horst Wellm, Pattensen/Han. 1985, jetzt bei Königshausen & Neumann, Würzburg (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 34), ISBN 3-921456-63-0, S. 254.
 
Laut https://artechne.hum.uu.nl/node/81564 verwendet als Klebemittel/Netzmittel für Blattmetalle.
Sammeltaxe
nach Blüten, Wurzeln, Mineralien etc. geordnete Preisliste
Sandarak
Sandarakgummi oder Wacholdergummi wird in den Taxen immer wieder als Ausgangsstoff für Firnisse genannt. Es wird von dem arabischem Sandarakbaum (Tetraclinis articulata?) bzw. möglichenfalls auch von heimischen Wacholderarten (Juniperus) gesammelt. Wichtigste Komponente in barocken Glanzlacken (Mitteilung U. Baumer / P. Dietemann), auch als Räucherwerk genutzt.

Lit.: Gundel Steigenberger und Christoph Herm, Natural resins and balsams from an eighteenth-century pharmaceutical collection analysed by gas chromatography/mass spectrometry, in: Anal. Bioanal. Chem. (2011) 401:1771-1784 DOI 10.1007/s00216-011-5169-y
Sandelholz
Auszug aus rotem Sandelholz (pterocarpus santalinus), als Farbstoff in roten Lacken nachgewiesen
 
Lit.: Ursula Baumer, Irene Fiedler, Simone Bretz, Hans-Jörg Ranz, Patrick Dietemann, Decorative reverse painted glass objects from the fourteenth to twentieth centuries - an overview of the binding media, IIC Preprints Vienna Congress, Studies in Conservation, Supplement 1, Volume 57, 2012, S. S9-S18.
 
Sappanholz
Der aus dem rote Kernholz (Rotholz) von Sappanholz (Caesalpinia sappan) gewonnene Beizenfarbstoff (Zusatz von ->Alaun) wurde u. a. zum Färben von Textilien genutzt. Dabei verfärbt sich der gelb bis orange Naturfarbstoff Brasilin, der in hohen Konzentrationen im Sappanholz vorhanden ist, durch Oxidation ins Dunkelrote. Brasilin wurde erstmalig 1808 aus -> Brasilholz isoliert. Sappanholz, in Preiscourants immer wieder vertreten, wurde von Asien nach Europa exportiert. Schedel 1789, S. 142 kennt Sapanholz aus Siam als mindere Qualität von -> Brasilholz.
Sarcocolla
-> Fleischleim
Sativus, -a, -um
lat. gesät, gepflanzt, hier in Verbindung mit Safran (crocus) im Sinne von angepflanzt
Scatula, -ae f.
lat. Schachtel
Scheele Grün
Erstes synthetisches Kupfer-Arsen-Grünpigment. 1778 von dem Schweden Carl August Scheele erstmalig hergestellt.
Schellack
Nach Schedel 1789, S. 587 auch Schaalenlack oder Scheibenlack. Hergestellt aus dem von den Zweigen (in baculis, -> Stocklack) abgeschlagenen (in granis, -> Rohlack) und in Tafeln gegossenen (in tabulis, -> Plattlack, auch Klumpenlack) ->Gummilack (-> Lacca). Schellack wird als Bindemittel eingesetzt. Da schwer zu entfärben, auch als Farbstoff in (Gold)Lacken.
