An den Rand notiert: Grundlagen I
Andreas Burmester
Wie nähern wir uns also der Frage, woher Dürer seine Farben bezog? Wer hat damals mit Farben gehandelt? Wo fand dies statt? Kaufte man Mineralien und überließ dann einem Gehilfen, daraus ein farbiges Pulver oder eine pastose Ölfarbe zu reiben? Wie waren die Verpackungen, wie übliche Mengen, Gewichte, Preise? Wie müssen wir uns den Alltag im Handel mit Buntem, Klebrigem, Löslichem, mit Farbmitteln, Bindemitteln, mit Grundstoffen, Hilfsstoffen und Sonstigem vorstellen? Von wo kamen die Waren? Kamen sie von weit weg über den Seeweg, umgeschlagen von großen Handelshäusern in quirligen Hafenstädten? Oder wurden sie in der Kraxe auf dem Rücken unter winterlichen Witterungsverhältnissen über die Alpen geschleppt? Welche Rolle spielten lokale Hersteller? Welche Rolle Frauen und Kinder, die im Frühjahr Blüten und im Herbst die Beeren sammelten? Wo verliefen die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Berufsgruppen, die alle ihr Auskommen in einer stark arbeitsteiligen Welt suchten?
Bevor wir uns all diesen Fragen zuwenden, müssen wir an einer Wegscheide kurz haltmachen. Hier teilt sich die Gruppe der Leser! Der eine Teil will sich zuerst mit den damaligen Marktgewohnheiten, mit editorischen Grundlagen, mit Gewichten und Währungen befassen. Der andere stürzt sich auf die Randnotizen zu Apotheken und Materialisten, ist neugierig auf ungewöhnliche Beobachtungen in der einen oder anderen Liste, freut sich auf die reiche Bebilderung. Doch auch hier geht es um Marktmechanismen, Gewichte, ... Farben. Entscheiden Sie sich also für die Grundlagen unseres Projektes, so bleiben Sie hier. Trägt Ihre Ungeduld Sie weiter, so springen Sie mitten hinein in die Welt der Taxen, Inventare und Preiscourants bis 1574, ab 1575, ab 1600, ab 1625, ab 1650, ab 1675, ab 1700, ab 1725, ab 1750 und um 1800 oder zur allgemeine Suche.
Die, die bleiben, wenden sich jenem Farbenhändler zu, den uns Job Berckheyde in einer seltenen Darstellung gemalt hat. Sie zeigt uns einen Handel im Kleinen, einen engen Verkaufsraum mit all den Requisiten, die wir erwarten: Einer kleinen Waage, gefalteten Papieren, auf denen geringe Mengen farbiger Pulver liegen, ein Windstoß würde genügen ... Muscheln, hölzerne Dosen, ein Einnahme- und Ausgabebuch, auf das sich der Farbenhändler stützt ... Erfüllt dieses Bild unsere Vorstellungen? Ist dieser Farbenhändler Teil der Antwort auf die Frage: Woher bezog Dürer seine Farben?
Die Antwort ist nicht so einfach gelagert, wie dies Berckheydes Farbenhändler vermuten lässt. Es umschreibt ein allzu kleines Universum, wir aber müssen in ein Stück unerforschter Handelsgeschichte eintauchen. Achten wir dabei auf alles, was Farbe gibt, was klebt. Auf alles, was wir brauchen, um Tinten oder rote Farblacke herzustellen. Nehmen wir als Beifang noch das mit, was den Alltag im Atelier oder einer Werkstatt erleichtert, all die Schleif- und Netzmittel, Spiritus und Terpentin. Doch, wie gesagt, bevor wir uns in eine Vielzahl von Erzählsträngen vertiefen – immer im Bemühen, den Handel mit Farben umfassend zu verstehen –, wird über unsere Quellenauswahl, unseren Warenkanon, über Gewichte und Währungen, über unsere Editionsgrundsätze, das reiche Bildmaterial und die Möglichkeiten zur Suche im Digitalen Malkasten zu sprechen sein. Ganz praktische Fragen also!