Schieferweiß
auch Schifferweiß. Laut Schedel 1791, S. 481 aus dünn ausgezogenen Bleiblechen und Essig hergestelltes Bleiweiß. Gilt als beste Qualität, nicht mit Kreide gestreckt. Wird mit Wasser angeteigt, dann in Formen gegossen. Von Malern, Tünchern (Mannheim 1765) wie für pharmazeutische Produkte verwendet.
Schistos, -a, -on
lat. spaltbar, gespalten (z. B. zur Beschreibung von Braunstein)
Schmack
-> Sumach
Schmirgel
Schleifmittel aus Aluminiumoxiden
Schokolade
Als Alltagsware aufgenommener Artikel, an der auch die Preisrelationen deutlich werden. Es wird kein Anspruch auf vollständige Erfassung erhoben, da zu späterem Zeitpunkt aufgenommen (kein Terminus ante oder post quem möglich!).
Schreckstein
als malachithaltiger Stein beschrieben bei Zedler 1791, S. 303. Aus Schreckstein soll künstliches -> Bergblau hergestellt worden sein. Vorkommen in Kupfer- und Silberbergwerken u. a. in Tirol und Württemberg
Schwefelsäure
Bei der thermischen Zersetzung von Vitriolen (Vitriolverfahren) gewonnen (bis ca. 1870 gängiges Verfahren).
Schweinfurter Grün
Synthetisches Kupfer-Arsen-Grünpigment von intensivem Smaragdgrün. Nach Materialarchiv erstmalig zwischen 1804 und 1814 durch die Farbenfabrik Sattler in Schweinfurt hergestellt.
Schüttgelb
Gelber Farbstoff aus Färberdistel (-> Saflor) und anderen Pflanzen. Nach Zedler 1791, S. 508 Herstellung aus Curcuma und Alaun, Niederschlagen des Farbstoffs auf Kreide.
Scobs
vermutlich von lat. scopo, -avi, -are mit dem Besen ausfegen. In Verbindung mit Eboris scobs die in einer Kiste/ Schublade vorhandenen und mit dem Besen ausgefegten Reste an Elfenbein (Frankfurt 1656).
Scoria aeris
Kupferschlacke, Kupferoxid(e), auch silikathaltig und mit Eisenverbindungen, arzneiliche Verwendung nach Hickel gesichert
Scoria, -ae f.
lat. Schlacke, ursprünglich auch andere Hüttenprodukte
Scriptorium
lat. für den Schreiber
Scrupel
Medizinalgewicht à 1,242 g = 20 Gran
Seife
Als Netzmittel eingesetzt, in Form von Wachsseifen als Bindemittel. Die Erfassung von Seife im digitalen Malkasten ist lückenhaft, eine Nachbearbeitung ist notwendig. Nach Haushaltungs-Lexicon gab es schwarze und weiße Seife. Die schwarze wird aus Unschlitt (Talg), die weiße in Spanien und Italien aus Öl, in Holland und Skandinavien aus Tran gemacht. Die beste Qualität - auch mit Duftstoffen - kommt aus Venedig und aus Spanien.

Lit.: Schedel 1791, S. 561
Semniceus, -a, -um
Lat. möglichenfalls aus dem Gebiet zwischen Elbe und Oder (semnones) kommend (Schlesien, Mark Brandenburg und östliches Sachsen).
Sepia
Schulp des Tintenfischs. Aufgemahlen Mittel für Grundierungen, als Zusatz bei der Verkochung von Ölen und als Schleifhilfe genutzt.

Lit.: Brachert
Serapinum
-> Sagapenum
Siegellack
-> Siegelwachs
Siegelwachs
Mit ->Mennige, ->Zinnober, ->Grünspan oder Pflanzenschwarz (-> Spodium) gefärbte Wachse, auch Harzzugaben üblich. Für Siegel, als Isoliermasse oder als Klebekitt verwendet
Signatorius, -a, -um
lat. im Sinne von zum Siegeln verwendet, vom signator (Untersiegler) verwendet
Silberglätte
-> Glätte
Silberkieß
lat. marchasita argenti. Derzeit unter -> Wismut zugeordnet.
Silvestris, -i
lat. im Wald wachsend, wild wachsend
Simplex, -icis
lat. einfach, unvermischt, natürlich
Smalte
als blaues Pigment verwendetes kobalthaltiges Calciumsilikat. Nach Schedel 1789, S. 111 u. a. künstliche Herstellung bei Schneeberg in Meissen. Alleine "im Meissischen" fanden sich vier Blaufarbenwerke. Der Handel mit Kobalt war streng überwacht. Verpackungseinheiten für Smalte in Fässern zu ein, zwei und drei Centnern. Sächsische Smalte wurde über Holland (Amsterdam, Rotterdam) bis nach England gehandelt, jährlich einige Tausend Centner. Wasser- und lichtechtes Blaupigment, Verwendung in Wasser- wie Leimfarben, bei der Porzellan- und Fayanceherstellung. Konkurrierende Hersteller in Böhmen (gehandelt über Leipzig), Schlesien, Österreich, in Saalfeld, im Harz, zu Gengenbach etc.. Gehandelt wurden zahlreiche Farbnuancen, zur Markierung der Fässer detailliert siehe Schedel.
Smiris
-> Schmirgel
Sorte, auch in sorte
lat. verwendet z. B. in Verbindung mit von Rindenteilen verunreinigtem -> Weihrauch, auch billigem -> Mastix oder -> Storax. Auch gemein, einfache Qualität
Sory
-> Atramentum (metallicum) griseum, grau Atrament, ebenso wie Misy und Melanteria Verwitterungsstufen von schwefelhaltigem Eisen-, Zink- und Kupferkies (z. B. im Rammelsberg).
Spanisch Weiß
verbucht unter -> Zinnweiß
Spiegelruß
Nach Schedel 1791, S. 613 Ruß von Eichenholz
Spießglas
auch (Grau)Spießglanz, Stibium. Bergmännische Bezeichnung für Antimon(III)-sulfid Sb2S3 (Stibnit). Das bleigraue Mineral (im Strich verwechselbar mit Blei oder Graphit) wurde für vielerlei pharmazeutische Anwendungen, in Schminckpulvern, im Letternguss (Buchdruck) , in Architekturfassungen, in der Möbel- wie der Tafelmalerei eingesetzt. Verwendung als Antimonschwarz vermutlich eher selten. Nach Schedel 1791 Förderung in u. a. Ungarn, Siebenbürgen, Polen (Handel über Danzig), der Region um Bayreuth und der Bretagne. Vorkommen oft vergesellschaftet mit anderen Sulfiden wie -> Zinnober oder Arsensulfiden (->Auripigment, ->Realgar). Das rohe Spießglas (Antimonium crudum) wird durch Erhitzen direkt aus dem Erz gewonnen, erneutes Calcinieren unter Absonderung von Schwefelanteilen ergibt das in verschiedenen Farben entstehende Vitrum antimonii (bislang nicht erfasst).
Spina, -ae f
lat. der Dorn
Spiritus
andere Bezeichnung für Alkohol oder Ethanol C2H5OH. Gewonnen aus der ein- oder mehrfachen Destillation von Branntwein (Brennen von Wein, Weinbrand, Schnaps). Hergestellt in weinreichen Gegenden wie Frankreich, den Niederlanden im Rahmen dort gängiger Produktveredelung, auch in Deutschland (z. B. aus Kartoffeln). Eingesetzt in flüssigen Medikamenten oder als Desinfektionsmittel, aber auch als Lösemittel.
Spodium, -ii n.
lat. Asche, auch Metallasche, Ofenbruch. In den Taxen verwendete lateinische Sammelbegriff für -> Beinweiß und -> Beinschwarz. Beide entstehen bei der Veraschung mit oder ohne Luftzutritt von Elfenbein oder anderem Knochenmaterial.
Spurius, -a, -um
lat. im Sinne von verunreinigt (z. B. bei ->Sandelholz)
Squama, -ae f.
lat. die Schuppe, z. B. in Verbindung mit Squama Aeris