Zur Quellenauswahl
Im Zentrum des Digitalen Malkastens stehen bislang weit zu wenig beachtete Primärquellen, stehen Apothekenordnungen und -taxen, Inventare von Apotheken und Drogerien und Preiscourants von Materialisten. Unser dabei gewählter zeitlicher Rahmen liegt grob zwischen 1550 und 1820. Für unser Projekt leisten die Digitalisierungskampagnen für Druckschriften des 16. bis 18. Jhs. unschätzbare Hilfestellung. Es sind diese Digitalisate, die die Grundlage für unsere Suche nach einer Vielzahl von Waren bieten. Sich hierauf zu beschränken, wäre jedoch sträflich: Insbesondere Inventarverzeichnisse geben einen Einblick in die Bestände einer Apotheke, einer Drog(u)erie, eines Specereyhändlers zu einem konkreten Zeitpunkt. Diese handschriftlich geführten Listen – die sich manchmal in städtischen Archiven finden – bieten uns nicht nur den Gesamtwert des Warenbestandes, sondern legen auch die bevorrateten Mengen und Verpackungsformen einzelner Waren offen. In Form verkürzter Bezeichnungen niedergeschrieben, entpuppt sich ihre vollständige Entzifferung oft als wochenlange Auseinandersetzung. Zwischen einzelnen Kaufleuten ausgetauschte Preiscourants sind in der Regel in Form von Handzetteln gedruckt, die Preise handschriftlich eingefügt. Ihr Nachweis in Archiven ist reine Glückssache. Wenn dann noch einzelne Rechnungen über die Abgabe von Farben auf konkrete Bauvorhaben oder Kunstwerke verweisen – wie im Falle der Veninos auf die Würzburger Residenz und die Werkstatt Tiepolos – wird das Glück grenzenlos!
Zur Warenauswahl
Die Auswahl an Materialien, die wir im Digitalen Malkasten sehen wollen, trafen wir aus dem Nürnberger Kunstbuch (ca. 1480), dem Liber Illuministarum aus Tegernsee (um 1500), dem bekannten Werk von Boltz (1549), aus de Mayerne (1620), aus dem Cröker (1736) und unserem eigenen Erfahrungsschatz. Unser Warenkanon, wie wir es nennen, wurde immer wieder erweitert – letzte Aufstiegskandidaten waren Rosmarin- und Lavendelöl (Oktober 2023) –, was den Projektverlauf immer wieder verzögerte. Denn streng genommen, müssten wir für die Erfassung dieser Öle jetzt wieder alle bereits bearbeiteten Taxen in die Hand nehmen und nach diesen beiden Waren suchen. Das Resultat wäre eine Endlosschleife. Ruhig, Brauner! Von Anbeginn gehörten zentrale Waren wie Realgar oder Safran zum Kanon. Beide wurden in jeder Liste (hoffentlich verlässlich) erfasst. Bei z. B. Glas und Seife war dies erst später der Fall. Nach dem Entschluss, auch Zucker aufzunehmen, verzichteten wir ebenfalls auf eine retrospektive Erfassung, achteten aber bei jeder weiteren Liste auf die vielfältigen Formen, in denen Zucker angeboten wurden. Zucker war nicht nur eine wichtige Einnahmequelle für Apotheken, sondern erlaubt uns auch, den Inhalt des Digitalen Malkastens in Relation zu einer Alltagsware zu setzen. Mut zur Unvollständigkeit trifft auch Alltagswaren wie Kaffee, Tee und Schokolade. Ein Hinweis für die damit Unzufriedenen: Die Verlinkung zu den Digitalisaten der Preislisten bietet jedem Nutzer zukünftig jederzeit eine Möglichkeit der Erweiterung. Wir sind um Kontaktaufnahme dankbar!