Squameus, -a, -um
lat. schuppig
Stibium
-> Spießglas
Stocklack
an den Enden von Zweigen (in ->baculis) anhaftender ungereinigter, roher ->Gummilack (-> Lacca). Stocklack ist rot, in schlechten Qualitäten bis hin zu schwarz.
Stop
auch Sto(o)f, Flüssigkeitsmaß . 1 Stop entspricht je nach Stadt rund 1,4 l (hier Wismar 1741).
Streusand
Feiner Sand zum Löschen von Tinte. Schedel 1791, S. 663 nennt verschiedene Quellen und Farben: Aus Italien braunen Streusand mit Goldglanz, schwarzen mit Silberglanz, grünen u. a., aus Nürnberg Elfenbein- oder Knochenpulver oder aus Meißen einen gepulverten blauen Stein mit eingesprengtem Goldglanz (mgf. Ultramarinasche). Bisher nur wenige Nachweise in den Taxen.
Subtilis, -i
lat. fein, zart, dünn (im Gegensatz zu ->crassus). Selten genutzt, hier in Verbindung mit Therebinthina subtilioris, also feineres Terpentin im Gegensatz zu Therebinthina communis, dem gewöhnlichen (Augsburg 1684).
Suc(c)inum, -i n.
lat. der Bernstein, auch zu Schmuck verarbeiteter Bernstein
Succotrina
lat. Herkunftsbezeichnung für Aloe (durch die Taxen gesicherte Herkunft) aus der Inselgruppe Sukotra im heutigen Jemen. Auf heute dort zu findende Drachenblutbäume und die Gewinnung von Weihrauch (Teil des Weltkulturerbes) kann nicht aus den Taxen geschlossen: Sukotra findet in den Einträgen zu Drachenblut und Weihrauch keine Erwähnung.
Suecicus, -a, -um
lat., möglichenfalls ist suebicus (suebisch) gemeint. Suebisch bezieht sich auf die, entlang der Ostsee lebende Volksgruppe der Sueben. Selten verwendet in Verbindung mit grünen Vitriolen (Frankfurt 1668 und 1710).
Sumach
Ein Färberkraut, das aus der Sumach-Pflanze (Rhus coriaria), auch Gerber-Sumach, gewonnen wird. Erwähnt in u. a. Jever/Zerbst 1726, Frankfurt 1775 und Hamburg 1791. Laut Schedel 1791, S. 673 verwendet von Färbern, Gerbern und Korduanbereitern(?), auch als Gewürz und Adstringens in der Medizin verwendet. Hoher Tannin-Gehalt. Das Kraut wird zerhackt und getrocknet, das beste sei von grüner Farbe. Wird in großen Mengen aus Zypern, Sizilien, Spanien und Portugal eingeführt in Gebinden von 100 Pfund. Der aus Sizilien sei 20% teurer als anderer. Erst zu späterer Zeit des Projektverlaufes aufgenommen, keine vollständige Erfassung, verbucht unter Färberkraut!
Surculus, i m.
lat. junger Zweig, Trieb, in Verbindung mit -> Stocklack verwendet
s.
lat. seu oder sive, beides dt. oder
T
Tabak
Als Alltagsware aufgenommener Artikel, an der auch die Preisrelationen deutlich werden. Es wird kein Anspruch auf vollständige Erfassung erhoben, da zu späterem Zeitpunkt aufgenommen (kein Terminus ante oder post quem möglich!).
Tabula, -ae f.
lat. das Brett, auch von tabella, -ae f. als Täfelchen. Häufig vorkommend als in tabulis, auch in tabellis im Sinne von flach ausgegossenem Material, in einer Schicht. Verwendet in Verbindung mit Schellack, Indigo oder Drachenblut.
Talkum
Aus Speckstein gewonnenes Magnesiumsilikatpulver, das gegen das Verkleben von Harzstücken (z. B. Weihrauch, Mastix) aufgestreut wird. Leicht aufzumahlen, unlöslich in Wasser, in verdünnten Säuren oder Basen sowie organischen Lösemitteln. Auch als Trennmittel bei Metallgüssen, Zuschlag zu Mörtel, als Polier- und Mattierungsmittel.
Taurus, -i m
lat. Ochse, Stier, auch Rind (in tauriglutinum, -> (Knochen)Leim oder Hautleim)
Taxa, -ae f.
lat. der Preis
Tenuis, -e
lat. fein, zart, im Gegensatz zu -> crassus, lat. dick, grob, verwendet in Verbindung mit Kupferhammerschlag, -> squama aeris
Terebinthina
lat. ->Terpentin
Terpentin
Wird bei der Destillation von Koniferenharz gewonnen. Die Taxen kennen Terpentin von bester Qualität (Pistazienharz, Chios, Cypern), mittlerer Qualität (Lärchenharz) und schlechtester (Tanne, Fichte, Kiefer). Terpentin kann als Lösemittel (Monoterpene, Destillat) wie auch als Harz (Diterpene) gesehen werden.
 
Lit.: Patrick Dietemann, Katharina v. Miller, Charlotte Höpker, Ursula Baumer, On the use and differentiation of resins from Pinaceae species in European artworks based on written sources, reconstructions and analysis, Studies in Conservation, 2019, 64:sup1, S62-S73.
Terpentingeist
In den Taxen verwendeter Begriff für mit -> Spiritus versetztes -> Terpentin oder -> Terpentinöl.
Terpentinöl
Der Begriff Terpentinöl wird häufig synonym mit -> Terpentin benutzt. Häufigstes Lösemittel, nachgewiesen in barocken Glanzlacken. Der bei der Destillation von -> Koniferenharzen verbleibende Rückstand ist -> Colophonium.

Lit.: Gundel Steigenberger und Christoph Herm, Natural resins and balsams from an eighteenth-century pharmaceutical collection analysed by gas chromatography/mass spectrometry, in: Anal. Bioanal. Chem. (2011) 401:1771-1784.
Terra, -ae f.
lat. Erde
Teufelsdreck
Harz aus der Wurzel von Ferula asa foetida aus dem Iran oder Afghanistan. Als Klebemittel für Goldgründe.  
Thus, -ris n.
lat. -> der Weihrauch, auch das Weihrauchkorn
Tierische Kreide
-> Kreide
Tinte
-> Atrament. Eine Abgrenzung der Begriffe Tinte, Tusche und Atrament ist ausstehend.
Tournesol
Mit -> Cochenille gefärbte Leinwandstückchen, zum Schmincken, auch als Lebensmittelfarbe verwendet.
 
Lit: Christoph Krekel, Chemische und kulturhistorische Untersuchungen des Buchmalereifarbstoffs folium und weiterer Inhaltsstoffe aus Chrozophora tinctoria und Mercurialis perennis, Dissertation 1996
Tragaeus, -a, -um
lat. im Georges nicht nachweisbar. Nach Münster 1749 (Dispensatorio I, S. 35) etwas grob stoßen, im Gegensatz zu pulverisatus = fein zerstossen und gerieben, siehe -> pulverisare.
Tragant
Aus dem im Mittelmeerraum wachsenden Bocksdorn und Arten von Astragalus gewonnenes Gummi unterschiedlicher Qualitäten. Genutzt als Bindemittel, auch mit -> Gummi arabicum und Kernobstgummen (z. B. -> Kirschgummi) in der Buchmalerei, auch als Netzmittel und Räucherwerk.
 