Zu den Gewichten
Preislisten enthalten neben einzelnen Waren in der Regel Angaben zu handelsüblichen Mengen und Preisen. Hier wird es schon schwieriger! Wie bei fast jedem Quellenprojekt, gibt es Bereiche, in denen wir uns sicher fühlen, und andere, die ein bleibendes Gefühl von Unsicherheit hinterlassen. Zu den annähernd sicheren Bereichen rechnen wir die angegebenen Gewichte, in denen die Waren verkauft wurden. Gängiger Weise wurden die Waren in Apotheken des betrachteten Zeitraums im Loth oder Pfund angeboten. Der Grund war einfach: Eine genaue Waage, die mit verlässlichen Gewichten versehen war, war die Garantie, dass bei pharmazeutischen Zubereitungen (Pillen, Salben oder Extrakte) kein Schaden entstand. Genaue Gewichte waren also eine Lebensversicherung für den Patienten wie den Apotheker. Die Rezepturen für diese Zubereitungen entnahm man Dispensatorien oder Pharmacopöen, die nicht selten auch eine Taxe im Anhang führten. Grundvoraussetzung für eine sichere Anwendbarkeit war dabei ein einheitlich eingeführtes Gewicht, dessen Geltungsbereich reichsweit war. Dieses war ausnahmslos das Nürnberger Medizinalpfund von 360 Gramm (g), das Apotheken von Jever bis Prag, von Liegnitz bis Straßburg verwendeten.
Ein sorgsam ausgeklügeltes System von auch leichteren Gewichten erlaubte auch das Einwiegen von kleineren Mengen. Aufbauend auf dem Gewicht von einem Weizen-, Gersten-, Pfefferkorn (1 Granum = 0,062 g) folgen 1 Scrupel = 20 Körner (Gran) = 1,242 g, 1 Drachme oder Quint = 3 Scrupel = 3,73 g, 1 Lot(h) = 4 Drachmen = 15 g, 1 Unze = 2 Loth = 30 g, 1 Medicinalpfund = 12 Unzen = 24 Loth = 360 g und 1 Krämer- oder Civilpfund = 16 Unzen = 32 Loth = 480 g. Angaben wie 476,9987 g für das Krämerpfund oder 357,66 g für das Medizinalpfund - wie in der pharmaziehistorischen Literatur immer wieder zu finden - erscheinen in Anbetracht der Bezugsgröße eines Kornes als abwegig. Wir arbeiten also mit gerundeten Werten. Weit wichtiger, hält sich das Nürnberger Medizinalgewicht in Österreich bis 1761, in Bayern bis 1811 und in Preußen bis 1816.
Das Nürnberger Medizinalgewicht eignet sich, um feste oder flüssige Waren abzuwiegen. Für den Verkauf von Essig oder Wein dagegen boten sich örtlich unterschiedliche Hohlmaße an. Sofern die Taxen für diese Hohlmaße eine Umrechnung liefern, ist dies zu den Einzellisten vermerkt. Weit seltenere Mengenangaben wie ein Reiss Papier, ein Büchlein Zwischgold oder ein Tropfen eines Essenzöles bleiben unaufgelöst.
Zu den Währungen
Im Umgang mit dem Datenmaterial, das wir aus den Apothekentaxen, Inventarlisten und Preiscourants gewonnen haben, sollte nie aus dem Auge verloren werden, dass unsere Arbeit mit Unsicherheiten belastet ist. Hierzu rechnen vor allem die Währungseinheiten, die in den Listen angegeben werden. Mancher Preis für ein Loth oder ein Pfund setzt sich aus mehreren Währungseinheiten zusammen (z. B. 1 Loth für 1 Groschen, 6 Pfennige). Unsere Umrechnung erfolgt im Fall der Apothekentaxen und -inventare in der Regel auf die kleinste gegebene Einheit, zumeist den Pfennig. Über die Umrechnungsfaktoren schweigen sich die meisten Quellen zumeist aus: Ist der Groschen 12, 18 oder 24 Pfennige wert? Diese Frage kann deshalb oft nur über Plausibilitätsüberlegungen entschieden werden: Taucht in der Spalte mit den Pfennigangaben oft 3, 6, 9, aber nie 12 auf, liegt eine Umrechnung von 1 zu 12 nahe. Weit schwieriger ist die Frage zu entscheiden, wann ein Reichsthaler den Gegenwert von 240 oder 288 Pfennige hat. Erweist sich dies für die Inventarverzeichnisse mit ihren unter Umständen hohen Werten für eine bestimmte Ware als kritisch, sind in Taxen selten Waren im Wert von einem Florin pro Pfund, Loth, Quint, Scrupel oder Gran zu finden: Safran oder Karmin sind Ausnahmen. Kurz: Wenn jemand unser Projekt kritisieren will, sollte er sich an den Währungsumrechnungen halten. Hier könnte man sich reiben! Von Überlegungen zur Kaufkraft ganz zu schweigen! Um letzteres Problem anzugehen, wäre vermutlich eine Zeitreise zu empfehlen. Oder die Hoffnung nicht aufzugeben, in den Archiven auf Jemanden zu stoßen, der sich mit Währungsumrechnungen und Kaufkraft zum jeweiligen Ort und zur jeweiligen Zeit auskennt.
Ein Ausweg aus diesem Dilemma ist der sogenannte Relativpreis, der angibt, um wievielmal eine bestimmte Ware teurer oder billiger als Grünspan ist. Hierzu wird der Preis pro Gramm einer Ware durch den Preis pro Gramm von Grünspan geteilt. Grünspan ist in den allermeisten Listen als mittelteure Ware gelistet. In nur bislang fünf Taxen (Stand 27.12.2023) fehlt Grünspan, vermutlich ein Flüchtigkeitsfehler bei der Erstellung der Taxe. Die Entscheidung für Grünspan war eine gute Wahl, denn der einheitslose und mengenunabhängige Relativpreis bietet eine wichtige Informationsquelle: Er bietet Orientierung, um wievielmal Ocker billiger war als Grünspan und um wie viel Mal teurer natürlicher Zinnober als künstlicher angeboten wurde.
Zur Edition
Die Überarbeitung der Daten und die Neuerfassung weiterer Listen für den Digitalen Malkasten zielt auf eine Vereinheitlichung unserer umfassenden Vorarbeiten aus den Jahren 1997 bis 2004. Im Vordergrund steht eine Übernahme der Informationen, wie sie in der Quelle zu finden sind. Bei den in der Regel in zwei Spalten gelisteten Waren erfolgt die Übernahme deshalb in zwei Spalten: Erstes Feld lateinische Bezeichnung, zweites Feld deutsche Bezeichnung. Fehlt eine dieser Spalten, bleibt das Feld leer. Im Fall von dreisprachigen – z. B. dänischen oder schwedischen – Taxen finden sich die Einträge in Latein in der ersten, die in Deutsch und der dritten Sprache in der zweiten Spalte.
Die Edition der Taxen hält sich an die Maxime, den Text möglichst wort- und zeichengetreu zu übernehmen. Eine Auflösung von sive oder seu im Sinne einer Wiederholung (Santalum album seu (Santalum) citrinum) erfolgt deshalb nicht, sondern folgt der Angabe der Quelle wortgetreu (Santalum album seu citrinum). Die Buchstaben u und v werden in der Regel lautgerecht wiedergegeben (aus svccvs wird succus). Aus datentechnischen Gründen musste allerdings eine Reihe von Vereinfachungen gemacht werden: Aus u mit Tilde wird um; aus dem dänischen ø wird ö#; aus œ wird oe; aus æ wird ae; aus m mit Überstrich wird mm; aus n mit Überstrich wird nn; aus ë wird e usw.