Lit.: Anna Lluveras-Tenorio, Joy Mazurek, Annalaura Restivo, Maria Perla Colombini and Ilaria Bonaduce, Analysis of plant gums and saccharide materials in paint samples: comparison of GC-MS analytical procedures and databases, in: Chemistry Central Journal 2012, 6:115 sowie zur Nutzung von Tragant in historischen Wasserfarben siehe Bronwyn A. Ormsby, Joyce H. Townsend, Brian W. Singer & John R. Dean (2005), British Watercolour Cakes from the Eighteenth to the Early Twentieth Century, in: Studies in Conservation, 50:1, 45-66, DOI: 10.1179/sic.2005.50.1.45
Trippel
Gesteinsmehl zum Schleifen
Turcicus, -a, -um
lat. türkisch
Tusche
pigmentierte -> Tinte
U
Ultramarin
Aus dem Ultramaringestein gewonnenes Blaupigment. Sehr hartes Gestein, Aufarbeitung und vor allem Reinigung aufwendig. Wird deshalb auch immer bei den Pulvern angeboten, da der Apotheke das Werkzeug und Wissen zur Zerkleinerung hatte, siehe auch unter -> Bergblau.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier S. 75 ff. und Andreas Burmester und Christoph Krekel, „The Relationship between Albrecht Dürer’s Palette and Fifteenth/Sixteenth-Century Pharmacy Price Lists. The Use of Azurite and Ultramarine”, in: Ashok Roy und Perry Smith (Hrsg.), Painting Techniques. History, Materials and Studio Practice, London 1998, S. 101–105 (Burmester Krekel Dublin 1998).
Umbra
braunes Farbmittel
Ungaricus, -a, -um
lat. ungarisch
Unicornum, -i n
lat. das ->Einhorn
Unze
Medizinalgewicht à circa 30 g = 2 Loth
Ustus, -a, -um
lat. gebrannt
V
Vanille
Als Alltagsware aufgenommener Artikel, an der auch die Preisrelationen deutlich werden. Es wird kein Anspruch auf vollständige Erfassung erhoben, da zu späterem Zeitpunkt aufgenommen (kein Terminus ante oder post quem möglich!).
Venetus, -a, -um
lat. venedisch
Venezianer Terpentin
Aus frischem Lärchenharz gewonnenes Terpentin. Der Zusatz Venedisch könnte auf den Handel mit Chiosterpentin (→Mastix, siehe Zerbst 1726) oder Cyprischen Terpentin hinweisen.
Verjus
-> Essig
Vernis
lat. Firnis
Vernix
lat. Firnis
Verus, -a, -um
lat. echt
Vide
lat. siehe
Vilius, -a, -um
lat. von schlechter, geringerer Qualität
Viride montanum
auch Chrysocolla nativa, Diphryges, -> Berggrün, arzneiliche Verwendung nach Hickel gesichert
Viridis, -e
lat. grün
Viscum, -i n.
Lat. die Mistel, auch der aus Mistelsaft bereitete Vogelleim, die Leimrute. Viscus aucuparius ist dann der zum Vogelfang geeignete Mistelsaft.
Visitatation
Apothekenbeschau
Vitriol
Verschiedenfarbige Metallsulfate unterschiedlicher Zusammensetzung von glasartigem Aussehen. Grüne Eisensulfate (hochwertig aus Rom, auch mgf. Italien im weiteren Sinn, enthält Cu-sulfate und eisenhaltigen Alaun), weiße Eisensulfate (Augstein, "gemeiner" Tropfvitriol aus Goslar, dort Rammelsberger Vorkommen mit Beimengungen von Zn-, Al-, Mg- und Mn-Salzen) oder blaue Kupfersulfate (natürlich aus Ungarn, ab dem 17. Jh. aus Cypern). Abgrenzungen der grünen von den blauen Vitriolen in den Taxen fließend. Alle Vitriole sind Verwitterungsstufen von Metallsulfiden (Eisen, Kupfer oder Zink). Kupfervitriole wurden auch künstlich aus Kupfer und Schwefel hergestellt, im zweiten Schritt Auslaugen der Sulfate mit Wasser. Vitriole wurden zur Herstellung von Farben und Zeichenmitteln (Eisengallustinten), auch beim Schwarzfärben von Stoffen, beim Beizen, bei der Herstellung von -> Caput mortuum durch das Brennen von Vitriol und als Ätzmittel beim Radieren genutzt.
 
Christoph Krekel, Andreas Burmester und Ursula Haller, Kurzmitteilungen aus dem Münchner Taxenprojekt: Vitriol, in Restauro 111, Heft 8 (2005), S. 562-565 (Krekel_Burmester_Haller_Vitriol_2005).
Vogelleim
-> Mistelsaft
Vulgaris, -e
lat. gewöhnlich, für Jeden zu haben
W
Wacholdergummi
-> Sandarak
Wachs
Die Taxen kennen weiße, gelbe, grüne, rote und schwarze Wachse, gebleicht oder gewaschen, siehe auch -> Siegelwachs. Sie wurden als Binde- und Klebemittel eingesetzt, auch Verschluss von Gefäßen oder für Kerzen.
Waid
Aus den Blättern des Färberwaid (Isatis tinctoria) durch Fermentation hergestelltes Blau. Wird durch Indigo verdrängt. Bislang seltene, zudem unsichere Nachweise, darunter auf Altkölner Malerei. Nach Haushaltungs-Lexicon kommt der beste Waid aus Thüringen, dem Geldern, dem Jülicher Land sowie aus Frankreich. Die Erfassung von Isatis tinctoria wurde erst in einem späteren Stadium des Projektes aufgenommen, eine Nachbearbeitung ist notwendig.
Waidasche
-> Pottasche
Waldrauch
lt. Schedel 1791, S. 792 in Ameisenhaufen unter Tannen, Fichten und Kiefern zu findendes Harz oder Gummi, das als Ersatz für Weihrauch diente.
Waschblau
verbucht unter Berliner Blau
Weihrauch
Gummiharz der in Arabien und Somalia heimischen Boswella-Arten. Enthält Triterpene, aber auch Polysaccharide. Kennzeichnend sind vor allem Boswellinsäuren. Bislang Nachweise in archäologischen Funden, ansonsten Verwendung als Räucherwerk.