Während der Edition eines so heterogenen Quellenkonvolutes ändern sich die Grundlagen der Bearbeitung mit steigender Erfahrung im Umgang mit diesem neuen Quellentypus. Eine Nachführung später aufgenommener Waren war nicht machbar, aber genauso wenig inhaltlich notwendig. Zwei Beispiele mögen diese pragmatische Vorgehensweise erläutern: So werden in den Genitiv gestellte Einträge quellengetreu übernommen. Der Genetiv bezieht sich auf Taxa, also der Preis von z. B. künstlichem Zinnober (Taxa cinnabaris factitiae). Von uns zugefügte Ergänzungen – mit einem + markiert –, die den Bezug zu einer größeren Stoffgruppe klären sollen (wie zu den Hölzern, Lignum+) orientieren sich an den Kapitelüberschriften und werden deshalb nicht in den Genetiv übergeführt (Lignum+ Santali, nicht (Taxa) Ligni+ Santali). Wird eine Wiederholungszeile erfasst, wird die zweite und jede folgende Zeile – wo dies der Sinn erfordert – mit + gekennzeichnet ergänzt (z. B. Santalum album, nächste Zeile citrinum ergänzt zu Santalum+ citrinum). Auf letztere Vorgehensweise wurde im Lauf der Erfassung, irgendwo zwischen der 13.672ten und der 13.678ten Tabellenzeile verzichtet, da kein Schaden! Manchmal bietet sich bei Abkürzungen (lot. oder Doppelpunkt lot: für lota) eine Ergänzung im laufenden Text an (praepar(ati) oder praeparati).
Gummen werden, sofern sie sich in separaten Kapiteln finden, mit einem in den Listen der Webseite nicht sichtbarem Klickfeld markiert. Eine Ergänzung als Gummi+ erfolgt, wo dies der Sinn erfordert. In anderen Fällen wird der Oberbegriff zugefügt (z. B. Succi+ Spinae cervinae).
Führt der Titel der Taxe oder die Kapitelüberschrift den Begriff Pigmenta, Colores oder Farben, dann wird der Eintrag als "Im Farbenkapitel" markiert und als solches auf den Warenseiten in einer separaten Spalte sichtbar. Kapitel zu Mineralia oder Bergarten, die Pigmente enthalten, die aber als solche nicht in der Kapitelüberschrift benannt werden, bekommen keine(!) Markierung in der Spalte "Im Farbenkapitel".
Fallende oder steigende Preise einzelner Waren (z. B. Borax), die dem Anbieter eine variable Preisgestaltung gestatten, werden in einer separaten Spalte "Preis variiert" auf der Webseite kenntlich gemacht.
Da die Kapitelüberschriften in Sammeltaxen oft Hinweise auf die Herstellungsweise liefern, werden diese dem Wareneintrag als z. B. Olea [simplicia per expressionem et infusionem parata] Lini in eckigen Klammern beigestellt.
Man muss sich unseren Warenkanon wie einen Apothekenschrank mit zahllosen Schubladen vorstellen. Waren, die es in verschiedenen Farbtönen gibt (roter und gelber Ocker) werden zuerst einmal in eine große Schublade geworfen, also dem Oberbegriff Ocker zugeordnet. Natürlich vorkommende Materialien (Bergzinnober) und ihre künstlichen Entsprechungen (künstl. Zinnober, Vermillion) finden sich auch zuerst einmal in der großen Schublade Zinnober. Eines Tages werden wir die großen Schubladen in kleinere Schubladen umsortieren, um so den gemachten vom natürlichen Zinnober zu scheiden oder den roten und den gelben Ocker getrennt zu verwahren.
Nicht aufgenommen wurden Grundstoffe zur Herstellung von gelben Lacken außer den Produkten der Kreuzbeere (Schüttgelb, Blasengrün, Kreuzbeere), Wau, Gelbholz sowie Curcuma.
Bei der Erfassung werden auch oft Produkte im unmittelbaren Umfeld miterfasst: So findet man z. B. unter Sandelholz immer wieder Lignum sandali albi, das jedoch nicht als Grundstoff für die Produktion von Farbstoffen nutzbar ist, aber vom Preisschema von Interesse ist.
Wird eine Ware z. B. im Loth und im Pfund angeboten, wird der Eintrag wiederholt und im letzteren Fall in der Regel [Pfund] zugefügt.
Suchfunktionen
Bei der Gestaltung der Webseite wurde Wert darauf gelegt, die Nutzung des Digitalen Malkastens so einfach wie möglich zu gestalten. Kritiker sollten bedenken, dass Stand 27.12.2023 rund 900.000 Datenfelder – die im Hintergrund eingepflegt wurden – in die auf der Webseite nutzbaren Listen eingehen. Eine benutzerfreundliche, einfache Darstellung verlangte deshalb eine Datenreduktion, vor allem, da die Seite auch auf dem Smartphone, Tablet und PC nutzbar sein sollte.
Die Sortierreihenfolge ergibt sich aus wenigen zentralen Daten: dem Ort, der Datierung der Taxe, sowie der Ware und wiederum dem Ort und der Datierung der Taxe. Ein beliebtes Sortierfeld ist zudem der Relativpreis. In den Einzellisten wie den Warenlisten ist hinter den Spaltenüberschriften in der PC-Ansicht manchmal ein kleiner schwarzer Pfeil zu finden. Klickt man diesen, so ändert sich die Sortierung der Liste. So lässt sich eine Einzelliste z. B. nach der Warenbezeichnung oder dem Relativpreis sortieren. Beachte: Diese Option gibt es nicht für die Darstellung auf dem Tablet oder dem Smartphone.
Nun, manchmal wird sich die Frage stellen, ob sich im Digitalen Malkasten irgendwo irgendetwas – vor allem in den Randnotizen – z. B. zu "Windsheim" findet, Informationen also, die die Taxe Windsheim 1708 ergänzen? WordPress erlaubt eine allgemeine Suche, die auf elegante Weise Antworten liefert. Nichts kann dieser Suche entgehen!
Um eine freiere Suche auf der Warenseite zu gestatten, findet sich dort sowohl ein Scrolldown-Feld für das Warensortiment als auch ein frei ausfüllbares Suchfeld. Gibt man dort z. B. die Zeichenfolge cinnabar ein, findet er alle Einträge, die diese Zeichenfolge fortlaufend aufweisen. Auch Wortkombinationen sind möglich: Wird bei der Freitextsuche ein + vor ein Suchwort gehängt, müssen beide Zeichenfolgen im Ergebnis vorkommen. Beispiel +Spanisch +Wachs. Hier werden nur Einträge gezeigt, die als ganze Wörter Spanisch Wachs kennen.
Unter dem Suchwort „Sonstiges“ finden sich Einträge außerhalb des Warenkanons von rund 165 Waren. Nicht jede Ware hat dabei Relevanz für den Digitalen Malkasten: Allerdings liefern die zusätzlich erfassten, kulturhistorisch interessanten Waren wie Kaffee, Tee, Kakao oder Zucker wichtige Bezugspunkte für örtliche Versorgung und Nachfrage. Ihr Preis vermittelt ein Gefühl für die Kaufkraft. Andere, wie Seife oder Ofenlack stehen vielleicht (noch) nicht für unser Projekt im Mittelpunkt, könnten sich jedoch zu strahlenden Aufsteigern oder hoffnungslosen Verlierern im Warenkanon entwickeln. Bis dies entschieden ist, verteidigen wir unsere Neugier! Der geneigte Leser bedenke, dass die Erfassung und Aufnahme von Culturhistorica wie auch (manchmal, sorgsam dosiert) Curiosa nur als zutiefst menschliches Ventil gegen die Monotonie des engen Warenkanons und das Abschreiben von endlosen Listen begriffen werden kann. Doch jenseits aller Seufzer, wie gesagt: Manche Aufsteiger wie z. B. die vielen Arten von Zucker stehen für Waren des täglichen Bedarfs. Ihr Preis erlaubt uns eine Einordnung all der Preise, die wir für unseren Warenkanon ermitteln konnten. Es ist also eine wichtige Orientierungshilfe!