Lit.: Ursula Baumer, Patrick Dietemann, Irene Fiedler, Susanne Greiff, Friederike Moll-Dau, Huang Jiaojuan, Weihrauch als Klebematerial in einem chinesischen Grab der Tang-Zeit, in: Archäometrie und Denkmalpflege, Jahrestagung im Bergbaumuseum Bochum, 15.-17. September 2010, S. 206-208 und als populärwissenschaftliche, reich bebilderte Einführung Christine Fuchs und Caroline Maxelon, Räuchern mit Weihrauch und heimischen Harzen. Mythos, Duft, Wirkung, Stuttgart 2018.
Weingeist
-> Spiritus
Wiener Lack
verbucht unter Kugellack
Wismut
Halbmetall, das aufgerieben als silbrig-graue Tusche verwendet werden kann. Auch seltene Verwendung als Wismutweiß im 17. Jh. belegt (de Mayerne Manuskript). Verwendung als Pulver auch in der Wismutmalerei. Nach Haushaltungs-Lexicon auch Zusatz zu Härten von Zinn. Vermischt mit ->Spießglas zum Gießen von Lettern für den Buchdruck. Blaue Glasur auf Keramik.
Z
Zaffer
-> Smalte
Zinnfolie
-> Stanniol
Zinnober
Natürliches oder synthetisches rotes Pigment (Quecksilbersulfid), laut Haushaltungs-Lexicon Vorkommen in Armenien, Marburg in Hessen, in ungarischen Goldgruben und Kärnten.
 
Lit.: Andreas Burmester und Christoph Krekel, Von Dürers Farben, S. 54 – 101, in: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, G. Goldberg, B. Heimberg und M. Schawe (Hrsg.), München 1998 (Duerer_Pigmente_1998), hier  S. 68 f. sowie Laura Resenberg, „Das Pigment Zinnober in deutschsprachigen Quellen von 1500 bis 1900“, Diplomarbeit Technische Universität München 2004; in Buchfassung als Laura Resenberg, Zinnober – zurück zu den Quellen, herausgegeben von Erwin Emmerling und Andreas Burmester, 115 S., München 2005. Dort Andreas Burmester, Ursula Haller und Christoph Krekel, Zinnober im Spiegel von Apothekenpreislisten, in: Laura Resenberg 2005 op .cit., hier S. 7 – 11 (Burmester Zinnober 2005).
Zinnweiß
weißes Zinnoxid
Zitronengelb
verbucht unter Chromgelb
Zubehör
Unter dem Begriff sammelt sich alles, was für uns wichtig ist, was aber keinen Platz mehr im Malkasten findet: Pinseln, Malmuscheln, Stahlfedern, Bleistifte, Farbkästchen ... Futterale und zu guter Letzt, eine Camera Obscura.
Zucker
Zucker fand in der Apotheke breite Anwendung für die Herstellung von Pillen, Säften etc. Dabei sollte der Zucker nicht schlechter sein als die Qualitäten Canari und Melis, als zu schlecht für eine pharmazeutische Anwendung galt der Thomas Zucker. Zucker wurde mit Sicherheit auch als Alltagsware im Handkauf abgegeben. Es wird kein Anspruch auf vollständige Erfassung erhoben, da zu späterem Zeitpunkt aufgenommen.
Zwischgold
mit Silberfolie aufgedoppelte, zum Blatt ausgeschlagene Goldfolie. Angeboten als Blatt und als Buch.