Zum Bildmaterial
Keine Abbildung kann den Umgang mit dem Original ersetzen. Die dem Header jeder Einzelliste hinterlegten Abbildungen geben einen lebendigen Eindruck vom Original. Bibliotheken und Archiven verdanken wir Zugriff auf dieses digitalisierte Bildmaterial, das heute in der Regel in hoher Auflösung zugänglich ist. So entsteht ein typografischer Spiegel der Zeit zwischen 1553 und 1830. Es zeugt zugleich von den Fähigkeiten und der Sorgfalt des Druckers, eine Mühe, die auf Grund der vermutlich kleinen Auflagen verwunderlich, jedoch im Fall der Taxen einem amtlichen Dokument angemessen ist. Dass darüber hinaus einige der Listen mit prächtigen Titelkupfern ausgestattet sind, erlaubt uns einen Blick in eine Welt, die von der gezähmten Natur – dem Apothekergarten – über das Bergwerk – aus dem viele der Rohstoffe gewonnen wurden – über das Labor – mit all seinen Glasgeräten und Öfen – bis hin in die wohl geordnete Offizin des Apothekers reicht. Der Blick in diese versunkene Welt spiegelt das reiche Warensortiment von Messen und Materialisten, von Kräuterweibern, Schnapsbrennern und Lebküchlern. Es öffnet sich ein Panoptikum einer versunkenen Welt.
Unser Dank für die Früchte umfassender Digitalisierungskampagnen, von denen wir reichlich kosten durften, schließt deshalb folgende Einrichtungen ein: Bayerische Staatsbibliothek München, Bibliotheksverbund Bayern, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Landesbibliothek Oldenburg, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Staatsarchiv Würzburg, Staatsbibliothek Berlin, Stadtarchiv Nürnberg, Technische Universität Braunschweig, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, Universitätsbibliothek Mainz, Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Universitätsbibliothek Erlangen Nürnberg, Universitätsbibliothek Freiburg, Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Universitätsbibliothek Leipzig, Universitätsbibliothek Heidelberg, Staatliche Bibliothek Regensburg, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg - Carl von Ossietzky -, Universitätsbibliothek Greifswald, Hagenmarkt-Apotheke Braunschweig Dr. Wigand Bohlmann, Universitätsbibliothek Kiel, Deutsches Museum München, Österreichische Nationalbibliothek, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, IB-Hochschule für Gesundheit und Soziales im Studienzentrum Coburg, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und Stadtarchiv Lüneburg. Für das Projekt weniger förderlich und für das historische Bewusstsein heutiger Apotheken Bände sprechend war die Tatsache, dass keine einzige(!) Anfrage, die ich über die jeweiligen Kontaktformulare stellte, beantwortet wurde.
Die Bildauswahl erfolgte im Hinblick auf Passagen oder Abbildungen, die den Kontext der Taxen erweitern. Reizvolle typografische Leistungen, für den Alltag in der Apotheke sprechende Abbildungen und handschriftliche Ergänzungen wurden hierbei berücksichtigt. Die Auswahl ist dabei bewusst nicht auf den Digitalen Malkasten eingeengt, sondern greift weiter aus und vermittelt so ein Bild vom Tun historischer Apotheken. Die Bilder sollten unbedingt die Aufmerksamkeit des Nutzers finden: Sie können durch ein einfachen Click auf die Lupe sichtbar gemacht werden. Ein Doppelclick oder eine Bewegung mit zwei Fingern vergrößert das Bild.
[1] Hermann Peters und Fritz Feichl, Die Apotheke zum Mohren in Nürnberg. Nürnbergs älteste Apotheke im Wandel von fünf Jahrhunderten, Stuttgart 1928.
Zeitstrahl bis 1574 [] ab 1575 [] ab 1600 [] ab 1625 [] ab 1650 [] ab 1675 [] ab 1700 [] ab 1725 [] ab 1750